Diskussion:Ergebnis (Cricket)

Letzter Kommentar: vor 3 Jahren von SpesBona in Abschnitt Verständnisfrage

Verständnisfrage

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Die Abrechnung ist mir weiterhin schleierhaft. Beim ICC Men’s T20 World Cup 2021#Finale lese ich folgendes:

14. November
Scorecard
Dubai   Neuseeland
172-4 (20)
  Australien
173-2 (18.5)
Australien gewinnt mit 8 Wickets

Was bedeuten die Zahlenkolonnen, wie kann ich daraus eine Differenz von 8 Wickets erkennen (wenn überhaupt) und wieso hat Australien nicht z.B. mit einem Wasauchimmer [Run?] (173:172) gewonnen? Mit der Bitte um Aufklärung. --AlsterH₂O (Diskussion) 06:24, 17. Nov. 2021 (CET)Beantworten

Uh, schwere Frage, da das aus Jahrhundertterlangen Tradition kommt. Ich versuche es mal so: Dort haben zwei Mannschaften gespielt, Neuseeland und Australien. Neuseeland hat begonnen Punkte zu erzielen (im Münzwurf den Australien gewonnen hatte, hatten die entschieden das Neuseeland zunächst an den Schlag soll und sie selbst lieber als Feldmannschaft (Bowlen und Fangen) beginnen. Dabei hat Neuseeland 172 Punkte (Runs) erzielt und dabei 4 ihrer 10 Wickets verloren. Das war ein Twenty20-Spiel, also hat jede Mannschaft 20 Over (20 mal 6 Bälle die gebowlt werden) zur Verfügung (wenn sie nicht vorher alle ihre 10 Wickets verlieren). Dann kam Australien an die Reihe, die hatten das Ziel mehr Runs zu erzielen als die Neuseeländer. Heisst sie mussten mindestens 173 Punkte erzielen. Das haben sie geschafft und dabei nur 2 ihrer 10 Wickets verloren. Gebraucht haben sie dafür 18 Over (18 mal 6 Bälle) und 5 Bälle des 19. Overs. Daher 18.5 (jeder Ball wird mit 18.1, 18.2, 18.3, usw. bis 19 bezeichnet, bevor es wieder von neuem anfängt). Beim Ergebnis schaut man nun, wieviel Ressourcen Australien noch übrig hatte. Aus der tradition des Test Crickets heraus zählt man dabei die Wickets die noch übrig blieben. 2 von 10 wurden von Australien "verbraucht", also hatten sie noch 8 zur Verfügung. Damit haben sie mit 8 wickets gewonnen. Hätten sie Beispielsweise nur 170 Runs geschafft, hätte Neuseeland mit 2 Runs gewonnen, da eben soviel Australien noch gefehlt hätte um das Spiel auszugleichen. Das bedeuten also die einzelnen Zahlen.
Der Grund für die Angabe ist eben, dass all diese Informationen wichtig sind, um das Ergebnis zu verstehen. War es ein deutlicher Sieg, oder ein knapper? Im Fussball gibt man ja beispielsweise häufig Endergebnis und Halbzeitergebnis an. 2:1 (0:1). Damit kann man dann erkennen, dass es Beispielswiese zunächst knapp war, eventuell die unterlegene Mannschaft zunächst führte bevor sie alles verlor. Im Cricket ist die reine Angabe des Ergebnisses "mit 8 Wickets" wie im Fussball das Torverhältnis des Endergebnisses. gibt groben Anhalt was passierte, aber erzählt nicht die ganze Geschichte. Bei 173:172 erfährt man auch nur etwas über die Mannschaft die zuerst am Schlag war, denn die zweite hört eben auf zu Spielen wenn sie ihr Ziel erreicht hat. Auch sind die Cricketer Statistikfanatiker. Die wollen eben gern wissen wie eng es wahr, lag es daran, dass die jagende Mannschaft kein Risiko mehr eingehen konnte, weil sie früh ihre Schlagmänner verlor (und damit nur die schlechteren noch auf dem Feld waren), oder hat sie kurzen Prozess gemacht und das ganze Ratzfatz erledigt (dann wäre die Overzahl sehr gering). Letztendlich kommt es in der Geschichte eben daher, das man beim Test Cricket vier Spielabschnitte hat (jede Mannschaft ist zwei mal am Schlag und zwei mal auf dem Feld), die man aus Statistikgründen unabhängig betrachtet. Und wenn man dann 5 Tagen Spiel gerecht werden will, will man eben mehr Infos als nur ("hat sich mit 120 Runs durchgesetzt"). War es nach dem ersten Innings eng? War es eine enge Aufholjagd, oder hat man nur verwaltet. All das lässt sich mehr oder weniger aus einem vollen Ergebnis wie hier ablesen, und da man bei Mehrtagesspielen eben auch nach jedem Tag die Leser in der Zeitung ei Laune halten musste (und nicht immer die komplette Scorecard drucken wollte, die dann Seiten fressen würde), hat sich eben eingebürgert die Ergebnisse einzelner Innings kurz zu halten in der hierigen Form. Für die meisten die sich damit etwas auskennen reicht es um das Spielgeschehen grob zu erfassen, für mehr müsste man dann die verlinkte Scorecard anschauen, um zu sehen wer was genau wann gemacht hat.
Hoffe das erklärt es ein wenig, wenn nicht, einfach weiter Fragen. Hoffe es war nicht zu lang. Ist halt etwas komplizierter.--Maphry (Diskussion) 08:23, 17. Nov. 2021 (CET)Beantworten
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung! Nach zweimaligem Lesen habe ich nun zumindest den ersten Absatz verstanden. Beim zweiten dauert es noch ;-) --AlsterH₂O (Diskussion) 00:08, 18. Nov. 2021 (CET)Beantworten
Ja, sorry. ;) Ist halt immer etwas schwer zu erklären wenn Menschen damit noch nie in Berührung gekommen sind. Eventuell kommt es ja mal nach Olympia in 7 Jahren, dann wird man sicherlich viele "Erklärungen" auf Deutsch finden in den Medien (und diejenigen die sich damit auskennen werden die Hände über den Kopf zusammenschlagen).--Maphry (Diskussion) 16:14, 18. Nov. 2021 (CET)Beantworten
Nun, das Ergebnis sagt mehr aus als auf dem ersten Blick ersichtlich. Wichtig ist vor allem, dass im Gegensatz zu andern Sportarten die Mannschaften nicht gleichzeitig Punkte bzw. Runs erzielen und auch nicht alle Spieler zugleich auf dem Spielfeld sind. Zwei Batter stehen immer elf Feldspielern (davon ein wechselnder Bowler je Over) gegenüber. "X gewinnt mit Y Wickets" bedeutet, dass diese Mannschaft die Vorgabe des Gegners erfolgreich eingeholt hat und dabei Y Wickets nicht verloren hat. "X gewinnt mit Y Runs" bedeutet dagegen, dass man sein Ergebnis erfolgreich verteidigt und mit Y Runs (die Differenz zum Gegner) gewonnen hat. Beim Sieg mit Wickets begann diese Mannschaft zuvor als Feldmannschaft und warf der Mannschaft am Schlag (diejenige, die die Runs zuerst erzielt), die Bälle zu (Bowling). Beim Sieg mit Runs begann man zuerst am Schlag und empfing die Bälle der anderen Mannschaft (Batting). Für diese Ergebnisse ist auch der jeweilige Münzwurf wichtig. Er gibt an, wer diesen gewann und dann entscheiden durfte, was man zuerst macht. Fängt man mit Batting an und verteidigt dann oder fängt man mit Bowling an und möchte dann erfolgreich einholen (Run Chase, "Run-Jagd"). Für die andere Mannschaft ist das immer gespiegelt zu betrachten. Für die Wickets ist es zu beachten, dass eine Mannschaft aus elf Spielern besteht und immer zwei Batter in einer Partnerschaft Runs erzielen müssen. Deswegen gibt es zehn Wickets, und nach dem zehnten Wicket ist keine Partnerschaft mehr möglich, die Mannschaft ist ausgebowlt, also ausgeschieden. In Turnieren ist zudem die Net Run Rate wichtig, also möglichst viele Runs in möglichst wenig Over zu erzielen. Dafür sollte man möglichst viele Boundaries (Bälle gegen die Spielbegrenzung) oder Sixer (Bälle ins Publikum) schlagen. Beispielsweise ist Südafrika 2021 nur ausgeschieden, weil man gegen Bangladesch zu viele Bälle gebraucht hat um deren Vorgabe einzuholen. So konnte sich Australien punktgleich gegenüber Südafrika durchsetzen und "der Rest ist Geschichte". ;) Bowler können dabei vor allem mit Yorkern (Bälle vor die Füße) der Batter Druck aufbauen und möglichst wenig Runs zulassen ("Dot Balls" zu 0 Runs), während Batter dagegen die Bowler mit möglichst vielen Boundaries und Sixer diese frustrieren können. All das lässt sich am besten im Spielverlauf erklären, so kompliziert ist es am Ende gar nicht, es gibt nur viele Variablen und Möglichkeiten für jede Situation. So kann jeder Ballwurf zu acht verschiedenen Ergebnissen führen: 0, 1, 2, 3, 4 oder sechs Runs oder ein Wicket. So gesehen wird Cricket dann schnell zur Mathematik und im Laufe des Spieles zeigt sich mit immer mehr Wahrscheinlichkeit, wer gewinnt. So sind 85 Runs aus 47 Bällen gut möglich, 47 Runs aus 85 Bällen dagegen sehr wahrscheinlich und etablierte Mannschaften spielen das mit Leichtigkeit runter. Vor allem mit noch acht Wickets in eigenen Händen kann man da einige riskante Schläge wagen, ohne schnell das Spiel aus der Hand zu geben. Beim Wicket kommt dann eben ein neuer Batter. Das Wicket lässt sich als ein "Leben" betrachten, das macht es vielleicht etwas verständlicher. Für Laien dürfte auch der Zeit.de-Artikel interessant sein. Das allerdings nur als Einstieg, denn Rest gibt es dann hier zum Nachschlagen. ;) Groete. --   SpesBona 20:16, 18. Nov. 2021 (CET)Beantworten