Diskussion:Chaim Michael Dov Weissmandl

Letzter Kommentar: vor 3 Jahren von H.Parai in Abschnitt Rabbi Weissmandl hat die ungarischen Juden verraten

Rabbi Weissmandl hat die ungarischen Juden verraten

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Wie Rudolf Vrba in "Ich kann nicht vergeben: Meine Flucht aus Auschwitz" schreibt, hat er 1944 Weissmandl über die bevorstehende Deportation der ungarischen Juden gewarnt. Weissmandl hat die Information aber für sich behalten um seine eigenen Verhandlungen mit den Nationalsozialisten in Ungarn nicht zu gefährden. D.h. er hat die ungarischen Juden bewusst im Unwissen über ihr Schicksal gelassen. Das sollte erwähnt werden. (nicht signierter Beitrag von 2A00:D3A0:2:2500:9661:B1F3:A011:385C (Diskussion) 18:28, 14. Jun. 2021 (CEST))Beantworten

Der Vorwurf ist weitreichend, aber nach meiner Meinung größtenteils einseitig und nicht ganz korrekt. Zwar wurde die ungarisch-jüdische Öffentlichkeit unter den damaligen Bedingungen der faktischen NS-Kontrolle nicht öffentlich gewarnt, aber die slowakische "Arbeitsgruppe" unter Gisi Fleischmann und Weissmandl hat tatsächlich über mehrere konspirative Kanäle mehrere ungarische Gemeindeführungen und antifaschistische Gruppen in Ungarn informiert. Nicht nur das: auch die Tschechoslowakische Exilregierung, die über BBC die britische Öffentlichkeit alarmierte, die Öffentlichkeit der neutralen Schweiz, das Internationale Rote Kreuz und das US-State Department wurden informiert und der internationale Druck aus neutralen Staaten bewirkte, dass der ungarische Diktator Miklós Horthy die ungarischen Transporte nach Auschwitz, über einen Monat nach Abfassung des Vrba-Wetzler-Reports tatsächlich stoppte. Damit wurden hunderttausende Menschenleben (vorübergehend) gerettet, denn trotz heimlicher SS-Transporte blieben sie bis zur Machtübernahme der Pfeilkreuzler im Oktober 44 ausgesetzt.
Ich weiß nicht, ob Vrba, der in der Slowakei geblieben war, diese Entwicklungen alle mitbekommen hat, weil ich seine Erinnerungen nicht kenne. Die Beteiligten befanden sich aber in einer extremen Zwangslage: sie versuchten durch Verhandlungen mit den führenden Tätern des Holocaust die noch lebenden slowakischen Juden vor dem Holocaust zu retten, was ihnen zumindest für 2 Jahre weitgehend gelang, retteten einige tausend Menschen gemeinsam mit Kasztner dauerhaft und arbeiteten am (allerdings nicht erfolgreichen) "Europa-Plan" der Rettung vieler Menschen vor dem Holocaust. Wäre den SS-Tätern in dieser Lage aufgefallen, dass sie den Vrba-Wetzler-Bericht an die Weltöffentlichkeit weitergeleitet hatten, hätten sie einen Vorwand geliefert, alles sofort zu annullieren.
Die deutschsprachige Wikipedia sollte erst einmal grundlegend die weitreichenden (wenn auch mehrheitlich nicht erfolgreichen) Aktivitäten der en:Working Group (resistance organization) vorstellen, bevor in einem viel zu knappen biographischen Artikel diesen nachvollziehbaren, aber einseitigen Vorwurf eines Beteiligten ohne Gewichtung in den Mittelpunkt zu stellen. Gruß--WajWohu (Diskussion) 23:32, 14. Jun. 2021 (CEST)Beantworten
Hinweise auf Literatur in: Mariana Hausleitner u.a. (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung), Band 13: Slowakei, Rumänien und Bulgarien. Berlin 2018, ISBN 978-3-11-036500-9, hier Seite 35 und 36 mit Anm. 71
Frei im Internet: * Y. Bauer in VfZ 25 (1955), S. 188-219 hier
Im Uni-Net oder mit Zugangsberechtigung: * Fatran:The Working Group in: Holocaust and Genocide Studies 8(1994), H. 2, S. 166-173
--H.Parai (Diskussion) 19:34, 15. Jun. 2021 (CEST)Beantworten