Diskussion:28. Infanterie-Division (Wehrmacht)
Schlacht um Sewastopol
BearbeitenSind Einzelheiten über die Gefechte um die Höhen „Kaulquappe“, „Zinnober I – III“, „Rosenhügel“ und „Weingut“ bekannt? Gruss, --Graf zu Pappenheim 06:20, 14. Okt. 2010 (CEST)
Im Mai 1942 erhielt das XXX. AK Befehl, sich an der Südostfront der Festung bereitzustellen. Ohne Ruhepause marschierte die 28. leichte Inf.Div. und die 170. Inf.Div. über Simferopol in sengendem Sonnenbrände der Steppe in den Aufmarschraum, der ihnen aus den Kämpfen des Vorjahres (November und Dezember 1941) noch bekannt war. Dabei wurden sie von russischen Flugzeugen wiederholt angegriffen und erlitten Verluste an Menschen und Pferden. Inzwischen setzte sich die 72. Inf.Div. in zähen Kämpfen weitgehend in den Besitz des beherrschenden Kapellenbcrges nordöstlich von Kamary. Beim XXX. AK und rumänischen Gebirgskorps war der Hauptangriff erst auf den 8. oder 9. Juni vorgesehen. Zuvor soll aber am 7. Juni ein Angriff mit begrenztem Ziele erfolgen, um günstige Voraussetzungen für den Hauptangriff zu schaffen. Die Rumänen haben sich des Zuckerhutes und der Nordnase, die sie zuvor schon mehrmals ergebnislos angegriffen haben, zu bemächtigen. Der Division wurden folgende Ziele gesteckt: Wegnahme des Nordausläufers des Kapellenbcrges, der Fortkuppe (Höhe 164,9) des Dorfes Kamary, des Westhanges der Höhe 440,8, des Nordhanges der Höhe 212,1 und des Geländes östlich der Bucht von Balaklawa. Das Feindgelände und die gegnerischen Verteidigungs anlagen können bis zu den Sapunhöhen verhältnismäßig gut eingesehen werden. Die Russen haben daher kaum die Möglichkeit, östlich der Sapunhöhen Artillerie in Stellung zu bringen. Dafür verstanden sie es, vor der Front der 72. Inf.Div. diesen Nachteil durch vorzüglich im Gelände versteckte Minenwerfer auszugleichen. Nach der Einnahme des Kapellenbergs kann sich eine russische Minenwerfergruppe noch tagelang in dem unübersichtlichen Gelände auf der Kuppe versteckt halten und den Verkehr auf der Straße Sewastopol-Jalta empfindlich stören. Die 28. Jg.Div. (Generallt. Sinnhuber) verfügte nur über 2 Jägerregimenter. Die Kompagnien des Jg.Rgt. 49 zählen im Durchschnitt 40 bis 50 Mann, die des Schwesterregiments 83 etwa 60 Mann. Zur Erhöhung der Gefechtsstärken wird das Feldersatzbataillon der Division (300 Mann) auf die Regimenter aufgeteilt. Bei der 72. Inf.Div. (Generallt. Müller-Gebhardt) betragen die Gefechtsstärken der Kompagnien durchschnittlich 55 bis 80 Mann. Das XXX. AK verfügt über 25 schwere und schwerste Batterien, 25 leichte und 6 Raketenbatterien sowie über 1 Sturmgeschützund 1 Beobachtungsabteilung. Ferner ist dem Korps die Pz.Abt. 300 zugeteilt, die über ferngesteuerte Panzer verfügt, welche eine Sprengladung tragen (Zwergpanzer). Das XXX. AK setzt links, gegenüber von Balaklawa, die 28.Jg.- Div., rechts die 72. Inf.Div. ein, während die 170. Inf.Div. vorläufig zur Verfügung des Korps steht, das seinen Gefechtsstand in Foros hat. Den Luftraum Bajdary-Foros überwacht eine schwere Flabbatterie. An Pionieren verfügt das Korps vorläufig über die Bat. 70 und 741. Mit der Zuführung weiterer Pionierkräfte kann noch gerechnet werden. Die Leitung des Artilleriekampfes liegt in den Händen des österreichischen Generalmajors Martinek, der als befähigter Artillerist gilt. Für das Vorbereitungsfeuer wird dem XXX. AK bis 1 Munitionsausstattung freigegeben, da ihm für «Störfang» nur 5 zur Verfügung stehen. Am ersten, eventuell auch am zweiten Angriffstag, kann das XXX. AK mit keiner Unterstützung des VIII. Fl.Korps rechnen.
Am 2. Juni beginnt auch an der Südfront das Vernichtungsschiessen der Artillerie. Bekämpft werden vorerst Bunker und Stellungen auf der Fortkuppe, der Riegel- und Gabelhöhe und auf dem Roscnhügel. Die Beschießung der russischen Stellungen wird bis zum 6. Juni fortgesetzt. Im Morgengrauen des 3. Juni greift die Luftwaffe Stellungen und Batterien der Russen vor der Front des XXX. AK an. Am 6. Juni greifen Verbände des VIII. Fl.Korps die Fortkuppe, Kamary, Balaklawa und die Höhen bei Nowo Schuli in rollendem Einsatz an. Im Abschnitt der 28. Jg.Div. werden auf die gewünschten Ziele Zeitbomben abgeworfen; diese detonieren am 7. Juni kurz vor Angriffsbeginn der Division. In der Nacht vom 5./6. Juni treffen die Regimenter der 28. Jg.Div. an der Front ein und lösen im Abschnitt Balaklawa die dort stehenden Teile der 72. Inf.Div. ab. Die 170. Inf.Div. (ohne Artillerie, die schon im Einsatz steht) befindet sich in der Nacht zum 7. Juni noch auf dem Anmarsch. Der Einsatz eines Detachements in russischen Uniformen fällt dahin, da es bei einem feindlichen Fliegerangriff empfindliche Verluste erlitten hat. Der Korpsgefechtsstand wird in ein Waldlager 1 km südöstlich des Berges Tschatal-Kaja verlegt. Als am Morgen des 7. Juni der Angriff mit begrenztem Ziele seinen Anfang nimmt, ist sich die Führung bewußt, daß nach einer solch ungenügenden Artillerie- und Luftwaftcnvorbereitung die Sturmtruppen auf weitgehend intakte Feindstellungen stoßen müssen. Die 28. Jg.Div. hat den Auftrag, den Nord- und Westhang der Höhe 212,1 und den Höhenrücken östlich davon (Zinnober) zu nehmen, um sich hier den Bereitstellungsraum für den Hauptangriff zu schaffen. Neben der Divisionsartillerie wird sie von der gesamten Korpsartillcrie unterstützt. Um 3.00 Uhr greift die Division in 2 Angriffsgruppcn die russischen Stellungen an, die rechte, 2 Bataillone stark, wendet sich gegen Zinnober, die linke (1 Bataillon) greift die Sulzbacherhöhe und die Ruinenhöhe an Unter Ausnützung des Vorbereitungsfeuers kommen die Sturmtruppen der rechten Kampfgruppe zwischen Zinnober I und II vorerst verhältnismäßig gut vorwärts, bleiben aber dann in der Mulde zwischen den beiden Kuppen im starken russischen Abwehrfeuer liegen. Stoßtrupps arbeiten sich an die Kuppen heran und dringen in sie ein. Unter erheblichen Verlusten sehen sich diese Angriffskeile aber kurz danach infolge starker Flankierung gezwungen, die Kuppen zu räumen. Der linke Flügel erreicht, nachdem er zähen Feindwiderstand gebrochen hat, Zinnober III. Beim Versuch, auf den Rosenhügel vorzustoßen, geraten die Stoßtrupps in heftiges Flankenfeuer und bleiben liegen. Das gegen die Kuppe nördlich der Höhe 212,1 angesetzte Bataillon nimmt die 500m westlich vom Weingut Blagodat gelegene Bunkerkuppe. Trotz stärkster Artillerieunterstützung vermag es die weiter westlich gelegenen Geländeerhebungen nicht mehr zu nehmen. Es sind besonders russische Minenwerfer, die den weitern Angriff hemmen. Die auf die Sulzbacherhöhe angesetzten Kräfte stoßen am Osthang auf Bunker, die sie nicht niederzukämpfen vermögen. Trotz Einsatz von Flakgeschützen wird ein um 11.00 Uhr vorgetragener Angriff von den Russen unter erheblichen Verlusten für den Angreifer abgewiesen. Zwar gelingt es einzelnen Stoßtrupps in schweren Kämpfen, unterstützt von Einzelgeschützen der Gebirgsartillerie und schwerer Waffen wie unter Verwendung von Nebel, sich in dieses Befestigungssystem hineinzufressen und erkannte Felsennestcr einzeln herauszubrechen. Doch ein Durchbruch auf Balaklawa erscheint der Division in diesem unübersichtlichen, von Flankierungsanlagen beherrschten Felsgelände kaum möglich. Bis zur Mittagszeit vermag die 28. Jg.Div. keine der Einbruchstellen zu erweitern. Das Korpskommando vertritt am Nachmittag der Armee gegenüber den Standpunkt, daß eine Weiterführung der Angriffe am linken Flügel der 28. Jg.Div. in Richtung Balaklawa nur unnütze Verluste koste, die in keinem Verhältnis zum Erreichten ständen. Darum seien hier am 8. Juni die Angriffe einzustellen. Die Gefechtsstärken der Kompagnien sind teilweise bis auf 20 Mann abgesunken. Kaum erfolgreicher verlaufen die Angriffe der 1. rumänischen Geb.Div. gegen Zuckerhut und Nordnase. Unmittelbar nach dem Vorbereitungsfeuer im Gefechtsstreifen der 28. Jg.Div. wird der Angriff der Rumänen von der gesamten Korpsartillerie und der Artillerie der 72. Inf.Div. vorbereitet und laufend unterstützt. Trotz mehrmaligem Ansatz gelingt es aber der 1. Geb.-Div. nicht, diese beherrschenden Höhen, die dem Angreifer treffliche Beobachtungsstellen abgeben würden, den Russen zu entreißen. Ein zweiter Angriff um die 11. Mittagsstunde führt zu nur geringem Geländegewinn. Daraufhin ersuchen die Rumänen die 72. Inf.Div., sie beim Nachmittagangriffe zu unter stützen. Weil der geschlossene Einsatz dieser Division als Voraussetzung für das Gelingen ihres Angriffes betrachtet wird, erhält die 1. Geb.Div. vom 30. AK eine Absage. Nach erneuter Artillerievorbereitung treten die Rumänen um 17.05 Uhr erneut zum Angriff gegen Zuckerhut und Nordnase an. Infolge eines starken russischen Gegenangriffs fällt auch diesmal jeder Erfolg dahin. Um 17.30 Uhr greifen die Russen westlich von Zinnober III ebenfalls erfolglos an. Am Abend gibt die 28. Jg.Div. Zinnober III und die Bunkerkuppe auf. Beide Geländepunkte sind am 8. Juni wieder feindbesetzt. Die Verluste der Division betragen für den 7. Juni 9 Offiziere und 564 Mann. 3 Kompagnien des Jg.Rgt. 49 müssen zu einer zusammengelegt werden. Den Grund zum Misserfolg der 28. Jg.Div. sieht das XXX. AK darin, dass die Truppe ohne genügende Erkundung und Einweisung in den Kampf geworfen wurde.
Zu den Kämpfen des Korps Fretter (glaube Schweitzer Miluitärzeitung--Kleombrotos (Diskussion) 21:37, 27. Feb. 2019 (CET)