Diskussion:Bloder

Letzter Kommentar: vor 8 Jahren von 188.99.238.51 in Abschnitt Eine Saubloder ist kein leerer Sack!

Eine Saubloder ist kein leerer Sack!

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In der älteren volkskundlichen Literatur wird die Saubloder mit Fruchtbarkeitsriten in Verbindung gebracht[1]. Viel eher ist allerdings zu vermuten, dass die Schweinsblase als ein kostengünstiges Schlagutensil Verwendung fand, weil an der Fasnet letztmals vor der 40-tägigen Fastenzeit geschlachtet werden durfte und sie deshalb in großer Zahl vorhanden war[2]. Für die von dem Volkskundler Dietz-Rüdiger Moser und seinen Schülern geäußerte Vermutung, mit der Saubloder werde die Fresssucht oder Unkeuschheit des Narren allegorisch dargestellt[3], gibt es keine schriftlichen Belege. Prof. Dr. Werner Mezger behauptet gelegentlich bei seinen Fernsehkommentaren zu den Narrentreffen, dass sich die Narren mit einer Saubloder selbst darstellten, denn das engl. fool, frz. folle ‚Narr’ gehe auf das lat. follis ‚leerer Sack’ zurück, ein Narr sei also nur eine leere Hülle ohne Inhalt. Das lat. follis bedeutet jedoch auch ‚lederner Schlauch, Geldbeutel, Ballon, Blasebalg, Spielball’[4] und ging außerdem metonymisch auf die in einem Geldbeutel befindlichen römischen Münzen über[5]. Das Wort entstammt dem idg. *bhel-, *bhlē- ‚aufblasen, aufschwellen, schwellen, sprudeln, strotzen, prall sein’, aus dem sich auch Blatter und Blase ableiten lassen[6]. Es geht hier also nicht, wie Mezger behauptet, um die Inhaltslosigkeit des bezeichneten Gegenstandes, sondern vielmehr um seine Aufgeblasenheit; er zeichnet sich also gerade dadurch aus, dass er nicht leer ist. Dies zeigt sich auch deutlich an dem aus der gleichen idg. Wurzel stammenden gr. Wort ‚Phallus, (erigiertes) männliches Glied’[7], das nun zweifellos alles andere als ein ‚leerer Sack’ ist. Ideengeschichtlich passt diese Wortverwandtschaft auch viel besser zur Fasnet als kirchlichem Schwellenfest, an dem sich die Narren vor der Fastenzeit nochmals in körperlicher Hinsicht ausleben konnten. 188.99.238.51 17:36, 30. Jan. 2016 (CET)Beantworten

  1. Kutter / Knauss: Schwäbisch-alemannische Fasnacht, 56.
  2. Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 71.
  3. Leibbrand: Vom Sinn der Fastnacht, 60.
  4. Zedler: Grosses Vollständiges Univeral Lexicon IX, 1436, s. v. Follis.
  5. Zedler: Grosses Vollständiges Univeral Lexicon IX, 1436f., s. v. Follis.
  6. Köbler: Indogermanisches Wörterbuch, s. v. *bhel- (3); Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 145, s. v. blasen, 146, s. v. Blatter.
  7. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 1001, s. v. Phallus; Derks: Die Schande der heiligen Päderastie, 113 Anmerkung 14.