Diskussion:Das Haus der dunklen Krüge
Rezension
Bearbeiten--Pontini (Diskussion) 09:27, 25. Apr. 2012 (CEST)Der unten zitierte Text ist Teil der Rezension des die Familiengeschichte fortsetzenden Romans "Bourdanins Kinder". Da ich als noch unerfahrene Wikipedianerin nicht weiß, ob man die Frankfurter Allgemeine so einfach zitieren darf, möchte ich erst sicher gehen. Ich habe das Buch gerade gelesen und finde Dieter Borchmeyer hat die wichtigen Aspekte kurz und doch tiefgehend erfasst. Ich bitte erfahrene Wikis um die Entscheidung, ob dieser Text aufzunehmen ist.
Vor fünfzig Jahren veröffentlichte Gertrud Fussenegger den Familienroman "Das Haus der dunklen Krüge". Als "böhmische Buddenbrooks" haben ihn Kritiker wie Werner Ross bezeichnet. Der Vergleich mit "Buddenbrooks" hat dem "Haus der dunklen Krüge" freilich eher geschadet als genützt. Seit langem ist es um dieses Haus recht still geworden. Das verwundert angesichts der erzählerischen Spannung des Romans, in dem die Seelengeschichte des Bürgertums im neunzehnten Jahrhundert in der Geschichte einer böhmischen Familie eingefangen, die Erstarrung und der Verfall ihres - von einem immer hohleren Ehrbegriff überwölbten - Wertekanons facettenreich gespiegelt wird. Die Vergegenwärtigungskunst der Autorin, welche Personen und Gegenstände stets präzise im Zeitmilieu ortet, weist eher zurück auf den französischen Gesellschaftsroman des neunzehnten Jahrhunderts als auf die spezifisch deutsche Romantradition. Was am "Haus der dunklen Krüge" heute mehr denn je bewegt, ist die tiefe Fremdheit zwischen den Geschlechtern, der Kreuzweg der Frau in der Geschichte der bürgerlichen Familie, die dauernde Verletzung ihrer Sensibilität in einer von männlicher Macht und spezifisch männlichen Wertvorstellungen geprägten Gesellschaft. DIETER BORCHMEYER.
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.01.2002, Nr. 25 / Seite 42