Dischidia

Gattung der Familie der Asclepiadaceae (Seidenpflanzengewächse)

Dischidia, auch Urnenpflanzen genannt, ist eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Seidenpflanzengewächse (Asclepiadoideae), die zur Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) gerechnet wird. Derzeit sind etwa 80 Arten der Gattung Dischidia bekannt.

Dischidia

Dischidia nummularia

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Hundsgiftgewächse (Apocynaceae)
Unterfamilie: Seidenpflanzengewächse (Asclepiadoideae)
Tribus: Marsdenieae
Gattung: Dischidia
Wissenschaftlicher Name
Dischidia
R.Br.

Beschreibung

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Vegetative Merkmale

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Illustration von Dischidia collyris mit schildförmigen Blättern (Section Conchophyllum)
 
Trichterförmiges Blatt von Dischidia rafflesiana, in das die Adventivwurzeln hineinwachsen

Die Arten der Gattung Dischidia sind meist krautige oder sukkulente Epiphyten mit rankenden Sprossachsen, seltener auch epilithisch wachsend, in diesem Fall auf Steinen kriechend. Sie besitzen meist ausgeprägte Adventivwurzeln. Andernfalls sitzen die Wurzeln an den Knoten (Nodien). Die Sprossachsen messen 1 bis 4 mm im Durchmesser und sind kahl, rau behaart oder filzig. Der Milchsaft (Latex) ist weiß.

Die gegenständigen oder wechselständigen Laubblätter besitzen nur kurze Stiele. Die Blattspreite variiert innerhalb der Gattung. Es kommen länglich-elliptische, ovale bis invers-lanzettförmige Blattspreiten, die flach, linsenförmig und ganzrandig sind, oder runde und schildförmige Blätter vor. Die Blattspreiten sind dünn und nicht sukkulent, oder auch ledrig oder dick sukkulent. Eine Besonderheit sind die Arten mit krug- oder schlauchförmigen Blättern (sogenannte „Urnenblätter“), die sich mit der Zeit mit Humus füllen und in die eine oder zwei Adventivwurzeln hineinwachsen.

Generative Merkmale

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Der vielblütige Blütenstand ist häufig traubig, schraubelig oder in Teilblütenstände unterteilt. Die Blüten öffnen sich meist asynchron; nur wenige öffnen sich synchron. Häufig ist eine Blütenstandsachse mehr oder weniger deutlich ausgebildet, seltener auch mehrere. Die Blütenstiele sind kurz oder fehlen nahezu. Die Blütenkrone ist relativ schmal und urnenförmig, häufig sehr klein (wenige Millimeter), aber manchmal auch glockenförmig und relativ groß. Meist ist sie weiß, grünlich-weiß, gelblich-weiß, cremefarben, leicht rötlich, dunkelrot bis bläulich-grün. Die Blüten vieler Arten von Dischidia erscheinen auch während der Anthese geschlossen, während bei anderen Arten die Blüten weit offen sind. Die Nebenkrone ist ringförmig oder fünfzipfelig, wobei die Nebenkronenzipfel mit den Kronenzipfeln alternieren. Dabei sind die Nebenkronenzipfel apikal meist zweizipfelig und nach innen gebogen. Die Nebenkrone kann auch ganz fehlen. Das meist konische Gynostegium ist sitzend oder gestielt. Der Griffelkopf ist konisch und wird von den Antherenfortsätzen umhüllt. Die länglich-ovalen Pollinien stehen aufrecht; die Caudiculae sind meist breit dreieckig. Die schlanken, spindelförmigen und kahlen Früchte sind rund oder etwas abgeflacht und am Ende zugespitzt. Sie stehen einzeln oder paarig. Die abgeflachten, braunen Samen sind länglich bis oval und besitzen einen weißen Haarschopf.

Die Chromosomenzahl beträgt   (bei Dischidia bengalensis Colebr., Dischidia hirsuta L. und Dischidia nummularia Blume).

Lebensweise

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Die Arten der Gattung Dischidia wachsen als Epiphyten auf Bäumen und Steinen. Sie haben allerdings recht unterschiedliche Ansprüche an Licht, Temperatur und Feuchtigkeit. Dies spiegelt auch ihr großes geographisches Verbreitungsgebiet und ihre Verbreitung in der Vertikalen.

Viele Arten der Gattung Dischidia leben in Symbiose mit Ameisen. Die Ameisen leben in den schlauch- oder taschenförmigen Blättern oder unter den schildförmigen Blättern. Sie tragen Material in die schlauchförmigen Blätter hinein, in die dann eine oder zwei Adventivwurzeln hineinwachsen, welche sich dort verzweigen. Die Ausbildung der schlauch- oder urnenförmigen Blätter ist bei einigen Arten aber auch vom Ernährungszustand bzw. Standort der Pflanze abhängig. Gut gedüngte Pflanzen bzw. Pflanzen an einem sehr günstigen Standort bilden diese Blätter unter Umständen gar nicht aus. Bei anderen Arten mit Blättern, die schildartig oder napfschneckenartig auf Steinen aufliegen, sammeln Ameisen darunter Material an. Auch hier wachsen dann die Adventivwurzeln hinein. Die schildartigen Blätter haben noch eine weitere Funktion: Unter diesen Blättern hält sich die Feuchtigkeit sehr lange. Sie helfen damit der Pflanze, Trockenzeiten zu überstehen[1]. Aber auch andere Arten ohne taschen- oder schildartigen Blätter leben myrmekophil. Die Ameisen sammeln die Samen und tragen sie in ihre Baumnester. Dort keimen die Samen und die Sämlinge wachsen aus diesen Nestern.

Die Blüten von vielen Dischidia-Arten erscheinen auch während der Blütezeit geschlossen; nur bei wenigen Arten ist die Blüte ganz geöffnet. Über die Bestäubung der Blüten ist bisher wenig bekannt. Die Pollen sind nicht lose auf den Staubgefäßen verteilt, wie bei vielen anderen Pflanzen, sondern in relativ kompakten Pollinien konzentriert, die als Ganze von einer Pflanze zur anderen transportiert werden. Die Pollinien sitzen relativ fest und werden durch Insektenbeine losgerissen. Die Blüten funktionieren nach dem Prinzip einer Klemmfalle: Die Insekten bleiben mit ihren Beinen in der Nebenkrone hängen. Beim Versuch sich zu befreien, reißen die Pollinien ab und bleiben an den Beinen kleben. Rintz (1980) vermutet, dass Tag- und Nachtschmetterlinge die Blüten bestäuben[2]. Jones (2008) beobachtete Nacht- und Tagschmetterlinge, Ameisen, Wespen, Bienen und Fliegen, wie sie Nektar, den die Blüten absondern, aufsaugten. Er betont jedoch, dass dies nicht bedeutet, dass sie auch die Bestäuber der Blüten sind[1].

Vorkommen

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Die Dischidia-Arten kommen in Südostasien (Südchina, Philippinen, Sri Lanka, Thailand, Vietnam, Laos, Indonesien, Malaysia und Indien), Australien, Ozeanien und Neuguinea vor. Sie wachsen in tropischen bis subtropischen Regenwäldern in Höhenlagen zwischen Meereshöhe und etwa 2000 Meter[1].

 
Dischidia albiflora
 
Dischidia bengalensis
 
Dischidia hirsuta
 
Dischidia imbricata
 
Dischidia ovata
 
Dischidia platyphylla
 
Dischidia vidalii

Systematik

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Die Gattung Dischidia wurde 1810 vom britischen Botaniker Robert Brown aufgestellt. Die Typusart ist Dischidia nummularia R.Br. Im Laufe der Forschungsgeschichte haben sich einige Synonyme für Dischidia R.Br. angesammelt: Collyris M.Vahl, Conchophyllum Blume, Dischidiopsis Schltr., Dolichostegia Schltr., Hoyella Ridl., Leptostemma Blume, Oistonema Schltr., Spathidolepis Schltr.

Jones unterscheidet drei Sektionen[1]:

Viele Arten sind nur ungenügend bekannt und ihr Status ist unsicher. Hier eine Auswahl der etwa 119 Dischidia-Arten:[3]

Nicht mehr zu dieser Gattung wird gerechnet:

  • Dischidia chinghungensis Tsiang & P.T.Li => Hoya chinghungensis (Y.Tsiang & P.T.Li) M.G.Gilbert, P.T.Li & W.D.Stevens

Literatur

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  • Focke Albers und Ulli Meve (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon Band 3 Asclepiadaceae (Seidenpflanzengewächse). 322 S., Ulmer, Stuttgart 2002, ISBN 978-3-8001-3982-8.
  • Victor Rico-Gray und Paulo Santos Oliveira: The ecology and evolution of ant-plant interactions. 331 S., Chicago, University of Chicago Press, 2007, ISBN 978-0-226-71347-2
  • Antone Jones: A look at Dischidia. Stemma, 2 (1), S. 4–17, 2008 Online (PDF; 4,5 MB)

Online-Quelle

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Einzelnachweise

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  1. a b c d Jones (2008: S. 4ff.)
  2. R. E. Rintz: The peninsular Malaysian species of Dischidia (Asclepiadaceae). In: Blumea, 26: 81-126, Leiden 1980 ISSN 0006-5196
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do dp dq dr ds dt du dv Rafaël Govaerts (Hrsg.): Dischidia - World Checklist of Selected Plant Families des Royal Botanic Gardens, Kew. Zuletzt eingesehen am 13. November 2018.
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Commons: Dischidia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien