Diskussion:Eucharis (Schauspielerin)
Ein schneller Blick auf die Inschrift
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@Marcus Cyron: Was für kulturgeschichtliche Details doch immer wieder aus Inschriften ans Licht kommen! Danke für die Ausgrabung!
Auch wenn der Artikel das Mädchen und nicht die Inschrift behandelt, wäre wohl erwähnenswert, dass es sich (abgesehen von den zwei Einleitungszeilen) um ein Grabgedicht handelt. Laut CLE 55 in jambischen Senaren geschrieben. Dann weiß der (bildungsbürgerliche) Leser auch, dass er nicht alles gar zu wörtlich nehmen darf. Beispielsweise ist der Gedanke, dass das Kind vor dem Vater verstorben ist und dieser das Grab besorgen muss, wo es doch eigentlich umgekehrt sein sollte, zwar menschlich-psychologisch-allgemeingültig, aber doch auch ein dichterisch-literarischer Topos.
Der CLE-Herausgeber Franz Bücheler macht sich in seinem Kommentar interessante Gedanken über sprachliche Details und was sie für die Datierung der Inschrift zu bedeuten haben mögen. Du schreibst (richtig) "Endzeit der Republik", aber lässt sich das vielleicht für historisch weniger sattelfeste Leser noch in Zahlen konkretisieren? (EDCS gibt großzügig an: zwischen 100 und 44.) Wenn ich die lateinischen Bemerkungen Büchelers recht verstehe, sollen zwar die Formen "posivi" und "posii" (hier: "deposierunt" in Vers 13) nach Catull aus der Mode kommen, aber andere Details erst mit den Neoterikern in Gebrauch kommen.
Die altertümlichen Formen "quei", "heic" usw. sind (auf die Hochliteratur bezogen) wohl voraugusteisch. Inwieweit sie sich im Volk und auf Inschriften vielleicht noch ein wenig länger gehalten haben, vermag ich nicht zu sagen. – In der Inschrift geht's auch durcheinander: altertümliches "heic" in Vers 5 steht neben "hic" in Vers 18.
(Die anderen/neueren in EDCS angegebenen Ausgaben habe ich nicht nachgesehen. Vielleicht stehen da noch weitere philologische Beobachtungen? Bücheler ist zwar eine Autorität, aber dennoch lange her ...)
Da es sich um ein Gedicht handelt, wäre es dann nicht sinnvoll/gerechtfertigt, es auch in entsprechendem Druckbild wiederzugeben? (Jeden Vers in einer eigenen Zeile ... aber nicht zentriert ... vielleicht zweispaltig wie in Hilfe:Poem beschrieben?)
"Ditis aeterna domus = das zeitlose Zuhause des Todes" ist eine ziemlich atheistische Übersetzung. Magst Du nicht den Dis als personalen Gott beibehalten? -- Martinus KE (Diskussion) 15:57, 17. Apr. 2024 (CEST)
- Ich hätte da so gar nichts dagegen, wenn du das alles ergänzen könntest. Der philologische Part ist immer nicht so meins. --Marcus Cyron Mit Ukraine, Israel, Armenien und Iranern 18:05, 17. Apr. 2024 (CEST)
- ... seufz ... – Ich hatte gehofft, Du würdest das nicht sagen, Marcus. Denn die Zeit, als ich (wenigstens in der Theorie) einen Senar von einem Trimeter unterscheiden konnte, ist lange her. Und mit den Neoterikern hatte ich nie näher zu tun.
- Als Risiken und Nebenwirkungen haben sich erst einmal ein paar Erste-Hilfe-Maßnahmen für die Artikel Neoteriker und Publius Valerius Cato ergeben.
- Mal schauen, was ich hier machen kann.
- Aber laß mich noch einmal auf die Datierung zurückkommen: Lassen sich Gardner, Pomeroy oder Inschriften-Herausgeber näher darauf ein?
- Was Martini Fisher schreibt, ist oberflächlich, teilweise ungesichert („in Griechenland geboren“? Überschätzung der Eucharis, die mit 14 noch keine lange Karriere gehabt haben kann?) und vage („1. Jh. v. Chr.“). – EDCS siehe oben. – Sind Dir andere Aussagen zur Datierung bekannt geworden? -- Martinus KE (Diskussion) 06:44, 18. Apr. 2024 (CEST)
- Leider sind die Angaben zu ihr in allen Darstellungen nicht gerade ausführlich und genau. Ich denke, der Artikel in der aktuellen Form hat so ziemlich alles an Informationen aus den Angaben in der Literatur gezogen (und geht mit der kulturhistorischen Einordnung sogar noch einen Schritt weiter). Man kann das ein wenig im Vergleich mit dem englischsprachigen Artikel erkennen. Es ist nie wirklich eine Analyse von Eucharis' Leben, sondern meist ist diese ein Beispiel oder ein Beleg für eine übergeordnete Aussage. --Marcus Cyron Mit Ukraine, Israel, Armenien und Iranern 12:51, 18. Apr. 2024 (CEST)
- Merci, Marcus! – Antwort in drei Teilen:
- (1) Mittlerweile bin ich weiter ... mit weiterer Literatur (gender studies haben das Interesse beflügelt), einer genaueren Angabe zur Datierung (aus neuerer Zeit), die sich mit dem, was ich aus dem "ollen" Bücheler herauslese, deckt, mit weiteren Angaben (incl. Zeichnung von Pirro Ligorio) zu der von Bücheler erwähnten, angeblichen Portraitbüste, die im 18. Jh. nach Madrid gelangte und heute verschollen ist, ...
- Ich denke, ich werde die Inschrift und die Datierung jetzt noch fertigmachen und Dir später eine Literaturliste rüberschieben. Dann kannst Du schauen, was Du daraus verwerten magst. – Die ca. 5 Zeilen von Martini Fisher werden dadurch zur m. E. "schlechteren" und vernachlässigbaren Quelle.
- Fundort (Rom? wo?), evtl. Fundjahr (falls bekannt, weil ggf. interessant im Verhältnis zu der Büste) und Aufbewahrungsort (Pontificio Istituto di Archeologia) fehlen noch im Artikel.
- (2) In der Übersetzung (sowohl der Deinen als auch der von mir an ein paar Stellen geänderten, die ich hoffentlich in 10 min oder so einbauen kann) fehlt, wenn ich recht sehe, noch die Wiedergabe des Worts "carmine" (Vers 13 = Zeile 15). Hast Du eine Idee, was gemeint sein mag?
- (3) Für Deine Sammlung von Schauspielerinnen:
- Bassilla ist durch eine griechische Grabinschrift in Hexametern bezeugt. Nähere Angaben bei Dessau ILS, Fußnote zu Nr. 5213 (= Eucharis-Inschrift).
- Claudia Hermiona, archimima sui temporis prima, ILS 5211
- Fabia Arete, archimima temporis sui prima diurna, ILS 5212
- Luria Privata, mima, ILS 5215
- Ecloga, regis Iubae mima, ILS 5216
- Dann folgen weitere, artverwandte Berufe, z. B. eine Paezusa und eine Heria Thisbe, die "monodiariae", also Monodien-Vortragskünstlerinnen, waren, ILS 5231, 5232. Und so weiter ... (Was die Aemilia Irene, ILS 5224, von Beruf war, versteh' ich nicht beim schnellen Durchblättern.)
- Bis später! -- Martinus KE (Diskussion) 14:57, 18. Apr. 2024 (CEST)
- Leider sind die Angaben zu ihr in allen Darstellungen nicht gerade ausführlich und genau. Ich denke, der Artikel in der aktuellen Form hat so ziemlich alles an Informationen aus den Angaben in der Literatur gezogen (und geht mit der kulturhistorischen Einordnung sogar noch einen Schritt weiter). Man kann das ein wenig im Vergleich mit dem englischsprachigen Artikel erkennen. Es ist nie wirklich eine Analyse von Eucharis' Leben, sondern meist ist diese ein Beispiel oder ein Beleg für eine übergeordnete Aussage. --Marcus Cyron Mit Ukraine, Israel, Armenien und Iranern 12:51, 18. Apr. 2024 (CEST)
- Die versprochenen Literaturhinweise:
- A. Di Leo: Eucharis. In: B. Palma Venetucci (Hrsg.): Uomini illustri dell’antichità. Band I.1: Pirro Ligorio e le erme tiburtine. Rom 1992, S. 32-33 (italienisch).
- Courtney: Musa lapidaria. ..... Nr. 20 = S. 238 ff.(?).
- Werner Suerbaum: ......... In: ders.: Handbuch der lateinischen Literatur der Antike. Band 1, 2002, ca. S. 335–338 Nr. 28.
- Paolo Cugusi: Ricezione del codice epigrafico e interazione tra carmi epigrafici e letteratura latina nelle età repubblicana e augustea. In: Peter Kruschwitz (Hrsg.): Die metrischen Inschriften der römischen Republik. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-018483-9, S. 1–61, insb. S. 34–35 mit Anm. 183 und S. 54–55 mit Anm. 283 (mit weiterer Lit.) (italienisch).
- Werner Suerbaum: Die fiktiven Grabepigramme der republikanischen Dichter (mit Ausblick auf solche der Augusteischen Zeit): Literarhistorische Überlegungen. In: Peter Kruschwitz (Hrsg.): Die metrischen Inschriften der römischen Republik. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-018483-9, S. 63–96, insb. S. 66 ("die Tänzerin Eucharis"), 86 (Grabepigramme in jambischen Senaren und ihre "Erfindung").
- Alessia Contino, Lucilla D’Alessandro: Vita di una donna di spettacolo a Roma: Questioni di genere e di status. In: Ministero dei beni e delle attività culturali e del turismo. Direzione generale archeologia, belle arti e paesaggio (Hrsg.): Bollettino di archeologia on line. Band 7, Nr. 3–4, 2016, ISSN 2039-0076, S. 37–50 (italienisch, beniculturali.it [PDF] mit einem Anhang zur verschollenen angeblichen Portraitbüste aus Tivoli, vormals in Madrid).
- Interessante Lektüre wünscht ... -- Martinus KE (Diskussion) 16:24, 18. Apr. 2024 (CEST)
- Sodele, sagt der Schwabe, damit lege ich die Inschrift erst einmal beiseite. Du bist am Zug.
- Ich hoffe, meine Änderungen an der Übersetzung finden Dein Einverständnis. An zwei Stellen sehe ich noch Fragezeichen.
- Wenn ich irgendwo noch einmal ransoll, ping’ mich einfach an. -- Martinus KE (Diskussion) 16:48, 18. Apr. 2024 (CEST)
- Die versprochenen Literaturhinweise: