Diskussion:Berliner Bewegung

Letzter Kommentar: vor 18 Jahren von Giro

Zu folgendem umstrittenen Abschnitt: Der Siegeszug des Antisemitismus in der Studentenschaft war allerdings nicht mehr aufzuhalten. Er wurde fortan nicht nur von den Vereinen deutscher Studenten vertreten, die sich zur Verbreitung der Antisemitenpetition gebildet hatten, sondern auch von den meisten Corps und Burschenschaften übernommen.

Historisch nicht korrekt? Dass sich der Antisemitismus zwischen den 1880er Jahren und der Jahrhundertwende im studentischen Verbindungswesen verbreitete und auf sehr hohe Akzeptanz stieß, ist in der seriösen historischen Forschung völlig unstrittig. Norbert Kampe kommt in seiner Studie zu dem Schluss, dass sich Antisemisemitismus in weiten Teilen der Studentenschaft zu einer unhinterfragten "sozialen Norm" entwickelte. Viele Burschenschaften und Corps schlossen Juden von der Mitgliedschaft aus und diskutierten die "Judenfrage" im Sinne der Antisemiten. Kampe macht hierfür vor allem die akademische Überfüllungskrise verantwortlich, auf die die organisierten Studenten mit der Diffamierung von "unwerten" Aufsteigern und Außenseitern antworteten. Sogar die in Teilen apologetische Arbeit von Hedwig Roos- Schumacher (ist in einer Schriftenreihe der Vereine deutscher Studenten erschienen!!) bestätigt den enormen Einfluss des Antisemitismus auf die Gedankenwelt der organisierten Studenten und die Pionierrolle der Vereine deutscher Studenten in dieser Hinsicht. Sie erkennt in der umfassenden Übernahme des Antisemitismus den Versuch von Teilen der Studentenschaft, sich als Avantgarde des völkischen Nationalismus zu positionieren.

  • Norbert Kampe, Studenten und Judenfrage im deutschen Kaiserreich. Die Entstehung einer akademischen Trägerschicht des Antisemitismus, Göttingen 1988.
  • Hedwig Roos- Schumacher, Der Kyffhäuserverband der Vereine deutscher Studenten 1880- 1914/18. Ein Beitrag zum nationalen Vereinswesen und zum politischen Denken im Kaiserreich, München 1986.

--Thomas Gräfe 12:19, 4. Okt 2006 (CEST)

Die Begründung "historisch nicht korrekt" für die Löschung der Passage über den Antisemitismus der Studentenschaften ist imho nur vorgeschoben. Wie Du oben auch schreibst, ist deren Antisemitismus unbestritten, es ist auch im Artikel Jüdische Studentenverbindung nachzulesen. Man könnte die Passage also wieder einfügen, wenn hier auf der Disk. keine ausführlichere Stellungnahme kommt. Giro 21:40, 6. Okt 2006 (CEST)

Die wiederholte Löschung ist zwar ärgerlich, aber sie hat doch auch einen guten Aspekt. Ein Blick auf den Artikel Verband der Vereine Deutscher Studenten hat mir gezeigt, dass dort dessen antisemitische Wurzeln etwas dünn beschrieben sind. Dieser Punkt taucht zwar hier im Artikel und in Antisemitenpetition auf, aber noch nicht ausreichend in dem Artikel, der diese Hochschulvereine behandelt. Da kann man ja was gegen tun. Giro 12:00, 8. Okt 2006 (CEST)

Das historisch nicht korrekt bezieht sich auf die pauschalierende Form der Darstellung; was für den VdST maßgeblich war und unter vielen Burschaften verbreitet, kann noch lange nicht auf die Corps angewandt werden. Das ist Politik des Verdachts. --Christoph Tilman 14:49, 8. Okt 2006 (CEST)

Manfred Studier Der Corpsstudent als Idealbild der Wilhelminischen Ära. Untersuchungen zum Zeitgeist 1888–1914. 1990. <ISBN 3-923621-67-1> --Christoph Tilman 14:51, 8. Okt 2006 (CEST)

Na dann differenziere im entsprechenden Satz doch nach Vereinen und Corps und füge Deine Quelle (möglichst mit Seitenangabe) als Referenz ein. Das ist kooperativer als mehrere Sätze wegzulöschen. Giro 21:37, 8. Okt 2006 (CEST)

Es ist richtig, zwischen Burschenschaften und Corps zu unterscheiden. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Corps antisemitismusfrei gewesen wären. Ihrem unpolitischen und elitären Selbstverständnis folgend traten sie nicht in der Öffentlichkeit antisemitisch auf. Intern setzten sich antisemitische Positionen und Einstellungen jedoch durch. vgl. dazu:

  • Kampe, Studenten und Judenfrage, S. 192-195.

--Thomas Gräfe 14:26, 9. Okt. 2006 (CEST)Beantworten

Die aktuelle Formulierung sollte dennoch beibehalten werden. Präzisere Angaben zum Thema sollten den Artikeln zu Burschenschaften, Corps und Vereinen vorbehalten bleiben. --Thomas Gräfe 16:55, 10. Okt. 2006 (CEST)Beantworten

Sehe ich auch so, weil es in diesem Artikel um die Berliner Bewegung geht. Giro 21:36, 10. Okt. 2006 (CEST)Beantworten