Der Artikel entstand auf der Grundlage von Inhalten in Bilder von Hieronymus Bosch in dieser Version. --Coyote III (Diskussion) 22:54, 20. Sep. 2015 (CEST)
Fragwürdige Interpretation des Gaukler-Bildes
BearbeitenDort heißt es unter "zeitgenössischer Hintergrund": Denn im Chaos des ausklingenden Mittelalters (siehe hierzu: Hieronymus Bosch Hauptartikel) trieb sich allerlei Gesindel herum, das mit Tricks und Betrügereien den gutgläubigen Menschen das Geld aus der Tasche zog. Ob Zauberer, Falschspieler, Possenreißer oder Quacksalber, immer wieder gab es Menschen, die sich von den "Kunststücken" dieser Leute blenden ließen und Schaden davontrugen.
Ich bin kein Bosch-Experte oder Kunsthistoriker, aber ein gewisser Kenner der Geschichte der Kuriositätenkünstler und kann diese spekulative Interpretation nicht teilen.
Kein Falschspiel
BearbeitenDer dargestellte Taschenspieler ist mit absoluter Sicherheit KEIN Falschspieler. Da stehen auch keine "Hütchen", wie der Autor meint, sondern Becher. ("Hütchen" sind wesentlich kleiner.) Das offenbar assoziierte Betrugsspiel Hütchenspiel ist erst seit dem 18.Jahrhundert "aktenkundig". Bei dem Kunststück, das der Gaukler zeigt, handelt es sich um das "Becherspiel", einem im Mittelalter populären Kunststück, bei dem mehrere(!) Kugeln/Nüsse unter Bechern hin und herwandern (älteste gesicherte bildliche Darstellung: 1404 Josef von Ulm "Planetenkinder Luna"). Das Becherspiel wurde nur zu Unterhaltungszwecken vorgeführt, um auf Marktplätzen Leute anzulocken und eine positive Stimmung zu erzeugen. Die Taschenspieler des Mittelalters waren nämlich fahrende Händler, die anschließend ihren Tinnef verkauften. Wäre er Gaukler Spielveranstalter müsste auf dem Tisch eingesetztes Geld liegen. Es bedürfte auch eines dritten Bechers. Typisch für das Becherspiel ist der Zeigestock (heute "Zauberstab"), der eine tricktechnische Funktion hat. Im übrigen wird der Gaukler symphatisch dargestellt und weiß auch mit dressierten Affen und Hunden aufzuwarten. Er ist ein Unterhaltungskünstler.
keine Hypnose
BearbeitenHypnose-Darbietungen waren zu Boschs Zeiten unbekannt. Wenn eine Person beginnt, Kröten zu spucken, dann hat das wohl eher einen vom Künstler intendierten esoterischen Hintergrund als einen dokumentarischen. Es gab zwar (jedenfalls im 17.Jahrhundert) derbe Gaukler, die durchaus alles mögliche schluckten und wieder hevorwürgten (http://www.amazon.de/gp/product/0374525706/028-3011606-5715707?v=glance&n=52044011) , die Vorstellung krötenspuckender Zuschauerassistenten ist jedoch surreal. So ohne weiteres kann man die Schlussfolgerung des Autors nicht in den Raum stellen.
kein Inhalt
BearbeitenDie Aussage, im ausgehenden Mittelater hätte sich allerhand Gesindel herumgetrieben, das gutgläubige Menschen blenden und ihnen Schaden zufüge, ist dürftig. An Gesindel herrschte zu keiner Zeit ein Mangel. Schon gar nicht heute.
Beutelschneider?
BearbeitenAber eindeutig ist: Es gibt einen zweiten Halunken im Bild. Dieser steht hinter der hypnotisierten Person und hat sich an deren Geldbörse herangemacht. Es ist ein Taschendieb, ein sogenannter „Beutelschneider“
Ist das wirklich so "eindeutig"? Was der kleine Mensch, wohl ein Kind, da mit dem Riesengerät macht, weiß ich nicht. Zum Beutelschneiden scheint es unzweckmäßig zu sein, möglicherweise symbolisch. Der andere Mensch hingegen scheint gegen diese kleinen zu arbeiten. Entweder will er den Beutel seines Vordermanns in Schutz nehmen oder die Ablenkung durch den Gaukler nutzen. In letzterem Fall aber würde nichts dagegen sprechen, dass er auch auf den Beutel sieht, was er nicht tut - wohl aber der kleine. Ich sehe auch kein Hantieren mit der anderen Hand, die ein Messer halten könnte. Wie immer das Bild zu interpretieren sein mag - und Bosch war sehr rätselhaft - "eindeutig" scheint mir die da nichts zu sein. --Markus Kompa 17:27, 17. Jul 2006 (CEST)
- weil ich als Autor für den Artikel verantwortlich zeichne: Was das Kind anbetrifft, um das geht es nicht. Es geht um die dahinterstehende Person. Im übrigen: Alle Aussagen aus der zitierten Literaturquelle. Was du draus machst, ist mir egal. -Nocturne 17:33, 17. Jul 2006 (CEST)
- Welche von diesen Quellen sagt das? In dem Artikel selbst steht, dass Bosch keine eigenen Interpretationen hinterlassen hat. Auf den Beutelschneider würde ich mich ja noch einlassen, denn schließlich guckt er ohne Motivation in die Luft, während er mit der Hand etwas anderes macht, was offenbar nicht auffallen soll. Aber alles, was die Darstellung des Gauklers in die Nähe eines Falschspielers rückt, ist hanebüchener Anachronismus. Argumente interessieren mich mehr als Autoritäten.--Markus Kompa 20:23, 17. Jul 2006 (CEST)
Allgemein zum Becherspiel: Das Hütchenspiel hat seine eigentliche Verbreitung erst im 20.Jahrhundert gefunden, während das Becherspiel schon ewig bekannt ist. Die älteste verbürgte Quelle stammt von einem gewissen Herrn Seneca, die erste schriftliche Trickerklärung lieferte 1584 Reginald Scot in "The Discovery of Whitchraft". Tricktechnisch sind Becherspiel und Hütchenspiel völlig unterschiedlich, sowohl vom modus operandi her als auch in Ablauf, Dramaturgie und Intention. Außer äußerlich ähnlichen Requisiten haben beide Kunststücke fast keine Gemeinsamkeiten. Wer es vertiefen will: Bruno Hennig (Joro): "kleines Becherspiel Kompendium" (1999)--Markus Kompa 20:56, 17. Jul 2006 (CEST)