Diskussion:Evolutionäre Fehlanpassung
Definition
BearbeitenIch bin über verschiedene Aspekte der hier gewählten Darstellung nicht ganz glücklich. Dies betrifft, neben Dingen wie der meiner Ansicht nach unnötig schwer verständlichen Einleitung, einige inhaltliche Dinge und Schwerpunktsetzungen, die ich hier zur Diskussion stellen möchte.
Die hier gewählte Darstellung vermengt meiner Ansicht nach zwei Konzepte, die beide unter dem englischen Terminus maladaptation laufen ("... the deviation of a local population from its locally optimum fitness" nach Thompson et al.) Ich kann gut nachvollziehen, woher das kommt, weil eine erstrangige und immens einflußreiche Quelle (Crespi) diesen Spachgebrauch nahelegt. Aber "Fehlanpassung" ist eben nicht das Gleiche wie "maladaptation" sensu Crespi . Nach meinem Verständnis sind damit in erster Linie Fälle gemeint, in denen ein evolviertes Merkmal zu einem späteren Zeitpunkt zu einem Firnessnachteil führt. Das ist nicht dasselbe wie Mechanismen, die verhindern, dass eine perfekte Adaptation (von Merkmalen oder Genotypen) überhaupt erst erreicht werden kann. Mechanismen, die eine perfekte Adaptation verhindern, sind wichtig und eine eingehende Betrachtung wert, aber eigentlich keine "Fehl"anpassungen in irgendeinem sinnvollen Sinn. Dass "echte" Fehlanpassungen existieren, ist für das Verständnis der Evolutionstheorie vielleicht noch wichtiger, und auch im Zusammenhang mit angewandten Fragestellungen. Im Zusammenhang mit Global Change: "There is, however, the possibility that adaptation actions do positively increase the vulnerability of other groups and sectors in the future. Such outcomes have been referred to as ‘maladptations’" (Editorial Maladaptation. Global Environmental Change 20 (2010) doi:10.1016/j.gloenvcha.2009.11.004), schon früher zum Beispiel als "evolutionary traps" im Sinne von Robertson et al. doi:10.1016/j.tree.2013.04.004).
Aus meiner Sicht wäre es erforderlich, darauf hinzuweisen, dass der gewählte Ansatz ein Beispiel (im wesentlichen für ein Forschungsprogramm) darstellt, dass es sich aber nicht um "die" Bedeutung handelt, und den Artikel entsprechend zu ergänzen. Ich will dazu auch gerne ggf. selbst was beitragen, wenn es erwünscht wäre.--Meloe (Diskussion) 10:55, 28. Sep. 2015 (CEST)
- Hi Meloe, danke für deinen Input. Die Unterscheidung in zwei mögliche Grundtypen von Fehlanpassung ist interessant, sie ist aber auch nicht wissenschaftlich abgedeckt. Dass du Mechanismen, die eine mit Deinen Worten „echte Anpassung“ verhindern, nicht eigentlich als Fehlanpassungen kategorisierst, kann ich nicht mittragen: Alle im Artikel genannten Ursachen (Kap. 2) kommen ja empirisch unterschiedlich ausgeprägt vor, demonstrieren also Abweichungen von alternativ besseren möglichen Anpassungen. Ich halte es geradezu für elementar, die Bedingungen/Ursachen für Abweichungen von möglichen „besseren“ oder alternativen Pfaden aufzuzeigen. EvoDevo, die Disziplin der ich angehöre, unternimmt alle Anstrengungen der Welt, um die ontogenetischen Prozesse endlich transparent zu machen, die zum evolutionären Resultat beitragen. Das ist ihr Hauptanliegen. Je mehr Verständnis geschaffen wird für Entwicklungs-Constraints, worunter viele der Punkte in Kapitel zwei fallen, desto mehr Verständnis für Evolution kann geschaffen werden. Der Weg vom Genotyp zum Phänotyp ist lang. Die Synthese hat ihn nicht aufgezeigt. Die umfassende Darstellung von evolutionärer Fehlanpassung ist ein wesentlicher Beitrag dazu. Die Reduktion des Ganzen auf einen "wissenschaftliches Forschungsprogramm" erscheint mir im Hinblick auf die 50 Jahre Literaturfülle zu Fehlanpassung nicht begründbar. Jetzt zu Deinem zweiten Verständnis von Fehlanpassung. Gib mir bitte mehr Erklärung und Beispiele hierfür. Das englische Zitat mit den zukünftigen Möglichkeiten gibt mir nichts; es ist Spekulation. Wenn ich Dich richtig verstehe, habe ich durchaus Beispiele hierfür gebracht: s. 3.3.3., 3.4.1, 3.4.2, 3.4.3. und 3.4.5. Die Einleitung ist noch nicht optimal. Daran werde ich noch arbeiten und sie untergliedern. Die geschichtliche Hinführung, die von einer unfertigen Theorielandschaft der Synthese kommt , in der so ziemlich alles „best adapted“ war, erscheint mir unverzichtbar für das Verständnis des Problemkreises „Fehlanpassung“. Ventus55 (Diskussion) 19:34, 28. Sep. 2015 (CEST)
- Hab aber mal das Kap. 3 nach Deinen Vorschlag umgestellt. Die ob. gen. Nummerierungen stimmen jetzt nicht mehr. "Echte" Fehlanpassungen stehen jetzt alle unter 3.2. Ventus55 (Diskussion) 19:50, 28. Sep. 2015 (CEST)
- Mach erstmal weiter. Ich denke, der Punkt, um den es mir geht, ist angekommen. Dass es sinnvoll ist, alle Wege und Mechanismen aufzuzeigen, die ein Erreichen des "optimalen" Geno- bzw. Phänotyps verhindern, ist völlig richtig und wird von mir ausdrücklich unterstützt. Ich wünsche mir dann aber eine darauf aufsetztende Erörterung über die Risiken und Gefahren, die der "optimale" Zustand für eine Population darstellt. Da spielt die Generalisten vs. Spezialisten-Debatte mit rein, Fragen von buffering/robustness und eben "evolutionary traps". Aus meiner Sicht sind das die eigentlichen "Fehl"anpassungen, schon dem Wortsinn nach, aber auch nach der Fachdebatte zumindest bis in die 1990er Jahre.--Meloe (Diskussion) 08:03, 29. Sep. 2015 (CEST)
- Prima. Aber gib mir doch, wenn Du hast, die eine oder andere Quelle, wo der Problemkreis "Echte FA" vs. "Wieder verlorene FA" wissenschaftlich angesprochen wird. Das würde mich sehr interessieren. Wenn es wiss. untermauerter ist, könnten wir das ja einleitend zu den Beispielen in Ka. 3 voranstellen oder in Kap. 2. Im Moment ist die Zweiteilung von Kap. 3 ja unerklärt hingeknallt... Die Idee mit "Robustness" kam mir gestern auch (Robustness): Wirbeltierhand, 5-Finger-Limit, aber gleichzeitige Variabilität in der Zahl nach unten bis 1 und in der Form fast grenzenlos (Wirbeltierhand Variationen) . Kein Mensch kann das Limit heute erklären. (Teil m. Diss.-Themas) :-) "Evolutionary traps" auch klasse. Magst Du mal hierzu einen/zwei Abschnitte formulieren für den Artikel? Hast Du Zeit? Ventus55 (Diskussion) 09:27, 29. Sep. 2015 (CEST)
- Ich geb´mir Mühe, da was hinzukriegen. Erfordert aber noch ein bischen Recherche, damit mir nichts entgeht. Ich versuch´s bei Gelegenheit.--Meloe (Diskussion) 10:51, 29. Sep. 2015 (CEST)
- Wunderbar. Siehe auch :Evolutionary trap und Evolvability. Ventus55 (Diskussion) 12:35, 29. Sep. 2015 (CEST)
- Neuer kurzer Abschnitt in Deinem Sinn? Kategorisierung von Fehlanpassungen. Ventus55 (Diskussion) 14:18, 29. Sep. 2015 (CEST)
- Ich geb´mir Mühe, da was hinzukriegen. Erfordert aber noch ein bischen Recherche, damit mir nichts entgeht. Ich versuch´s bei Gelegenheit.--Meloe (Diskussion) 10:51, 29. Sep. 2015 (CEST)
- Prima. Aber gib mir doch, wenn Du hast, die eine oder andere Quelle, wo der Problemkreis "Echte FA" vs. "Wieder verlorene FA" wissenschaftlich angesprochen wird. Das würde mich sehr interessieren. Wenn es wiss. untermauerter ist, könnten wir das ja einleitend zu den Beispielen in Ka. 3 voranstellen oder in Kap. 2. Im Moment ist die Zweiteilung von Kap. 3 ja unerklärt hingeknallt... Die Idee mit "Robustness" kam mir gestern auch (Robustness): Wirbeltierhand, 5-Finger-Limit, aber gleichzeitige Variabilität in der Zahl nach unten bis 1 und in der Form fast grenzenlos (Wirbeltierhand Variationen) . Kein Mensch kann das Limit heute erklären. (Teil m. Diss.-Themas) :-) "Evolutionary traps" auch klasse. Magst Du mal hierzu einen/zwei Abschnitte formulieren für den Artikel? Hast Du Zeit? Ventus55 (Diskussion) 09:27, 29. Sep. 2015 (CEST)
- Mach erstmal weiter. Ich denke, der Punkt, um den es mir geht, ist angekommen. Dass es sinnvoll ist, alle Wege und Mechanismen aufzuzeigen, die ein Erreichen des "optimalen" Geno- bzw. Phänotyps verhindern, ist völlig richtig und wird von mir ausdrücklich unterstützt. Ich wünsche mir dann aber eine darauf aufsetztende Erörterung über die Risiken und Gefahren, die der "optimale" Zustand für eine Population darstellt. Da spielt die Generalisten vs. Spezialisten-Debatte mit rein, Fragen von buffering/robustness und eben "evolutionary traps". Aus meiner Sicht sind das die eigentlichen "Fehl"anpassungen, schon dem Wortsinn nach, aber auch nach der Fachdebatte zumindest bis in die 1990er Jahre.--Meloe (Diskussion) 08:03, 29. Sep. 2015 (CEST)