Diskussion:Der Traum eines lächerlichen Menschen
Intro
BearbeitenDer Versuch zur „Erneuerung des Menschen“[1] misslingt. Wer unternimmt hier einen solchen Versuch und worin besteht der? Der Satz ist an dieser Stelle (d.h. ohne jeden Kontext) trotz der Fußnote unklar. Bezieht sich das auf die Editionsgeschichte oder auf den Inhalt der Erzählung? --Stilfehler (Diskussion) 16:27, 7. Jul. 2015 (CEST)
- Danke für den Hinweis. Ich habe im Artikel erläutert.
- Wer unternimmt hier einen solchen Versuch und worin besteht der? Antwort: Der lächerliche Mensch, nachdem er auf der zweiten Erde gelandet ist.
- ...und worin besteht der? Antwort: In der Erziehung des gänzlich unverdorbenen Menschen (der auf der zweiten Erde vorgefunden wird).
- Bezieht sich das auf die Editionsgeschichte oder auf den Inhalt der Erzählung? Antwort: Es bezieht sich auf den Inhalt.--Hedwig Storch (Diskussion) 19:40, 7. Jul. 2015 (CEST)
Darstellung verzerrend und oberflächlich
BearbeitenDie Darstellung des Inhalts dieser Schlüsselerzählung ist misslungen (Entschuldigung wegen der Offenheit dieser Bewertung). Wenn man sie liest, bekommt man einen schiefen bzw. gar keinen richtigen Eindruck von ihr. Es geht nicht um ein "Versuchslabor" und auch nicht um Menschen im Zustand Adam und Evas (wiewohl der "lächerliche Mensch", zumindest nach der Übersetzung von Rahsin, von der "durch keine Erbsünde befleckte Erde" spricht). Denn sie kennen das Zeugen von Kindern, und es gibt auch den Tod unter ihnen. Die zweite Erde unterscheidet sich also sehr wohl von einem simplen Paradies, wie wir es von der Genesis her kennen (obschon Bezüge zur Genesis und zum Neuen Testament unverkennbar sind). Es geht auch nicht um die Erziehung eines neuen Menschengeschlechts; Erziehung ist ein bewusst gesteuerter, zielgerichteter Prozess; die "Infizierung" der zweiten Erde mit der "Lüge" ist keine Erziehung - über die Gründe dafür lässt uns der Erzähler im Dunkeln, somit ist eine Interpretation im Sinne einer vermeintlichen Erziehung voreilig. In dieser Erzählung, die hochkomplex, widersprüchlich, doppelbödig ist und sich einer eindeutigen Interpretation beharrlich entzieht, setzt sich Dostojewski u.a. mit Rousseau und dem französischen utopischen Sozialismus nach Charles Fourier auseinander (mit ihm setzt sich Dostojewski übrigens auch in anderen Werken auseinander). Es geht außerdem um das Thema Selbstmord, das im Werk Dostojewskis eine zentrale Rolle spielt, ebensowie um ein universelles Schuldgefühl: jeder ist mitschuldig an dem Zustand der Erde, sofern er nicht seinen Nächsten genauso liebt wie sich selbst. Die Schlüsselstelle zur ganzen Erzählung ist gleich der allererste Abschnitt der Erzählung: der Erzähler spricht hier von "sie" ("jetzt nennen sie mich verrückt" usw.). Wer ist dieses "sie"? Die Menschen um ihn herum oder die Menschen auf der zweiten Erde? Das Verrückte bzw. eben Phantastische an dieser Erzählung ist der nahtlose Übergang von Traum zur Realität, die Vermischung dieser beiden Welten. Äußerst bewegend ist der Kontrast zwischen der Welt der kalten, enttäuschungsvollen Erkenntnis ("Alles ist einerlei") und der Welt niedergerungener Sehnsucht ("dass ich sie alle und ihre Herrlichkeit in den Träumen meines Herzens und in den Phantasien meines Denkens schon geahnt hätte, und oft hätte ich auf unserer Erde nicht ohne Tränen zusehen können, wie die Sonne unterging"). Es handelt sich jedenfalls um ein Werk, dessen Stellung im Oeuvre Dostojewskis und seiner Weltanschauung nicht hoch genug veranschlagt werden kann. Im Lichte dieser Erzählung liest man auch die großen Romane, z.B. die Dämonen und die Brüder Karamasoff, ganz anders. (nicht signierter Beitrag von 77.182.229.176 (Diskussion) 22:46, 3. Feb. 2017 (CET))