Die Nymphe des Brunnens

Märchen (AaTh 510 B, 410) im zweiten Band von Johann Karl August Musäus‘ Volksmährchen der Deutschen, 1783

Die Nymphe des Brunnens ist ein Märchen (AaTh 510 B, 410) im zweiten Band von Johann Karl August MusäusVolksmährchen der Deutschen, 1783.

Illustration von Rudolf Jordan

Wackermann Uhlfinger ist als Raubritter hart, doch daheim gut. Seine bescheidene Frau hilft Armen. Wie er einmal lange ausbleibt, weint sie in der Grotte bei der Quelle. Die Nixe erscheint und weissagt, dass sie vor ihrem Mann sterben und ein drittes Töchterlein hinterlassen wird. Die Nixe steht Gevatter und vermacht dem Kind, Mathilde, einen Bisamapfel, den die Mutter verwahrt. Die verschwenderische neue Frau plündert den Schmuck, wirft den wertlosen Bisamapfel aus dem Fenster. Mathilde spielt damit, bis er in den Brunnen fällt. Die Nixe unterweist sie im Gebrauch desselben, ehe Feinde die Burg zerstören. Mathilde flieht und wird Magd im Komterhof Graf Konrads, verliebt sich in ihn. Zweimal entnimmt sie dem Bisamapfel ein schönes Kleid, tanzt mit dem Prinzen, der ihr seine Liebe gesteht und seinen Ring gibt, und verschwindet. Zur nächsten Einladung kommt sie nicht. Dann kocht sie dem Liebeskranken eine Suppe mit dem Ring darin, dass er sein Versprechen erneuert, ehe sie die Verkleidung als Magd ablegt. Sie heiraten. Doch seine Mutter lässt die Amme nacheinander beide neugeborene Söhne rauben und Mathilde als Liebeshexe beschuldigen. Konrad lässt sie ins Bad sperren und heizen. Zum Glück hat der Bisamapfel einen dritten Wunsch übrig. Die Nixe löscht das Feuer, hat auch die ertränkten Kinder gepflegt. Die Amme muss sterben.

Quellen und Nachwirkung

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„Drei Meilen hinter Dinkelsbühl“ soll Uhlfingers Raubschloss gelegen haben. Ein Bisamapfel ist ein Schmuckstück. Graf Konrad von Schwabegg residiert hier offenbar in Augsburg. Harlinda Lox sieht französische Vorbilder: Perraults Peau d’ âne und La Belle au bois dormant, de Villeneuves Les Nayades.[1]

Vor ihrer Flucht spricht Mathilde: „Hinter mir Nacht, vor mir Tag, / daß mich niemand sehen mag“,[2] ganz ähnlich später Bechsteins Aschenpüster mit der Wünschelgerte. Die garstige Dienstherrin wird „Frau Trude“ genannt,[3] vgl. später Grimms Frau Trude. Der Ring in der Suppe ist wie bei Allerleirauh, wie auch die Brüder Grimm in ihrer Anmerkung dort bemerken.[4] Böse Schwiegermütter sind in Märchen verbreitet, etwa Brüderchen und Schwesterchen.

Literatur

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  • Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 311–370.
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Commons: Die Nymphe des Brunnens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Harlinda Lox: Musäus, Johann Karl August. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 9. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1999, S. 1025–1030.
  2. Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 332.
  3. Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 334.
  4. Wikisource: Grimms Anmerkung zu Allerleirauh