Diminution
Unter Diminution (von lateinisch deminuere ‚verringern‘ bzw. diminuere ‚zerspalten‘) versteht man in der Musik verschiedene Sachverhalte, die sich begriffsgeschichtlich entweder auf die zeitliche Verkürzung bzw. Verkleinerung von Notenwerten oder die Aufteilung längerer Töne in umspielende Figurationen beziehen.
Formen der Diminution
BearbeitenDiminution als Verkürzung von Notendauern
BearbeitenAusgehend vom lateinischen deminuere ‚verringern‘ bezeichnet Diminution in der Mensuralnotation des 15. und 16. Jahrhunderts die proportionale Verkürzung bei der Ausführung von Notenwerten. Die Halbierung der Ausführungsdauer eines Notenwertes (Diminutio simplex) wurde in der Notation z. B. durch das senkrechte Durchstreichen des zwei- oder dreizeitigen Mensurzeichens (Kreis bzw. Halbkreis) angezeigt. Diese Praxis hat sich im alla-breve-Zeichen erhalten.
In der Musik der Klassik gehört die nicht mehr durch eine Proportionsvorzeichnung, sondern durch kleinere Notenwerte dargestellte Diminution (z. B. von halben Noten zu Viertelnoten) zu den elementaren Verarbeitungsmöglichkeiten „motivischer Arbeit“.
Werden Notenwerte vergrößert, spricht man von Augmentation.[1]
Diminution als Variationstechnik
BearbeitenIm Sinne des lateinischen diminuere ‚zerspalten‘ wird Diminution auch zur Bezeichnung einer Variationstechnik gebraucht, bei der längere Notenwerte in kleinere Notengruppen aufgelöst und melodisch umspielt werden. Die Diminution war in der Musik der Renaissance und des Barock ein wichtiges Element der improvisierten Variation und wurde in zahlreichen Lehrwerken abgehandelt.[2] Eine der Formen, die sich der Diminution bedient, ist das Double.[3]
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Greer Garden und Robert Donington: Diminution. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
- Richard Erig und Veronika Gutmann: Italienische Diminutionen (Prattica Musicale), Amadeus, 1979, ISBN 3-905049-00-7
Weblinks
Bearbeiten- Diego Ortiz: Trattado de Glosas (Rom 1553) auf IMSLP
- Jacob van Eyck, Der Fluyten Lust-hof (Amsterdam, 1646) auf IMSLP
Einzelnachweise und Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Clemens Kühn: Lexikon Musiklehre. Ein Nachschlage-, Lese- und Arbeitsbuch. Bärenreiter, Kassel 2016, ISBN 978-3-7618-2337-8, S. 22 f.
- ↑ Siehe Weblinks: Diego Ortiz 1553, Jacob van Eyck 1646.
- ↑ Lorenz Welker, Klaus Miehling: Improvisation. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 4 (Hanau – Kartäuser). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1996, ISBN 3-7618-1105-5, Sp. 558–569 (Abschnitte III. 14.–16. Jahrhundert / 3. Diminution und IV. 17. Jahrhundert / 5. Ornamentale Improvisation)