Dieter Glawischnig
Dieter Glawischnig (* 7. März 1938 in Graz) ist ein österreichischer Jazzmusiker (Piano, Komposition, Posaune, Bandleader) und Hochschullehrer.
Leben
BearbeitenNach seinem Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz (neben den Instrumenten auch Dirigieren und Musikwissenschaft) arbeitete Glawischnig ab 1963 als Posaunist ohne Festanstellung im Österreichischen Rundfunkorchester. Anschließend war er in der Grazer Oper als Korrepetitor tätig und leitete von 1968 bis 1975 die Jazzabteilung der Musikhochschule Graz. Glawischnig übernahm 1973 in Hamburg die Leitung der damaligen NDR-Studioband[1], entwickelte sie ab 1980 zur NDR Bigband weiter und rettete sie vor der Auflösung. Von 1982 bis zu seiner Emeritierung 2003 hatte er eine Professur an der Musikhochschule der Hansestadt inne und baute dort nach Grazer Vorbild eine Jazzabteilung auf. Der NDR Bigband stand er als Chefdirigent bis 2008 vor.
1974 gründete er mit Ewald Oberleitner und John Preininger die Band The Neighbours, mit der er eine Synthese aus frei improvisierten und auskomponierten Elementen anstrebt und die national wie international zahlreiche Tourneen und Festivaleinladungen absolviert. Glawischnig wirkte dort unter anderem mit Fred Anderson, Anthony Braxton, Karl Berger, Gerd Dudek, Albert Mangelsdorff und John Surman zusammen.
Glawischnig ist an einem gleichberechtigten Umgang von Text und Musik besonders interessiert, wobei er auf eine Integration der Ausdrucksbereiche beider Bereiche abzielt (anstelle eines nach seiner Ansicht häufig beziehungslosen Nebeneinander von Jazz & Lyrik). Der Sprecher ist dabei gleichwertiger Solist, die improvisierenden Spieler agieren mit dem Sprecher auf gleicher Augenhöhe. Glawischnig setzt sich immer wieder intensiv mit den Gedichten Ernst Jandls auseinander. Seine Komposition „Aus der Kürze des Lebens“ hat er 1989 mit der NDR Bigband und den Solisten Manfred Schoof, Christof Lauer, Conny Bauer, Andreas Schreiber, John Marshall und Ernst Jandl als Sprecher aufgeführt. Mit Schreiber und Marshall arbeitet er auch in seiner Duo- und Trio-Gruppe Cercle zusammen, die in der Vergangenheit für Rezitationen zusätzlich um den inzwischen verstorbenen Dietmar Mues als Sprecher verstärkt wurde. Nach Texten von Gunter Falk schrieb er das Stück Als die Synagogen brannten zum 50. Jahrestag der sogenannten Reichskristallnacht.[2]
Sein Sohn Hans Glawischnig ist gleichfalls Jazzmusiker.
Diskographische Hinweise
Bearbeiten- Neighbours Live, 1975
- Great Neighbours Music, 1979
- laut und luise – aus der kürze des lebens ernst jandl mit dieter glawischnig und der ndr bigband, 1995
Auszeichnungen
Bearbeiten- 2024: Andrzej-Dobrowolski-Kompositionspreis des Landes Steiermark[3]
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Ian Carr, Digby Fairweather, Brian Priestley: Rough Guide Jazz. Der ultimative Führer zur Jazzmusik. 1700 Künstler und Bands von den Anfängen bis heute. Metzler, Stuttgart/Weimar 1999, ISBN 3-476-01584-X.
- Wolfram Knauer: The New Grove Dictionary of Jazz. Volume 2 Gabler-Niewood, second edition, Macmillan Publishers, London 2002, ISBN 1-56159-284-6
- Michael Kahr: Jazz & the City. Jazz in Graz von 1965 bis 2015 (Graz: Leykam 2016), S. 61–85.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Mit der NDR-Studioband musste er in einer Fernsehshow Heino begleiten – dabei trug er den Button Heino? Nein Danke. Vgl. Dieter Glawischnig sagt Servus (NDR)
- ↑ Hey, ich wusste gar nicht, dass du auch Klavier spielen kannst. Interview. In: Frankfurter Rundschau. 20. Januar 2009.
- ↑ Land Steiermark ehrt Jazzer Glawischnig und Perkussionistin Stadler. In: Kleine Zeitung. 16. Mai 2024, abgerufen am 16. Mai 2024.
Personendaten | |
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NAME | Glawischnig, Dieter |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Jazzmusiker und Jazzforscher |
GEBURTSDATUM | 7. März 1938 |
GEBURTSORT | Graz |