Diphenylzinn

chemische Verbindung

Diphenylzinn ist eine zinnorganische Verbindung und das zweifach phenylsubstituierte Stannylen. Es ist nicht zu verwechseln mit Diphenylstannan und konnte bisher nicht isoliert werden.

Strukturformel
Strukturformel von Diphenylzinn
Allgemeines
Name Diphenylzinn
Andere Namen

Diphenylstannylen

Summenformel C12H10Sn
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 6381-06-2
PubChem 70535
ChemSpider 63706
Wikidata Q4162487
Eigenschaften
Molare Masse 272,92 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Geschichte

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Die ersten Versuche Diphenylzinn zu erhalten wurden 1920 von Erich Krause und Reinhard Becker publiziert.[2] Sie setzten Phenylmagnesiumbromid mit wasserfreiem Zinn(II)-chlorid um, wobi sie einen gelben Feststoff erhielten. 1963 konnten Wilhelm P. Neumann und Klaus König jedoch zeigen, dass es sich dabei um Polymere handelt.[3]

 
Der Syntheseversuch von Diphenylzinn durch Krause und Becker sowie die tatsächliche Reaktion.[3]

1926 publizierten Robert F. Chambers und Philip C. Scherer eine Syntheseroute von Diphenylzinn durch Umsetzung von Diphenylzinndichlorid mit Natrium.[4] Jedoch konnten auch hier Neumann und König 1963 zeigen, dass nicht das gewünschte Produkt entstanden ist, sondern Diphenylstannan.[3]

 
Der Syntheseversuch von Diphenylzinn durch Chambers und Scherer sowie die tatsächliche Reaktion.[3]

Synthese und Reaktivität

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Diphenylzinn kann auf verschiedenen Wegen generiert werden. So schlagen Neumann und König die Reduktion von Diphenylzinndichlorid mit Natriumnaphthalid vor. Das entstehende Produkt konnte dabei jedoch nicht als Monomer isoliert werden, sondern reagierte sofort zum cyclischen Hexamer weiter.[3]

 
Eine von Neumann und König vorgeschlagene Synthese von Diphenylzinn und dessen Weiterreaktion zum korreskpondierenden Hexamer.[3]

Eine weitere Diphenylzinn zu generieren, ist die Thermo-[5] oder Photolyse[6] von geeigneten 1,1-disubstituierten 1-Stannacyclopent-3-enen. Das daraus erhaltene Stannylen kann dann mittels geeigneter Reagenzien abgefangen werden.[6] Ohne weitere Abfangreagenzien entstehen auch hier Polymere.[7]

 
Thermo- oder photolytische Generierung von Diphenylzinn aus 1-Stannacyclopent-3-enen (R = H[5], Me[6]).

Wie bei vielen nicht stabilisierten Stannylenen zeigten auch bei Diphenylzinn computerchemische Rechnungen, dass das Dimer Tetraphenyldistannene thermodynamisch stabiler ist. Die Energiedifferenz beträgt hier 47,7 kJ/mol. Thermodynamisch um weitere 20,5 kJ/mol präferierter ist jedoch das korrespondiere Stannylidenstannylen, welches durch die Wechselwirkung von π-Elektronendichte eines Phenylrings des einen Zinnatoms mit dem zweiten Zinnzentrum stabilisiert wird. Thermodynamisch am günstigsten ist jedoch das Stannylstannylen PhSnSnPh3. Die gefundenen Übergangszustände deuten darauf hin, dass dieses entsprechend entstehen sollte.[6]

 
Die von Duffy und Leigh computerchemisch untersuchte Dimerisierung von Diphenylzinn sowie die für die einzelnen Strukturen korrespondierenden Gibbs-Energien relativ zu Diphenylzinn.[6]

Struktur

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Computerchemische Rechnungen ergaben für Diphenylzinn einen C–Sn–C-Bindungswinkel von 97,4° bei Sn–C-Bindungslängen von 2,18 Å.[6]

Verwendung

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Diphenylstannylen findet als Ligand in verschiedenen Clusterverbindungen Einsatz.[8][9]

Einzelnachweise

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  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. Erich Krause, Reinhard Becker: Zweiwertiges Zinn als Chromophor in aromatischen Stannoverbindungen und die Gewinnung von Hexaaryl‐distannanen. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft (A and B Series). Band 53, Nr. 2, 14. Februar 1920, S. 173–190, doi:10.1002/cber.19200530209.
  3. a b c d e f Wilhelm P. Neumann, Klaus König: Organozinnverbindungen, VII. Über Diphenylzinn. In: Justus Liebigs Annalen der Chemie. Band 677, Nr. 1, 7. Oktober 1964, S. 1–11, doi:10.1002/jlac.19646770102.
  4. Robert F. Chambers, Philip C. Scherer: PHENYLTIN COMPOUNDS. In: Journal of the American Chemical Society. Band 48, Nr. 4, April 1926, S. 1054–1062, doi:10.1021/ja01415a026.
  5. a b Dong Zhou, Clemens Reiche, Mrinmoy Nag, John A. Soderquist, Peter P. Gaspar: Synthesis of 1-Stannacyclopent-3-enes and Their Pyrolysis to Stannylenes. In: Organometallics. Band 28, Nr. 8, 27. April 2009, S. 2595–2608, doi:10.1021/om800541f.
  6. a b c d e f Ian R. Duffy, William J. Leigh: Direct Detection, Dimerization, and Chemical Trapping of Dimethyl- and Diphenylstannylene from Photolysis of Stannacyclopent-3-enes in Solution. In: Organometallics. Band 34, Nr. 20, 26. Oktober 2015, S. 5029–5044, doi:10.1021/acs.organomet.5b00615.
  7. Ian R. Duffy, William J. Leigh: Fast kinetics studies of the Lewis acid–base complexation of transient stannylenes with σ- and π-donors in solution. In: Physical Chemistry Chemical Physics. Band 20, Nr. 31, 2018, S. 20555–20570, doi:10.1039/C8CP03580F.
  8. Richard D. Adams, Burjor Captain, Lei Zhu: A New Tris(diphenylstannylene)triosmium Carbonyl Cluster Complex and Its Reactions with Pt(PBut3)2 and Pt(PPh3)4. In: Organometallics. Band 25, Nr. 8, 1. April 2006, S. 2049–2054, doi:10.1021/om060002d.
  9. Judith Baumgartner, Christoph Marschner: Coordination of non-stabilized germylenes, stannylenes, and plumbylenes to transition metals. In: Reviews in Inorganic Chemistry. Band 34, Nr. 2, 1. Juni 2014, S. 119–152, doi:10.1515/revic-2013-0014.