Den Satz "Einige Blocks wurden in Folge des Bevölkerungsrückgangs bereits rückgebaut oder abgerissen." halte ich für überdenkenswert.
Zweifelsohne gab es infolge des Bevölkerungsrückgangs erhöhten Leerstand, der dann zum Abriss einiger Blöcke führte.
Es gab aber auch die umgekehrte Kausalkette. Blöcke wurden zum Abriß vorgesehen und mussten daraufhin (zwangsweise) geräumt werden. Was dann zum Bevölkerungsrückgang führte.
Der Block Alfred-Delp-Ring 1-4, in dem meine Familie bis zum Abriß lebte, war zu dieser Zeit zu über 80% belegt. Dieser vergleichsweise geringe Leerstand allein kann also kaum der Abriß-Grund gewesen sein. Die finanzielle Förderung des Wohnungsabriß' dürfte da eine größere Rolle gespielt haben.
Die Bevölkerungszahl allein ist meines Erachtens ein schlechter Indikator für den Belegungsgrad der Wohnungen. Das Wohngebiet "Roter Berg" wurde in den späten 70er Jahren errichtet. In die neuen Wohnungen zogen vorrangig Familien mit (Klein-)Kindern. Diese Kinder zogen dann naturgemäß in den 90er Jahren vom Roten Berg weg, während die Eltern dort wohnen blieben.
Stefan --194.31.198.193 11:32, 26. Mär. 2009 (CET)
- Hallo Stefan, auf dem Roten Berg wurden insgesamt betrachtet 5300 Wohnungen für 15.000 Einwohner gebaut, also rund drei Personen je Wohnung. Jetzt zog man in den 80er-Jahren dorthin, also werden die meisten Menschen wohl in den 1950er-Jahren geboren sein und damals kleine Kinder gehabt haben, die sind jetzt ausgezogen, bleiben also natürlicherweise etwa zwei Personen pro Wohnung da, wobei wir dann immernoch bei knappen 10.000 Einwohnern wären, tatsächlich hat der Rote Berg aber nur noch etwas über 5000 Einwohner. Wäre die Bevölkerungszahl nicht zurückgegangen, hätten die Genossenschaften die Wohnungen auch nicht abgerissen, denn Mieteinnahmen sind auf Dauer immer höher, als die Städtebau-Fördergelder. Nun ist es ja klar, dass nicht ein Block voll und der andere leer ist, sondern der Leerstand sich relativ gleichmäßig verteilt und 80% Belegung im gesamten Wohngebiet ist eben dann trotzdem zu wenig, um alles möglichst wirtschaftlich zu erhalten. Dass dann Blocks geräumt werden und die Bewohner in ein anderes Haus umziehen müssen, liegt da irgendwie in der Natur der Sache und der Abriss kann sich ja nicht daran orientieren, in welchem Block die meisten Leute wohnen, sondern muss ja auch so erfolgen, dass die dauerhafte Lebensqualität gewährleistet bleibt - da sollte also im Idealfall mit System abgerissen und rückgebaut werden, z.B. indem man jede zweite Blockreihe abreißt, um das Gebiet insgesamt aufzulockern. Das kann dann eben auch einem zu 80% belegten Block passieren. Die Fördergelder mögen eine Rolle gespielt haben, aber dennoch ist Leerstand meiner Meinung nach schon der Hauptgrund für den Abriss von Plattenbauten in Ostdeutschland. Die Fördergelder sind ja überall gleich, trotzdem wird in Erfurt am Roten Berg abgerissen und am Johannesplatz z.B. nicht, auch in Hoyerswerda oder Suhl wird man mehr abreißen, als in Jena oder in Potsdam. Da wird dann schon deutlich, dass vordergründig da abgerissen wird, wo ein verhältnismäßig hoher Leerstand (das würde ich schon bei 20% sagen) besteht. Grüße --Michael S. °_° 14:32, 26. Mär. 2009 (CET)