Diskussion:Antoinette Brown Blackwell

Letzter Kommentar: vor 3 Jahren von Palitzsch250 in Abschnitt ABB als Evolutionsbiologin

ABB als Evolutionsbiologin

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gekürzt aus:

  • Michael Blume: Antoinette Brown Blackwell. Die erste Evolutionsforscherin. Sciebooks, 2013 – online verfügbar. In: spektrum.de. Abgerufen am 27. Januar 2021.

"... 4.2 „The Sexes throughout Nature“(1875)

... Charles Darwin {wandte} in seinem zweiten Hauptwerk Descent of Man and Selection in Relation to Sex von 1871 nicht nur die Evolutionstheorie auf den Menschen („Man“!) an, sondern deutete auch die Existenz der beiden Geschlechter. An bis heute populären Beispielen wie Pfau oder Hirsch führte er das Prinzip der„sexuellen Selektion“ vor, nachdem die Weibchen unter männlichen Bewerbern die beeindruckendsten Exemplare zur gemeinsamen Fortpflanzung auswählten.

Doch beim Menschen erschien ihm diese Annahme aktiv wählender Frauen als unannehmbar, weswegen er davon ausging, dass die Menschenmänner aufgrund ihrer enormen Überlegenheit die Naturabläufe auf den Kopf gestellt hätten:

„Der Mann ist an Körper und Geist kraftvoller als die Frau, und im wilden Zustande hält er dieselbe in einem viel unterwürfigeren Stande der Knechtschaft, als es das Männchen irgendeines anderen Tieres tut; es ist daher nicht überraschend, dass er das Vermögen der Wahl erlangt hat.“ (Abstammung des Menschen, S.675)

Frauen wurden damit in evolutionsbiologischen Modellen zur „Beute“ ... Auch der damals überaus populäre Herbert Spencer schlug mit seinem zweibändigen Principles of Biology (1870 / 1872) {mit dem Ausdruck Survival of the Fittest (Pal.250)} in die gleiche Kerbe ...In den USA legte Dr. Edward Hammond Clarke {engl. (Pal.250)}, ein berühmter Professor der Medizin in Harvard, noch eine Schippe drauf ... empfahl ..., Mädchen und Frauen von höherer Bildung und geistigen Aktivitäten fern zu halten und ihnen nur „separate“ Bildungsangebote zugänglich zu machen, die sie ausschließlich auf ihre „eigentliche“ Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereiten sollten...

Die Frauenbewegung hatte so zentrale Angriffe ausgerechnet aus dem Feld der Wissenschaften nicht kommen sehen und reagierte zunächst verstört, empört und mit harscher Kritik. Auch Brown Blackwell wandte sich in mehreren Essays gegen Clarkes Thesen.

Daneben aber erkundete sie das wissenschaftliche Feld selbst, nahm sie doch – zu Recht – an, dass „es einige unbewusste männliche Verzerrungen in den theoretischen Modellen vieler Wissenschaften“ gebe. 1874 sprach sie auf einem Treffen der Nationalen Frauenrechtsbewegung in New York City erstmals über „Evolution, angewandt auf die Frauenfrage“ und gab damit zu verstehen, dass die Auseinandersetzung über Rolle und Rechte der Frauen auch in der Wissenschaft selbst auszutragen seien. Und so erschien 1875 aus ihrer Feder „The Sexes throughout Nature“, in dem sie Schwächen insbesondere der Arbeiten Darwins und Spencers aufzeigte und Alternativen vorschlug.

Brown Blackwells zentrales Argument dieses Buches war, dass Darwin und Spencer in ihrer Argumentation die natürliche Selektion vergessen hatten, nachdem sich jedes Lebewesen in seiner Umwelt behaupte nmüsse. Daher werde die Evolution zwar eine optimierend „balancierte“ Verschiedenheit von Geschlechtern, aber nicht die „Überlegenheit“ eines über das andere Geschlecht hervorbringen.

Entsprechend widersprach sie der populären Übertragung der Beispiele von Pfauen und Hirschen auf den Menschen. Denn sowohl unter vielen Tieren – etwa Elstern - wie unter Menschen hätten die Männer doch etwas ganz anderes als nur prachtvollen Zierrat anzubieten: Beteiligung an der Versorgung von Müttern und Kindern. Daher würden viele der erfolgreichsten Vogelarten gemeinsame Brutpflege betreiben wenig Geschlechterunterschiede aufweisen und ebenso auch der Mensch seine Stärke gerade der Zusammenarbeit der Geschlechter verdanken. Menschenfrauen hätten die Möglichkeit der Partnerwahl also gerade nicht verloren; nur läge es nun auch in ihrem Interesse, aus einer größeren Auswahl den richtigen, weil kooperativen und verlässlichen Partner zu gewinnen... {hervorgehoben von Pal.250}

Mann und Frau sollten demnach „zum Besten der Art“ den Aufwand des Kinderaufziehens und der Haushaltsführung teilen und damit der Frau ausreichend Raum für die Entfaltung ihrer körperlichen und vor allem geistigen Potentiale erschließen. Den dominant kompetitiven (auf Wettbewerb und Herrschaft gerichteten) Lesarten des Evolutionsprozesses stellte Brown Blackwell damit ein kooperatives (auf Zusammenarbeit und Gleichberechtigung zielendes) Modell gegenüber.

Dabei argumentierte sie empirisch, auf Basis von Naturbeobachtungen und Modellen, die sich überprüfen ließen...

Parental Investment / Elternaufwand-Theorie

Heute ist die von Brown Blackwell 1875 formulierte Beobachtungunter dem Stichwort des „Parental Investment“ (Elternaufwandes) evolutionsbiologisches Allgemeingut geworden. Allerdings ist ihre Erstentdeckerin dabei unbekannt geblieben; die Entdeckung der „PI-Theorie“ wird gemeinhin einer Publikation des amerikanischen Evolutionsbiologen Robert Trivers aus dem Jahre 1972 zugesprochen {hervorgehoben von Pal.250}

..." --Palitzsch250 (Diskussion) 20:11, 2. Feb. 2021 (CET)Beantworten