Disbandment Control Unit

britische Militäreinheit zur Organisation der Auflösung feindlicher Militäreinheiten nach dem zweiten Weltkrieg in der britischen Besatzungszone

Disbandment Control Unit (deutsch: Wehrmachtsauflösungsüberwachungseinheit[2], Abkürzung: DCU, in Originaldokumenten abgekürzt D.C.U.) war die offizielle Bezeichnung für Einrichtungen der 21st Army Group der britischen Streitkräfte in der britischen Besatzungszone, die ab Mai 1945 die Demobilisierung und Auflösung deutscher Militärverbände im Rahmen der Operation Barleycorn organisierten.

Demobilisierte deutsche Soldaten präsentieren ihre Entlassungsscheine zur Überprüfung durch Personal der DCU 1 in Eutin[1]

Definition

Bearbeiten

Nach den Vorgaben der Instruktion XIV/2030/1 vom 1. Februar 1945 war eine Disbandment Control Unit dem Hauptquartier einer Brigade der 21st Army Group unterstellt und von einem Offizier im Range eines Majors kommandiert, dem drei Captains (Hauptleute) zur Seite standen. Ihr Auftrag bestand in der Überwachung und Kontrolle der Auflösung feindlicher Einheiten, die sich ergeben hatten.[3]

Hintergrund

Bearbeiten

Planungen für die Übernahme und Kontrolle der deutschen Militäreinheiten nach der deutschen Kapitulation sind bereits für Februar/März 1945 dokumentiert. In diesem Zusammenhang werden auch die Einrichtung von Disbandment Control Units durch die 21st Army Group und deren Aufgaben erwähnt.[4][5] Konkrete Instruktionen zur Durchführung der Demobilisierungsmaßnahmen wurden vom Hauptquartier der 21. Armeegruppe am 21. Mai 1945 erlassen.[6]

 
Demobilisierte Soldaten verlassen als Zivilisten die Disbandment Control Unit 1 im Discharge Collecting Centre bei Heide in Holstein[7]

Organisation

Bearbeiten

Die Maßnahmen zur Entlassung der deutschen Soldaten fanden in Discharge Collecting Centres statt.[6]

 
Medizinische Untersuchung durch deutsches Personal unter Bewachung durch britische Soldaten im Entlassungszentrum Eutin[8]

Die Mitarbeiter der Einrichtungen standen unter dem Kommando eines britischen Offiziers.[5] Auf der Fachebene, etwa für die Begutachtung des Gesundheitszustandes der zu Entlassenen, wurde auch deutsches Personal eingesetzt, zum Beispiel Ärzte der ehemaligen deutschen Wehrmacht.[9]

 
Entlassungsschein Wehrmacht 1945 durch Discharge Collecting Centre 15[9]

Aktivitäten

Bearbeiten

Die Einheiten waren dafür zuständig, dass deutsche Soldaten nach Kriegsende ordnungsgemäß aus dem Militärdienst entlassen wurden. Ihre Aufgaben umfassten unter anderem:

  • Verwaltung von Entlassungsdokumenten: sie stellten damit sicher, dass jeder Soldat die korrekten Papiere für seinen Übergang ins zivile Leben erhielt.
  • Medizinische Untersuchung[8]
  • Organisation der weiteren Verwendung oder Rückführung: sie organisierten die Weiterleitung der Männer zu von der Besatzung vorgegebenen Arbeitsplätzen (z. B. zur Erntearbeit) oder zur Rückführung in ihre Heimat.[9][6]

Standorte

Bearbeiten

Bis Januar 2025 sind nur wenige Standorte identifiziert. Hierzu gehören unter anderem die Discharge Collecting Centres bei Heide in Holstein (D.C.U. 1)[7], Eutin (D.C.U. 14 in der heutigen Oberst-Herrmann-Kaserne).[4][10]

Historische Aufarbeitung

Bearbeiten

Wie umfangreich die historische Aufarbeitung zum System der Disbandment Control Units, zu ihren Standorten und organisatorischen Abläufen ist unklar (Stand: 20. Januar 2025). Die Quellenlage im Internet ist spärlich. Dokumente finden sich unter anderem in der Online-Sammlung des britischen Imperial War Museums.

Bearbeiten
Commons: Disbandment Control Unit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Demobbed German soldiers in a holding area at No.14 Disbandment Control Unit, Eutin barracks, show their demobilisation papers to check that no one without papers has slipped through. Abgerufen am 20. Januar 2025 (englisch).
  2. Siegfried Fassbender: ABC der Abkürzungen. Eichen-Verlag, Seite 34, 1949 (google.de [abgerufen am 20. Januar 2025]).
  3. Miscellaneous units, ww2talk. Abgerufen am 20. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  4. a b Private Papers of Major I Grieve, Imperial War Museums 1982. Abgerufen am 18. Januar 2025 (englisch).
  5. a b Miscellaneous units: DISBANDMENT CONTROL UNIT. War Establishment XIV/2030/1. February 1945. Abgerufen am 18. Januar 2025 (englisch).
  6. a b c F. S. V. Donnison: Civil Affairs and Military Government: North-west Europe, 1944-1946. H.M. Stationery Office, 1961, S. 331–332; 345 (google.de [abgerufen am 19. Januar 2025]).
  7. a b At the end of the demobilisation process former German soldiers leave No.1 Disbandment Control Unit as civilians. In: DISBANDMENT CONTROL UNIT DEMOBILISATION OF THE GERMAN ARMY: HEIDE. Imperial War Museums London, abgerufen am 20. Januar 2025 (englisch).
  8. a b German soldiers at No.14 Disbandment Control Centre, Eutin barracks prepare to undergo a medical examination. Abgerufen am 20. Januar 2025 (englisch).
  9. a b c 15. Discharge Collecting Centre, 6.Disbandment Control Unit (Hrsg.): Certificate of Discharge, Günter Ollenschläger, 8. August 1945. 8. August 1945, S. 2 (ollenschlaeger.net [PDF]).
  10. Original wartime caption: After getting their pay men move into cage to await transport to the district where they will work. In: 14 DISBANDMENT CONTROL UNIT DEMOBILISATION OF THE GERMAN ARMY: EUTIN. Imperial War Museums London, Juni 1945, abgerufen am 19. Januar 2025 (englisch).