Dieter Oesterhelt

deutscher Biochemiker und Hochschullehrer

Dieter Oesterhelt (* 10. November 1940 in München; † 28. November 2022[1][2]) war ein deutscher Biochemiker.

Nachdem er 1959 das Abitur am Theresien-Gymnasium München bestanden hatte, studierte Oesterhelt von 1959 bis 1963 Chemie an der Universität München. Von 1964 bis 1967 folgte seine Dissertation am Institut für Biochemie der Universität München bei Feodor Lynen mit dem Thema Der Multienzymkomplex der Fettsäuresynthetase aus Hefe. Anschließend war er bis 1969 wissenschaftlicher Assistent (post doc) am Max-Planck-Institut für Zellchemie.

Von 1969 bis 1973 wirkte er als Akademischer Rat am Institut für Biochemie der Universität München und arbeitete über Struktur, Funktion und Biosynthese der Purpurmembran von Halobacterium salinarum. 1969/70 absolvierte er einen Forschungsaufenthalt bei dem Elektronenmikroskopiker Walther Stoeckenius an der University of California, San Francisco, wo er die Arbeiten an der Purpurmembran begann.

1973 erfolgte die Habilitation in München, 1975 war er Nachwuchsgruppenleiter am Friedrich-Miescher-Laboratorium in Tübingen und erhielt kurz darauf einen Ruf an die Universität Würzburg.

Von 1976 bis 1979 war er ordentlicher Professor an der Universität Würzburg. Oesterhelt war ab 1980 Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried. Im Jahr 2008 wurde er emeritiert. Seitdem leitete er eine Emeritus-Forschungsgruppe am MPI für Biochemie.[3][4]

Oesterhelt gelang während seines Aufenthaltes in San Francisco der Nachweis des Rhodopsin-ähnlichen Proteins Bakteriorhodopsin in der Zellmembran von Halobacterium salinarum.[5] Er konnte nachweisen, dass Bakteriorhodopsin den Chromophor Retinal (Vitamin-A-Aldehyd) enthält und dass die physiologische Funktion des Bakteriorhodopsins darin besteht, Protonen aus der Zelle zu pumpen.[6] Der dadurch entstehende Protonengradient kann von der ATP-Synthase zur Produktion von ATP verwendet werden. Damit entdeckte Oesterhelt eine zuvor unbekannte, sehr einfache Art der Photosynthese, die sich von der Photosynthese der Pflanzen unterscheidet. Mitglieder seiner Abteilung am Max-Planck-Institut für Biochemie erforschten Struktur-Funktion-Beziehungen von Membranproteinen sowie weitere mikrobielle Rhodopsine wie Sensorhodopsine oder die Chloridpumpe Halorhodopsin. Letztere wurde später zu einem molekularen Werkzeug der Optogenetik, eines neuen Forschungsfeldes der Neurobiologie, das derartige molekulare Kanäle und Pumpen nutzt, um die Aktivität von Nervenzellen mittels Licht selektiv zu modifizieren.

Ehrungen, Auszeichnungen und Mitgliedschaften (Auswahl)

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Schriften

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  • Dieter Oesterhelt und Mathias Grote: Leben mit Licht und Farbe – Ein biochemisches Gespräch. GNT-Verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-86225-128-5.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Lasker-Preis. Abgerufen am 30. November 2022.
  2. Traueranzeigen von Dieter Oesterhelt. In: SZ-Gedenken.de. 2. Dezember 2022, abgerufen am 6. Dezember 2022 (deutsch).
  3. siehe Chronik der Kaiser-Wilhelm-, Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften : 1911–2011 ; Daten und QuellenBerlin : Duncker & Humblot 2011, ISBN 978-3-428-13623-0, Seite 984
  4. Homepage von Oesterhelt am MPI für Biochemie, abgerufen am 19. November 2015 (Memento vom 30. Dezember 2011 im Internet Archive).
  5. Dieter Oesterhelt, Walther Stoeckenius: Rhodopsin-like Protein from the Purple Membrane of Halobacterium halobium. In: Nature New Biology. Band 233, Nr. 39, September 1971, ISSN 2058-1092, S. 149–152, doi:10.1038/newbio233149a0 (nature.com [abgerufen am 16. September 2021]).
  6. Dieter Oesterhelt, Walther Stoeckenius: Functions of a New Photoreceptor Membrane. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 70, Nr. 10, 1. Oktober 1973, S. 2853–2857 (pnas.org [abgerufen am 16. September 2021]).