Dirk Rohmann
Dirk Rohmann (* 6. Mai 1975 in Witten) ist ein deutscher Althistoriker.
Dirk Rohmann studierte Geschichte und Latein an den Universitäten Bochum und Tübingen, wo er für seine Abschlussarbeit den Förderpreis des historischen Instituts erhielt. Von 2001 bis 2002 arbeitete er als Redakteur für die Enzyklopädie Der Neue Pauly, danach war er Stipendiat an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er 2004 bei Martin Zimmermann über das Thema Gewalt und politischer Wandel im 1. Jh. n. Chr. promoviert wurde und anschließend eine Assistentenstelle vertrat.
Von 2005 bis 2008 war Rohmann Feodor-Lynen-Stipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Er war Dozent an der University of Colorado at Boulder, wobei er zweimal das William M. Calder III-Fellowship erhielt und zum Themenkreis „Christliche Polemik in der Spätantike“ forschte. Von 2008 bis 2009 Forschungsstipendiat an der Universität Bonn, war er anschließend von 2009 bis 2012 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Research Associate) an der University of Manchester tätig. Von 2013 bis 2014 war Rohmann Stipendiat im Exzellenzcluster Topoi am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Dort arbeitete er über ungleicharmige Waagen in Antike und Spätantike.[1] Von 2014 bis 2017 war er Research Associate an der University of Sheffield; Arbeitsschwerpunkt in Sheffield war die Erstellung einer Datenbank zu Netzwerken spätantiker Kleriker im Exil.[2]
Im Jahr 2016 erschien seine zweite Monographie, Christianity, Book-Burning and Censorship in Late Antiquity, mit der er sich nach der Rückkehr nach Deutschland im Januar 2018 an der Humboldt-Universität zu Berlin auch habilitierte. Vom Wintersemester 2017/18 bis zum Wintersemester 2019/20 war Rohmann Lehrkraft für besondere Aufgaben in Alter und Mittelalterlicher Geschichte an der Universität Wuppertal. Im Sommersemester 2019 vertrat er zudem die Professur für Alte Geschichte in Wuppertal, im Sommersemester 2020 lehrte er an der Universität Kassel. Von 2020 bis 2022 empfing er ein Forschungsstipendium der Gerda Henkel Stiftung für ein Projekt zum Hellenismus. Vom Sommersemester 2022 bis zum Wintersemester 2023/24 lehrte Rohmann in Vertretung von Sabine Panzram an der Universität Hamburg. Seit April 2024 war er wieder in Wuppertal tätig, wo er die Eigene Stelle in der DFG-Einzelförderung für ein Projekt zum Transfer zwischen hellenistischer Geschichtsschreibung und antikem Christentum wahrnahm; im November 2024 wechselte er mit dem Projekt an die Universität Düsseldorf.[3]
Epochale Schwerpunkte Rohmanns sind die Spätantike mit Übergang zum Frühmittelalter (Westen und Osten), Römische Republik und Kaiserzeit sowie der Hellenismus. Zu den thematischen Schwerpunkten zählen Gewalt in der Antike, Buchgeschichte und Zensur,[4] antike Geschichtsschreibung, Digital Humanities und die Geschichte der Balkenwaage. In seiner Dissertation (Gewalt und politischer Wandel im 1. Jh. n. Chr.) fragte Rohmann nach den Gründen für die Darstellung exzessiver Gewalt in der frühkaiserzeitlichen Literatur, die dort häufiger als in den literarischen Werken anderer Epochen der Antike anzutreffen sei. In dieser Arbeit, die als wichtige Studie gewürdigt wurde,[5] erklärt er die Gewaltdarstellungen mit dem veränderten sozio-kulturellen Umfeld und dem gesteigerten Sicherheitsbedürfnis der römischen Oberschichten.[6] Das Forbes Magazine empfahl Rohmanns Werk Christianity, Book-Burning and Censorship in Late Antiquity, welches argumentiert, dass christliche Autoren Bücher als Körper gesehen hätten, die von Dämonen bewohnbar seien, die im Feuer vernichtet würden.[7] Er verfasste außerdem Beiträge in Sammelbänden und althistorischen Fachzeitschriften (Hermes, Classical Quarterly, Klio, Historia, Vigiliae Christianae und Ancient Society, Classica et Mediaevalia) sowie Fachbesprechungen unter anderem in der Historischen Zeitschrift, im Journal of Roman Studies und im Bryn Mawr Classical Review. Des Weiteren hat er Artikel für den Neuen Pauly und die Brill Encyclopedia of Early Christianity sowie in der Encyclopedia of Ancient History geschrieben.
Schriften (Auswahl)
BearbeitenMonographien und Bücher als Autor
- Psychologie in der hellenistischen Geschichtsschreibung (= Palingenesia. Band 137). Franz Steiner, Stuttgart 2023, ISBN 978-3-515-13473-6.
- Christianity and the History of Violence in the Roman Empire. A Sourcebook. UTB 5285, Tübingen 2019, ISBN 978-3-8252-5285-4.
- Christianity, Book-Burning and Censorship in Late Antiquity. Studies in Text Transmission (= Arbeiten zur Kirchengeschichte. Band 135). De Gruyter, Berlin/Boston 2016, ISBN 978-3-11-048445-8 (nordamerikanische Taschenbuchausgabe: Baylor University Press, Waco, Texas 2017, ISBN 978-1-4813-0782-6) (online).[8]
- Gewalt und politischer Wandel im 1. Jh. n. Chr. (= Münchner Studien zur Alten Welt. Band 1). Utz, München 2006, ISBN 3-8316-0608-0.
Herausgeberschaften
- mit Jörg Ulrich, Margarita Vallejo Girvés: Mobility and Exile at the End of Antiquity. Peter Lang, Berlin u. a. 2018, ISBN 978-3-631-73433-9.
Weblinks
BearbeitenAnmerkungen
Bearbeiten- ↑ Dirk Rohmann: Ungleicharmige Waagen im literarischen, epigraphischen und papyrologischen Befund der Antike. In: Historia 66 (2017), S. 83–110.
- ↑ Julia Hillner, Dirk Rohmann et al.: Clerical Exile in Late Antiquity
- ↑ Vermerk auf der Homepage der HHU Düsseldorf.
- ↑ Dirk Rohmann, Book burning as conflict management in the Roman Empire (213 BCE – 200 CE). In: Ancient Society 43 (2013), S. 115–149. Vgl. Jamie Wood: Suetonius and the De uita Caesarum in the Carolingian Empire. In: Tristan Power, Roy K. Gibson (Hrsg.): Suetonius the Biographer. Studies in Roman Lives. Oxford 2014, S. 273–291, hier S. 278, Nr. 19 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Vgl. die Besprechungen von Werner Riess in Historische Zeitschrift 288 (2009), S. 715f., doi:10.1524/hzhz.2009.0027; Martin Stöckinger in: Journal of Roman Studies. 101 (2011), S. 302, doi:10.1017/S0075435811000633. Annemarie Ambühl: Krieg und Bürgerkrieg bei Lucan und in der griechischen Literatur. Studien zur Rezeption der attischen Tragödie und der hellenistischen Dichtung im Bellum civile. Berlin 2015, S. 52. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche); Martin Zimmermann: Gewalt. Die dunkle Seite der Antike. München 2013, S. 219 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ Dirk Rohmann: Gewalt und politischer Wandel im 1. Jh. n. Chr. München 2006, S. 203.
- ↑ Sarah E. Bond: Top 5 Ancient And Medieval Censored Books To Read During Banned Book Week. In: Forbes Magazine, 26. September 2016. Vgl. die ausführliche Besprechung von Balbina Bäbler in: Plekos 19, 2017, S. 493–498.
- ↑ Das Buch wurde 2019 von einer internationalen Jury als eines von 217 Fachbüchern (weltweit, alle Fachgebiete) der Jahre 2008 bis 2018 für eine Open-access-Veröffentlichung der Organisation Knowledge Unlatched ausgewählt: doi:10.1515/9783110486070
Personendaten | |
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NAME | Rohmann, Dirk |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Althistoriker |
GEBURTSDATUM | 6. Mai 1975 |
GEBURTSORT | Witten |