Diskussion:Ägyptische Hieroglyphen/Archiv/2009

Letzter Kommentar: vor 13 Jahren von Florian Blaschke in Abschnitt Frage - Touristennepp?

Frage - Touristennepp?

Meine Schwiegereltern brachten von ihrer Ägyptenreise einen Zettel mit, auf dem den Buchstaben des Alphabets ägyptische Schriftzeichen zugeordnet sind, sodass sie nun imstande sind, ihre Namen (und natürlich auch alles andere) in Hieroglyphen zu schreiben. Ich hielt das spontan für Humbug, meine aber nach Lektüre dieses Artikels, dass es vielleicht doch nicht völliger Humbug ist. Kann mir da jemand Auskunft geben? Gruß,--Veilchenblau 08:42, 2. Nov. 2009 (CET)

Es ist insofern – im Prinzip – kein völliger Unsinn, als daß es tatsächlich Möglichkeiten gab, Fremdnamen in Hieroglyphen wiederzugeben, wie es im Artikel im Abschnitt „Gruppenschrift“ dargestellt wird. Freilich wäre das dann eine lautbasierte Transkription – wobei besonders die Darstellung der Vokale eine Schwierigkeit bildet – und keine 1:1-Umsetzung des lateinischen Alphabets. Das ist natürlich albern.
(Freilich haben das Vokalproblem auch schon die Griechen und Karthager in analoger Weise wie die Ägypter gelöst, indem sie die Konsonantenzeichen des phönizischen Alphabets für ähnlich klingende Vokale eingesetzt haben. Im Spätpunischen wie auch in manchen modernen arabischen Dialekten oder im Neuhebräischen haben manche Konsonanten wie die Pharyngale tatsächlich vokalische Reflexe, genauer gesagt färben sie benachbarte Vokale und verschwinden selbst, was auch auf dem Weg zum Koptischen passiert ist – und vielleicht noch in anderen semitischen Sprachen. Diese Beobachtung war anscheinend auch die Inspiration für die sogenannte Laryngaltheorie in der Indogermanistik.)
Wahrscheinlich sind auf dem Zettel aber die unter „Einkonsonantenzeichen“ aufgelisteten Zeichen angegeben. Das ist völlig ahistorisch – kein ägyptischer Schreiber hätte Fremdnamen auf diese Weise notiert (selbst in der römischen Zeit, als so eine Transkription grundsätzlich denkbar war; aber die Schreibung des klassischen Lateinischen war ja auch noch nahe an der Lautung und nicht so idiosynkratisch wie die deutsche oder gar englische oder französische Orthographie). Wie sollte ein Ägypter auf die Idee kommen, den Laut [ʃ] mit einer umständlichen Zeichenfolge zu transkribieren, die neuhochdeutschem S-C-H entspricht (und die ihre Begründung in der deutschen Sprachgeschichte, im Mittelalter findet!) – erst recht, wenn er doch schon ein oder sogar viele einfachere Zeichen für eben diesen Laut zur Verfügung hatte! Außerdem hat die Gruppenschrift ja eher einen silbischen Charakter, mit a als inhärentem Standardvokal, ähnlich wie in anderen Syllabaren oder Alphasyllabaren auch, wie den indischen Schriften oder auch der persischen Keilschrift (die ist vielleicht sogar noch eine näherliegende Parallele, denn man könnte auch sagen, daß der Vokal a in der Gruppenschrift einfach ignoriert wurde). Aufgrund dieser silbischen Struktur paßt auch die Analogie zu den japanischen Katakana eher als zu einem echten Alphabet.
Ein Beispiel für die praktische Anwendung der hieroglyphischen Schreibung von Fremdnamen findet sich auf Kleopatra VII.. --Florian Blaschke 18:35, 14. Okt. 2011 (CEST)

Notiz zum Schreiber

Bin durch Zufall auf den Artikel gestoßen und muß als Ägyptologe feststellen, daß er insgesamt durchaus sehr brauchbar ist. Einige Ungenauigkeiten tun dem Ganzen keinen Abbruch. Allerdings ist mir beim Überfliegen des unter Ordnungspunkt 5 verfaßten Textes zum Schreiber aufgefallen, daß der Satz

"Die Kenntnis des Schreibens war mit Sicherheit eine der Grundvoraussetzungen für alle Arten einer Laufbahn im Staat. Obwohl der Amtstitel Schreiber nicht sehr häufig belegt ist, darf davon ausgegangen werden, dass ein Großteil der Beamten, die von ihren Monumenten bekannt sind, schreibkundig waren."

so nicht stimmt... Der Titel "Schreiber" ist einer der häufigsten Titel der alten Ägypter überhaupt, und "Schreiber" ist identisch mit "Beamter". Mit anderen Worten: Ein Beamter m u ß t e schreiben und lesen können, sonst hätte er kein Beamter sein können. Ich schlage vor, den Text folgendermaßen zu ändern:

Die Kenntnis des Schreibens war mit Sicherheit die Grundvoraussetzung für alle Arten einer Laufbahn im Staat. Es gab auch keine extra Bezeichnung für den Beamten, sondern "sesch" heißt sowohl "Schreiber" als auch "Beamter".

Frank Steinmann (ramses@rz.uni-leipzig.de) 25.02.2009 (nicht signierter Beitrag von 139.18.37.121 (Diskussion) 15:41, 25. Feb. 2009 (CET))