Diskussion:Christoph der Starke
Anekdote zur Landhuter Hochzeit
BearbeitenVielleicht sollte man die Turnierkampf-Anekdote Christophs mit einfliessen lassen?
Hier die 1668er Version
aus der `vollendeten´ Ausgabe der `Wahrhaftigen Beschreibung des österreichischen und habsburgischen Rahmens, Herkommens, Geschlechte, Fortpflanzung…´ des Clemens Jäger (1500-1561) durch den Barockdichter Sigmund von Birken (1626-1681)] [S.824/ V. Buch./ XXV. Cap./ ANNO 1475./ Herz. Georgens in Bayrn/ Beylager.] {Polnischer Grav von Lublin/ fordert die Teutschen aus.} Mit der Braut ware ankommen/ ein Polnischer Grav von Lublin/ grosz und stark von person/ darbey stolz und hochmütig. Er ritte auch einen grossen und starken Wallachen/ der war mit silbernen Hufeisen beschlagen. Als dieser Polak/ der Teutschen ihr Thurnieren/ Rennen und Gestech ersehen/ verachtete und verlachte er solches/ nennte es Kinderspiel/ und bote/ gegen alle anwesenden Fürsten und Graven/ um Tausend Gulden ein Scharfrennen aus. Es ware keiner/ der ihme diesen vierschrötigen Fierabras zubestehen getrauete. Herzog Georg/ hielte solches/ vor eine Beschimpfung seines Beylagers/ und vor eine Schande allen Teutschen Rittern/ wann dieser Grosssprecher keinen Bestreiter finden solte. Demnach bate er K. Fridrichen/ dasz er doch seinen Vettern/ Herz. Christofeln aus Bayrn/ als einen guten Stecher/ zu diesem Kampfe vermögen wolte. K. Friderich liesz diesen Fürsten vor sich kommen/ und gab ihm zuvernehmen sein Misfallen ob dem Hochmut dieses Polakens: welchen zu züchtigen/ und Teutscher Nation Ehre zu retten/ erihn unter allen Fürsten für tauglichst erkenne/ und dannenhero/ diesen Kampf anzunehmen/ an ihn sein gnädigs Begehren sey. Hierbey versicherte er ihn/ dasz/ imfall er diese 1000. Gulden gewinnen würde/ sein Vetter Herz. Georg ihme noch Tausend darzu heimlich verehren solte. {Herz. Christof aus Bayern nimt den Kampf an.} Herz. Christofel/ der ohnedas ein kühner und dapfere Fürst war/ wie er dann von seinen Brüdern und Vettern gewönlich der Wagenhals gennent worden/ erfreute sich/ dasz der Keyser so ein gutes Vertrauen vor andern in seine person gesetzet/ ward auch hierdurch dermassen beherzet/ dasz er alsobald K. Friderichen in die hand versprache/ dieses Treffen innerhalb zween tagen mit dem Polaken vorzunehmen. Solche Antwort ward vom Keyser/ Erzherzogen/ und allen Fürsten mit Freuden vernommen/ auch dem Polacken angezeiget/ dasz er sich zum Stechen rüsten solte. {Verlauf dieses Gestechs.} Als nun der bestimte Tag erschienen/ kamen beyde Rennere mit den ihrigen auf den Plan: worbey dann der Keyser/ samt dem Erzherzogen und allen Fürsten/ Graven und Herren/ wie auch die Braut Prinzessinn/ samt andren Fürstinnen/ Grävinnen und den Adelichen Frauenzimmer/ sich als Zuschauere begierlich eingestellet. Herz. Christof/ ritte auf einem starken thätigen Schimmel daher/ welchen er oft in dergleichen Schimpf gebraucht und bewährt hatte. Als er den Polaken auf seinem Walachen auch ankommen sahe/ redte er zu ihm in Latein/ und begehrte/ dasz er/ immassen er auch ihn werde thun sehen/ vom Pferd abstehen wolle/ damit vor jederman erscheine/ dasz sie beyderseits aus freyem Ritterlichem Gemüte/ und ohne einigen Vortheil/ disz Rennen vorgenom[m]en. Sol- [S.825] ches sagend/ sprang er/ ohne einige Hülfe/ in vollen Küris/ aus dem Sattel. Hingegen der Polak/ ob solchem Begehren ganz erschrocken/ widerte sich des absteigens/ mit vorwand und auf meinung/ dasz solches nicht vonnöten wäre. {Der Polack ist an sein Pferd geleimet.} Weil aber Herz. Christof heimlich erfahren/ wiedasz dieser seine zween Bünde hätte/ liesse er nit ab/ dem begehren nachzusetzen: bis endlich der Polak/ aus beschämung vor dem Keyser/ Fürsten und Frauenzimmer/ abzustehen gedrungen ward/ und den seinen/ ihme die Bünde abzuschneiden/ befehlen muste/ welches ihm zu grossem Spott gereichete. Also stiege er ab/ gieng zu Herzog Christofen/ und bote ihm die hand: da sie/ ein redliches und Ritterliches Treffen zu thun/ einander versprachen. {Herz. Christofs Ringfärtigkeit.} Hierauf gienge Herz. Christof wiederum zu seinem Schimmel/ legte die eine hand auf den Sattelbogen/ und schwunge sich/ ohne jemands hülfe/ also schwer-beharnischt in den Sattel: welches der Keyser/ der Polak/ und männiglich/ mit verwunderung ansahen; zumahl weil hingegen der Polak viel hände brauchte/ wieder aufs Pferd zukommen. Diesem Strotzer/ ware nun das Herz/ aus Scham und Furcht/ entfallen: und hätte er sich lieber mitten in Polen gewünscht/ als in diesen Schranken/ nunmehr von seinen Bünden/ auf die er sich verlassen/ entbunden/ von einem so starken und ringfärtigen Gegenpart mehr Schande zu holen. Nachdem die Stanegn und der Stechzeug/ nach Thurnier-sitt/ besichtigt worden/ legten sie gegeneinander ein/ und thäten einen so starken Ritt/ dasz beyde Stangen in die luft trümmerten. Herz. Christof/ der zuvor aus und in den Sattel gleichsam geflogen/ bliebe itzt als ein Thurn sitzen. {Dem Polaken/ wird hinterm Pferd gebettet.} Aber der schwere Polak floge so leichtfärtig seinem Rosz über den rücken hinab/ dasz er zwey Mannslänge weit hinter demselben/ und zwar gar schwerlich/ wieder aufstunde: und disz hiesse/ die Hoffärtigen genidrigt. {Herz. Christofs Dank/ 2000 Gulden.} Herz. Christof erweckte/ mit diesem schönen sieghaften Ritt beym Keyser/ Erzherzogen/ allen Fürsten und dem Frauenzimmer/ grosse Freude/ und empfienge dafür/ nicht allein viel Lobs/ sondern auch die 2000 Gulden. {Der Polak/ stirbet.} hingegen der Polak liesse sich wieder zu Pferd heben/ ritte beschamt aus der Stadt/ und hatte so einen kräftigen Stosz empfangen/ dasz er den dritten tag den geist aufgabe. Vor seinem Tod/ liesse er sich oft dieser worte vernehmen: Es müsse ja der lebendige Teufel in diesem langen/ schwarzen und magern Fürsten sitzen; dann ohne dessen Hülfe/ würde er ihm nit also das Herz haben entzwey stossen können. […] Fugger, Johann Jakob; Birken, Sigmund von [Bearb.]: Spiegel der Ehren des Hoechstloeblichsten Kayser- und Koeniglichen Erzhauses Oesterreich: oder Ausführliche GeschichtSchrift von Desselben, und derer durch Erwählungs-, Heurat-, Erb-, u. Glücks-Fälle ihm zugewandter Käyserlichen HöchstWürde, Königreiche […]. Nürnberg 1668.