zur Diskussion über Friedrich Liebling

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Ich bin Georg Fischer und werde im Buch von Moritz Grasenack über Friedrich Lieblings libertäre Psychotherapie mit einer Zusammenfassung zu Pierre Ramus zitiert. Diese Kenntnisse erarbeitete ich zusammen mit Arno Huth auf Grundlage von uns überlassenen Schriften des Ferdinand Groß, zu dem wir eine "Lesemappe" herausgegeben haben: KZ Gedenkstätte Neckarelz - www.kz-denk-neckarelz.de Eine Besprechung des Grasenack-Buches will ich in der "Graswurzelrevolution" veröffentlichen. Wer meine Meinung schon vorher (oder ergänzend) wissen möchte, kann mailen: circampulus@freenet.de (nicht signierter Beitrag von 213.7.131.227 (Diskussion) 10. Oktober 2005, 14:26 Uhr)

Ungenauigkeiten in Biografie von F. Liebling

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Einige Korrekturen zur Biografie Friedrich Lieblings: Todesjahr nicht 1992 sondern 1982, berufliche Ausbildung bei Alfred Adler nie belegt. Genauere Angaben zur Lebensgeschichte von Friedrich, ehemals Salomon Liebling vgl. die Angaben von Mario König in Sorg, Eugen: Lieblingsgeschichten (1991). (nicht signierter Beitrag von 130.60.23.238 (Diskussion) 17. Oktober 2005, 11:29 Uhr)

Unbürokratisches Ausbildungsmodell bei Alfred Adler

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Zur Quellenlage findet man bei Grasenack (2005, S. 25) folgendes: „Noch kopierten die Adlerianer keine psychoanalytischen Ausbildungsmodelle und noch ahnte niemand etwas von späteren Ausbildungsanforderungen seitens der Krankenkassen und des Staates. Dies machte es möglich, dass auch der Tischlerlehrling Karl Popper, der spätere Philosoph, sich hier eine Zeit lang engagieren konnte und das Manès Sperber (1975, S.96) uns den eigentlichen Beginn seiner psychologischen Ausbildung bei Adler im Jahre 1924 folgendermassen beschreiben kann. „Ich war damals neunzehn Jahre alt und stand in der Gunst des Meisters, der mich ermutigte, Kurse zur Einführung in die Individualpsychologie zu geben, die sich dann in Arbeitsgemeinschaften wandelten. Adler übergab mir überdies Fälle von Kindern und Jugendlichen, recht schwierige und überaus lehrreiche Grenzfälle, denen ich viel Zeit widmete.“ Nicht anders Liebling, auch er scheint sich in den Jahren seiner Ausbildung bei Adler vor allem der psychologischen Pflege von Jugendlichen gewidmet zu haben und traf in diesem Zusammenhang häufig mit Adler zusammen. Rattner (2002, S.199) schreibt: „Adler schätzte Liebling als einen ausgezeichneten Praktiker, der als Mensch grossherzig und idealistisch gesinnt war. Scherzhaft nannte er ihn einen „überschwänglichen Idealisten“ – was zum Ausdruck bringen sollte, dass Friedrich Liebling alles, was er anpackte mit Schwung, Leidenschaft und Zuversicht in Angriff nahm.“ Paebi 09:51, 21. Okt 2005 (CEST)

"gesicherten Erkenntnisse der tiefenpsychologischen Forschung"

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Wie bitte? Was soll in diesem Zusammenhang "gesichert" heißen? Und Forschung? Wenn das Forschung ist, dann ist Dolly Buster eine Nonne. --hwb 10:51, 22. Jul 2006 (CEST)

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Habe deshalb den Link http://212.87.36.244/sekten/sekten_teil747.htm gelöscht (nicht signierter Beitrag von 84.72.54.128 (Diskussion) 19. Mai 2007, 16:36 Uhr)

Kritik an der Zürcher Schule

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Gemäss der Diss. Boller wurde die Zürcher Schule vorallem wegen ihres Erfolges von verschiedenster Seite bekämpft: vom Staatsschutz observiert und fichiert, von anderen psychologischen Richtungen, von Linkskreisen (Demokratisches Manifest, 68er), Medien (Leserzeitung, Tagesanzeiger-Kampagne), Ehemalige. Die gleiche Kreise finden sich interessanterweise auch unter den Gegnern des VPM. Diese Stereotypen setzen sich nun offenbar auch bei Wikipedia fort. Der folgende Satz ist dafür bezeichnend:

"Nach seinem Tod gründeten einige der früheren Anhänger Lieblings den Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM), der bald als autoritär geführte „Psycho-Sekte“ berüchtigt und 2002 aufgelöst wurde."

Neben dem tendenziösen Spin enthält dieser Satz offensichtlich einen Widerspruch: Wenn der VPM so unbedeutet gewesen sein soll ("einige" frühere Anhänger), wie kann er dann gleichzeitig so "berüchtigt" gewesen sein? 85.1.173.70 13:00, 27. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Wenn Beanstandungen, dann bitte konkreter. Wo steht, dass der VPM unbedeutend war? War er nicht berüchtigt? Und worin besteht der „Spin“ und dessen Tendenz? Ich meine, der zitierte Satz ist rein deskriptiv und von jemandem verfasst, der sich nicht in jene o.g. „Kreise“ einsortiert sehen möchte. --Nescio* 14:40, 27. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Stellungnahme zu Jossi2

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Ich nehme Stellung zu emotionaler Beschreibung und ersetze diese durch Zitate von Sorg:

Die Adjektive etc. stehen in Sorgs Text im Detail: S. 135 ff: Kosten für Flüchtlinge „lastete weitgehend auf der kleinen Jüdischen Gemeinde der Schweiz“, erst ab 1942 durch den Bund (Eidgenossenschaft). „Verbot jeder politischen Tätigkeit … Bewilligungspflicht für jede Erwerbstätigkeit … und Verlassen der Wohngemeinde … Verpflichtung, sich zwischen 22 und 7 h in ihrer Unterkunft aufzuhalten; Verbot des Besuchs von Bars und Dancings; Bewilligungspflicht für jedes öffentliche Auftreten z.B. durch Vorträge, Publikationen in der Presse, Herausgabe von Druckwerken“. „Arbeitslager“; „nicht gewünschten Flüchtlinge“. Unterkünfte in „abgelegenen Naturfreundehütte“ … und „Peripherie der Stadt“. „Arbeitslager“. Nötigung zum Verlassen des Landes: „Zwang, ständig die Aufenthaltsbewilligung erneuern zu müssen, … alle 3 Monate bis Oktober 1941“.- Die biografische Recherche von Sorg mit König "Der Meister - das unbekannte Wesen" S. 109-145 ist u.a. fundiert mit amtlichen Akten, (einmal auch mit "Fiche", vergleichbar Karteikarten der Stasi). Die Diss. Boller, 2007, zitiert daraus, Schuler, 2019: dort als FN-Hinweis Sorg und Boller. Ergänzend: Lieblings Mutter und zwei Geschwister wurden 1942 im KZ ermordet.

Der Text soll in dieser Form im Artikel verwendet werden.

Was kann am enzyklopädischen Stil noch verbessert werden?--Wc22wc (Diskussion) 18:41, 26. Jan. 2022 (CET)Beantworten

Stellungnahme Teil 2

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(x) Boller, P., Mit Psychologie die Welt verändern Die „Zürcher Schule“ Friedrich Lieblings und die Gesellschaft (1952-1982), 2007 Chronos Verlag, Zürich. (Von der Uni Basel 2006 als Dissertation angenommen.) (X) Schuler, M. …. Die „Genfer Flüchtlingskonvention“könnte weg, wegen „1951“ fand/finde ich sie erwähnenswert. Dann  erst - weil zeitlich besser - im Anschluß an ... "demütigend" (s.o.): "Die Mutter und 2 seiner Geschwister blieben in Wien und wurden 1942 im KZ ermordet.“ (x) Sorg, S. 127. Als Folge davon wahrscheinlich die Überlebensstrategie "Utopie als Verleugnung des Unerträglichen." (Sorg, S. 143 f.) Weiter mit dem Wikipedia-Text: „1951 zog er nach Zürich und begann....später als „Zürcher Schule für Psychotherapie“ bekannt wurde. Weiter mit meinem Text entsprechend der Annahme von Sorg, „Utopie als Verleugnung.... Dieser Ausweg („Utopie...) - Traumatherapie gab es nicht - lieferte die Basis für viele Widersprüche/Kontraproduktives, Verleugnung von Tatsachen/Realitätsverbiegungen (u.a. "gibt es 'bei uns' nicht"); dies findet sich u.a. im "Weissbuch" (S. 8., 243, 245): (X) Truttmann, M., Gensch, J., Redaktion, Schüler und Mitarbeiter von Friedrich Liebling Was einem Menschen bei uns passieren kann,1983 Zürich, Selbstverlag. Borger, S., Dieses seligmachende Grinsen, "Der Spiegel" (X) Nr. 43-1992, S. 87-105, Spiegel-Verlag Hamburg. Psychopathologische Auffälligkeiten Lieblings (paranoides Verhalten) bei Boller,(X) 2007, S. 156-162; auch "double bind"-Ähnliches, Watzlawick, P. (X), 1982, Huber-Verlag Bern S. 196). Illustrativ für Widersprüchlichkeit die Schlagzeile der "Basler Zeitung" (X) Tamedia-Verlag Basel vom 4.12.81: "Liebling-Anhänger: Staatstreue Anarchisten an Zürcher Schulen". Trotz Verbot politischer Tätigkeit beriet er offen in seiner Praxis Wehrdienstverweigerer (Dienstsverweigerung war strafbar) und propagierte gewaltfreie Erziehung, damals der Zeit voraus. Er vermittelte praktisch-psychologische Hilfestellungen in Beruf, Schule/Uni, Beziehungen, was zunächst unbeanstandet blieb. Liebling trat auch vor Gericht als Gutachter überzeugend auf (Boller,(X) S. 165, 262; Schuler, (X) S. ... ).

[Im Wikipedia-Abschnitt "Praxis und Werk" wird erwähnt: "Dazu gab es berufsbezogene Kurse (Lehrer, Ärzte, Eltern) und gesellschafts-/kul-turkritische Gespräche mit psychologischen Aspekten."] weglassen? Verweisen auf den Abschnitt „Praxis und Werk“? Daneben trat er auch autoritär-intrigant auf, z.B. 1977, inkl. paranoiden Ideen, mit schockierenden Folgen bei Einzelnen (sie verließen die "Schule") und Gruppen, "als ob sie gleichgeschaltet wären", z.T. auch "jeder psychologischen Ethik" widersprechend (Boller, (X) S. 156 - 162). Dies waren die Vorläufer von offenen "Machtstrukturen" (Boller, (X) S. 185, 187)] direkt nach Lieblings Tod 28.2.82: unverhüllt kriminell, als "Ungeheuerlichkeit" beschrieben "Weissbuch" (X) 1983, S. 137, Schuler, M., 2019, S. 170). [skrupellos, brutal, existenzgefährdend, sozial isolierend in Erscheinung tretend]: Dies wurde veranlaßt durch die von Lieblings Erbinnen am 4.3.82 eingesetzten Nachfolger A. Buchholz-Kaiser, A. Cho, E. Frei. Die Erbinnen und Nachfolger mißachteten damit den Stiftungsrats-Beschluß 5.1.79, d.h. sie waren ohne Legitimation (Boller, (X) P., S. 182 f.; Schuler, (X) S. 141 - 145).]. 1986 gründete Buchholz-Kaiser nach Bruch/Trennung von Cho/Frei und den Erbinnen Lieblings den VPM (Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis). Daraus folgte u.a. eine offene Wende nach konservativ-rechts-kirchlich. Die öffentliche Wirkung ist nachzulesen u.a. bei Nordhausen, F., (X) VPM Warnung vor einer Psychosekte, "Die Zeit" DvH Medien/Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck Hamburg, Nr. 43-1993: 150 Prozesse gegen seine (VPM, d. Verf.) Kritiker, Zeitungsredaktionen scheuen das Thema, Zeugen verstummen... In "Der Spiegel" (X) Nr. 43-1992: u.a. die Liebling-Wendung "gibt es bei uns nicht". Die Bemerkung von (Prof.) Walter Spiel, Präsident der Internationalen Vereinigung für Individualpsychologie: "einem kriminellen Tatbestand gleichkommend", wenn bei Kritikern (des VPM) "Vertrauliches aus  der Therapie ans Tageslicht gezerrt" wurde. Im Buch Efler, I., Reile H., (X) VPM – Die Psychosekte rororo Reinbek, 1995, u.a. Kapitel "Eine VPM-Aussteigerin erzählt", "Ein ungebrochener Absolutheitsanspruch" (Gespräch mit dem ehemaligen VPM-Vizepräsidenten H. Goldmann), "Der Umgang des VPM mit Kritikern". Ein weiteres Buch: Nordhausen, F. et al., (X) Psycho-Sekten Die Praktiken der Seelenfänger Verlag S. Fischer, Frankfurt/M., 2. Aufl. 1999, S. 267-306: Der verdeckte Kampf Der VPM Das wäre noch wie/wo zu kürzen und enzyklopädisch zu verbessern?--Wc22wc (Diskussion) 18:43, 26. Jan. 2022 (CET)Beantworten

Wahrheitsgemässe Darstellung der Biografie von Friedrich Liebling

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Es ist wichtig, die Biografie von Friedrich Liebling, der die «Zürcher Schule für Psychotherapie» begründet hat, richtig darzustellen. Die aktuelle Version enthält einige Verzerrungen und Falschbehauptungen. Der Verfasser vermischt unseriöse und fundierte Literatur unkritisch nebeneinander.

Eugen Sorgs Buch (1991) besteht aus einer Ansammlung von «Geschichten» ohne Belege (kein Quellenverzeichnis). Die These von «Lieblings unbearbeitetem Trauma» und der Begriff der «Utopie als Verleugnung» ist keine medizinische Diagnose, sondern eine erzählerische Überspitzung. In Mario Königs unveröffentlichter Recherche, die im Archiv für Zeitgeschichte liegt, findet sich keine solche Qualifizierung.

Auch die Behauptung von «Auffälligkeiten (paranoides Verhalten)» bei Liebling, die einer von 21 Zeitzeugen äusserte (Boller 2007), ist keine fachliche Diagnose, sondern eine persönliche Sicht. Der Zeitzeuge bezieht sich bei dieser Äusserung auf die Sorge Lieblings um seine Arbeit. Die genauere Untersuchung bringt jedoch ans Licht, dass Lieblings Befürchtung, man wolle sein Werk schädigen, einen realen Boden hatte (Staatsschutz, Behörden, Presse; siehe dazu Boller, 2007, S. 165 ff. oder Schuler, 2019, S. 58 ff.). Es trifft zu, dass Liebling schwere Erlebnisse (Flucht, Verlust von Familienangehörigen im Holocaust) verarbeiten musste. Doch nicht in jedem Fall führt das zu einer Traumatisierung (vgl. Resilienz). Dass Liebling Symptome einer Traumatisierung gezeigt hätte, schildert kein einziger Zeitzeuge und es finden sich weder in der Literatur noch in anderen Quellen Belege dafür.

Die Behauptung, bei Liebling sei es «zu vielen Widersprüchen, Verleugnung von Tatsachen und Realitätsverbiegungen» gekommen, enthielt einen Verweis auf mein «Weissbuch» (1983). Ich behauptete das jedoch nirgendwo. Die angegebenen Seiten bezogen sich auf die Entwicklung nach Lieblings Tod bzw. hatten keinen Zusammenhang zur oben genannten Darstellung. Auch der Verweis auf einen Artikel im «Spiegel» (1992) ist unhaltbar, da dieser sich auf das Buch von Eugen Sorg stützt und zudem die Vorkommnisse nach Lieblings Tod beschreibt.

Ich möchte noch einmal betonen, dass die von Friedrich Liebling begründete «Zürcher Schule» eine ungewöhnliche, fortschrittliche Arbeit war. Die dort verbreiteten Erkenntnisse stehen im Einklang mit aktuellen Resultaten der Hirnforschung und der Pädagogik. Dies zeigt auch ein aktueller Artikel in der «Zeitschrift für Individualpsychologie» (Heft 3/2023). Dass diese Arbeit nach Lieblings Tod von innen und aussen zerschlagen wurde, kann nicht postum ihm angelastet werden. - Marianne Schuler, 13.09.2023 --2A02:1210:1697:A300:5C19:DE85:86E0:602F 20:49, 13. Sep. 2023 (CEST)Beantworten

Änderungen im Artikel zu Friedrich Liebling

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Folgende Angaben zu Friedrich Liebling sollten im aktuellen Wikipedia-Eintrag ergänzt bzw. korrigiert oder gelöscht werden:

Die Ehefrau von Friedrich Liebling sollte erwähnt werden. Liebling heiratete 1929 die ursprünglich katholische, ab 1921 konfessionslose Maria Ulbl. Liebling bezeichnete sich bei der Einbürgerung in Wien 1923 ebenfalls als konfessionslos. Das Paar hatte zwei Töchter: Erna, geb. 1921, Lilian, geb. 1925 (Mario König: Nachforschungen über Friedrich Liebling, S. 8, unveröffentlicht, 1990. Archiv für Zeitgeschichte, Zürich; Eugen Sorg, S. 124, Zürich 1991; Martin Prinz. Friedrich Liebling. Sein Leben vor der Flucht rekonstruiert aus unabhängigen Dokumenten. Unveröffentlichter Vortrag, S. 7f., 2018. Archiv für Zeitgeschichte, Zürich. Martin Prinz konnte die Dokumente des historischen Archivs in Warschau einbeziehen). Da Maria Liebling-Ulbl ursprünglich katholisch war, ist es nicht korrekt, die Familie als «jüdisch» zu bezeichnen. Es sollte auch erwähnt werden, dass das Paar bis zum Tod von Maria Liebling-Ulbl 1972 verheiratet war.

Der Satz über die Zeit der grossen Verbreitung der Individualpsychologie im «Roten Wien» sollte ergänzt werden. Speziell im Rahmen der Wiener Schulreform sowie durch den Aufbau zahlreicher Erziehungsberatungsstellen wurde das pädagogische Engagement des Adler-Kreises sichtbar, was neben der intensiven Publikations- und Vortragstätigkeit zur raschen Ausbreitung individualpsychologischer Theorie und Praxis im deutschen Sprachraum - ab den späten 1920er-Jahren dann auch in England und den USA - beitrug. Liebling war Teil dieser kultur- und gesellschaftskritischen ‚tiefenpsychologischen Bewegung‘, zu der auch zahlreiche kritische Psychoanalytiker gehörten, und verfolgte über Jahrzehnte deren verschiedene Strömungen. Nach Aussage von Josef Rattner war Liebling vor allem in der Jugendarbeit tätig und arbeitete mit Adlers Mitarbeitern Arthur Holub und Alexander Neuer zusammen (Josef Rattner, zitiert in: Peter Boller, 2007, S. 63). Nachdem diese Bewegung in den Jahren der faschistischen Diktaturen fast vollständig zerschlagen und ihre RepräsentantInnen zur Emigration gezwungen worden waren, gehörte Liebling zu den Persönlichkeiten, die sich nach dem Krieg für die Wiederbelebung einer gesellschaftskritischen Tiefenpsychologie in Europa engagierten (Moritz Grasenack, S. 25; Clara Kenner: Der zerrissene Himmel. Emigration und Exil der Wiener Individualpsychologie. Göttingen 2007).

Die Aussage, Friedrich Liebling habe «das Publikationsverbot unterlaufen», sollte berichtigt werden. 1933 verhängte der Schweizer Bundesrat ein Arbeitsverbot für alle Flüchtlinge. Dieses wurde gegen 1945 aufgehoben (Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg: Die Schweiz und die Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus. Zürich 2001, S. 172 ff.). Die 12jährige Dauer des Arbeitsverbots bezieht sich also nicht auf die Zeit von 1938-1950, wie der Artikel nahelegt. Ab 1945 konnte und sollte Friedrich Liebling Erwerbsarbeit leisten, was auch aus einem Brief Lieblings an Walter Bringolf, Schaffhauser Stadtpräsident, hervorgeht (Mario König, a.a.O., S. 21). Nach 1945, besonders in den 1950er und frühen 1960er Jahren, publizierte Liebling zusammen mit Leo und Josef Rattner, teilweise unter Pseudonym, teilweise mit Klarnamen oder Initialen, über 200 Artikel in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften (Peter Boller, 2007, S. 67). Dass einige wenige Zeitungsartikel, die in der Zeit vor 1945 unter Pseudonym erschienen, Liebling zugeschrieben werden könnten, ist kein Beweis für die oben erwähnte Behauptung.

Es trifft zu, dass Friedrich Liebling und Josef Rattner 1952 gemeinsam begannen, die Psychologische Lehr- und Beratungsstelle in Zürich aufzubauen. Josef Rattner (geb. 04.04.1928, gest. 29.10.2022), war Lieblings Pflegesohn, jedoch nicht adoptiert. Er hatte 1952 zum Zeitpunkt der Eröffnung der Psychologischen Lehr- und Beratungsstelle das Studium in Philosophie und Psychologie mit dem Doktorat abgeschlossen, was erwähnt werden sollte (Josef Rattner,Friedrich Liebling und die Grossgruppentherapie. In: Alfred Lévy, Gerald Mackenthun, Gestalten um Alfred Adler. Würzburg 2002, S. 177). Anschliessend studierte er Medizin und beendete dieses Studium ebenfalls mit dem Doktorat (Peter Boller 2007,, S. 71 f.).

Auf die Haltlosigkeit der unterstellten posttraumatischen Störung Lieblings habe ich bereits in meinem Diskussionsbeitrag vom 13.09.2023 hingewiesen. Dass Liebling «autoritär» aufgetreten sei, sagt von 25 durch Boller interviewten ZeitzeugInnen eine einzige, während etliche andere aussagen, Liebling habe die Psychologische Lehr- und Beratungsstelle freiheitlich und gewaltlos geführt (Peter Boller, 2007, z.B. S. 82 ff., 300 ff.). Die Aussage, einige hätten die Gruppe verlassen, «als ob sie gleichgeschaltet wären», ist auch unter Berücksichtigung der Anmerkung in der Fussnote unlogisch. Der weitere Satz, Liebling habe «trotz Verbot politischer Tätigkeit» offen in seiner Praxis Militärdienstverweigerer beraten, suggeriert, Liebling habe etwas Verbotenes getan. Zwar war Dienstverweigerung damals in der Schweiz ein Straftatbestand, es gab bis 1992 keinen Zivildienst. Die psychologische Beratung von Dienstverweigerern war aber keine politische Tätigkeit und Liebling hatte auch kein besonderes Verbot, sich politisch zu betätigen.

Folgende reale Tätigkeiten Lieblings sollten hingegen erwähnt werden:

-       Gruppentherapie in Klein- und Grossgruppen: Therapie in kleinen, sorgfältig zusammengestellten Gruppen bis etwa zehn Personen wurde damals bereits von Psychotherapeuten vereinzelt durchgeführt. Liebling und Rattner aber führten als erste im deutschsprachigen Raum Gruppentherapie in heterogenen und grossen Gruppen bis zu 100 oder mehr Teilnehmenden ein (Josef Rattner, a.a.O., S.178; Gerda Fellay, 2010, S. 49 ff.; Moritz Grasenack, S. 33 f., 38 ff., 64 ff.; Peter Boller, 2007, S. 110 f.; Marianne Schuler, S. 10 f., 25 ff.). Zwar gab es bereits Vorläufer in den von Adler initiierten Erziehungsberatungsstellen in Wien, in denen Erziehungsberatung öffentlich vor vielen Zuhörern durchgeführt wurde. Rudolf Dreikurs erläuterte dazu, dass sich gezeigt habe, dass gerade die Öffentlichkeit der Verhandlung eine bedeutende Ermutigung für alle Beteiligten darstelle, da jedes Elternpaar erlebe, wie seine Schwierigkeiten von allen anderen geteilt würden. «Und viele Mütter lernen mehr, wenn sie Diskussionen mit einer anderen Mutter beiwohnen, als wenn sie selbst beraten werden.» (Rudolf Dreikurs, zitiert nach Alexander Kluy: Alfred Adler. Die Vermessung der menschlichen Psyche. Eine Biografie. München 2019. S. 167).

-       Ab 1964 Herausgabe der Monatszeitschrift «Psychologische Menschenkenntnis». Darin wurden Beiträge zu psychologischen Themen und ab 1967 auch anonymisierte Gruppengespräche publiziert (Peter Boller, 2007, 126ff.; Marianne Schuler, S. 29ff).

-       Gründung der Stiftung Psychologische Lehr- und Beratungsstelle, die den Aufbau und Betrieb der Psychologischen Lehr- und Beratungsstelle über Lieblings Tod hinaus sichern sollte (Peter Boller, 2007, S. 101f.; Marianne Schuler, S. 46ff).

-       Dokumentation der Tätigkeit der Psychologischen Lehr- und Beratungsstelle durch Tonaufnahmen, im letzten Lebensjahr Lieblings auch durch Videoaufnahmen, insbesondere der Gespräche mit Friedrich Liebling. Diese sollten auch noch in späterer Zeit als Lehrmaterial zur Verfügung stehen (Moritz Grasenack, S. 9, S. 63 ff.; Peter Boller, 2007, S. 21 ff.; Marianne Schuler, S. 55 f., S. 288).

-       Angriffe von Behörden und Presse ab den späten 1970er Jahren und Abwehrmassnahmen dagegen (Moritz Grasenack, S. 41; Peter Boller, 2007, S. 165 ff.; Marianne Schuler, S. 58 ff.; Die Psychologie und die Zürcher Presse, Hrsg. Psychologische Lehr- und Beratungsstelle, Leitung: Friedrich Liebling, Zürich. Zürich 1981; Heinz Hug: Die Psychologie und die Zürcher Presse, Bd. 2. Zürich 1981).

-       Während den 30 Jahren, in denen Liebling die Psychologische Lehr- und Beratungsstelle leitete, gab es keine Ausschlüsse, weder aus finanziellen noch aus anderen Gründen. Gleichwertigkeit, Gewaltlosigkeit, Freiheit, gegenseitige Hilfe waren Grundlage des Zusammenarbeitens und Zusammenlebens und wurden oft thematisiert (Gerda Fellay, 2010, S. 53 ff.; Peter Boller, 2007, S. 185; Marianne Schuler, S. 28 ff).

-       Nach Lieblings Tod kam es zu einem radikalen Kurswechsel. Ausschlüsse mit Teilnahme- und Hausverboten gab es bereits nach einigen Monaten. Der Stiftungsrat missachtete die mit Friedrich Liebling einstimmig getroffene Nachfolgeregelung und setzte Veränderungen der rechtlichen Struktur durch, indem ab Februar 1983 eine Aktiengesellschaft den Aufbau und Betrieb der Psychologischen Lehr- und Beratungsstelle übernahm; die Stiftung wurde marginalisiert. In den folgenden Jahren entstanden unter den SchülerInnen Friedrich Lieblings weitere Ausschlüsse und Trennungen, die z.B. 1986 die Gründung des Vereins zur Förderung Psychologischer Menschenkenntnis VPM zur Folge hatte. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte sich dieser Verein weit von Lieblings Gedankengut entfernt (Marianne Schuler, S. 138 ff.). Die ehemalige Gesellschaft der Teilnehmenden zerfiel in viele Fraktionen, von denen sich einige rechtspolitischen Kreisen anschlossen, andere zu konventionellen Psychotherapiekonzepten zurückkehrten, wieder andere Lieblings Gedankengut allein oder in kleinen Kreisen weiterpflegten und etliche auch sich ihrer früheren Nähe zu Liebling zu schämen begannen und diese als persönlichen Makel ihres Lebenslaufs versteckten (Moritz Grasenack, S. 43; Peter Boller, 2007, S. 306; Marianne Schuler, S. 430 ff., S. 479; Marianne Schuler: Zum 40. Todestag von Friedrich Liebling, Zeitschrift für Individualpsychologie, Heft 4/2022, S. 377 ff.).

Ich werde den Artikel in der nächsten Zeit bearbeiten. Deshalb stelle ich hier die vorgesehenen Änderungen zur Diskussion. – Marianne Schuler, 04.02.2024 --178.195.169.20 20:13, 4. Feb. 2024 (CET)Beantworten

Weitere Änderungen im Artikel zu Friedrich Liebling

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Zur Zeit gibt es in diesem Artikel viele Wiederholungen, die gelöscht werden sollten, besonders im zweiten Teil «Praxis und Werk». Dort könnten inhaltliche Aspekte über Friedrich Lieblings Werk aufgeführt werden, wie z.B. gewaltlose Erziehung, unbegrenzte Lernfähigkeit, Psychotherapie, Menschenbild, Weltanschauung. Ich werde in der nächsten Zeit versuchen, diesen Artikel zu verbessern. --Marianne Schuler (Diskussion) 14:16, 10. Jun. 2024 (CEST)Beantworten

Unstimmigkeiten beim Anfang des Artikels über Friedrich Liebling

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Ich finde den gegenwärtigen Anfang des Artikels über Friedrich Liebling aus den folgenden Gründen unbefriedigend.

- Die jetzige Darstellung, wonach Friedrich Liebling der Sohn eines Gutsverwalters gewesen sei, seinen Vater mit fünf Jahren verloren habe und sich so bald als möglich um seine Geschwister habe kümmern müssen, stammt ursprünglich von Josef Rattner, dem Pflegesohn von Liebling, der ihn nach der Flucht aus Wien in Schaffhausen kennenlernte, also etwa 1938. Rattner war da zehn Jahre alt. Rattner publizierte 1982 einen Nachruf auf Friedrich Liebling in der Zeitschrift Miteinander leben lernen – Zeitschrift für Tiefenpsychologie, Persönlichkeitsbildung und Kulturforschung. Daraus stammt diese Darstellung.

- Eugen Sorg, in Zusammenarbeit mit dem Historiker Mario König, gibt 1990 die Darstellung Rattners wieder und beruft sich auf ihn als Quelle, zweifelt diese Darstellung aber auf den folgenden Seiten an. König hatte aufgrund der Meldeunterlagen in Wien festgestellt, dass keine Person jüdischen Glaubens auf dem Gut in Augustowka lebte und Liebling wohl eher der Sohn des Gastwirts Leib Liebling war, der starb, als Friedrich (Salomon) Liebling 17 Jahre alt war. Deshalb ist der Hinweis auf Sorg und König nicht ganz richtig, weil sie ja gerade diese Darstellung anzweifeln bzw. widerlegen.

- Hugo Stamm (1993) wiederholt diese biografischen Daten nicht, sondern schreibt nur Geburtsdatum und Geburtsort auf und dass es eine arme Gegend gewesen sei, wobei er sich auf Sorg und König als Quelle bezieht. Dann fährt er fort mit Lieblings Zeit in Wien. Also ist der Hinweis auf Stamm auch nicht passend.

- Peter Boller (2007) stützt sich als Quelle auf Rattner, Sorg und König sowie auf die französische Dissertation von Gerda Fellay aus dem Jahr 1997 (2010 publiziert in Deutsch unter dem Titel: Friedrich Liebling. Leben und Werk – Eine Einführung). Boller übernimmt die Fassung von Sorg und König, wonach Liebling der Sohn eines Gastwirts gewesen sei. Demnach ist auch der Hinweis auf ihn nicht korrekt.

- Schliesslich gibt es noch ein Gedächtnisprotokoll eines Interviews aus dem Jahr 1997 von Mario König mit Lieblings Tochter Lillian Rattner-Liebling, die mit dem Bruder von Josef Rattner, Leo Rattner, verheiratet war und in den USA lebte. Dieses Gedächtnisprotokoll befindet sich im Archiv für Zeitgeschichte, Zürich. Lillian Rattner sagte demnach, ihr Grossvater, also Lieblings Vater, sei Gastwirt, hingegen ein Onkel mütterlicherseits Gutsverwalter gewesen. Josef Rattner habe wohl die beiden verwechselt. So stimmt es auch nicht ganz, dass die Angehörigen Informationen über Lieblings Leben zurückgehalten hätten.

- Und es gibt auch neuere Nachforschungen von Martin Prinz aus Wien, der 2018 einen Vortrag in Zürich darüber gehalten hat. Dieser Vortrag befindet sich ebenfalls im Archiv für Zeitgeschichte, Zürich. Prinz sichtete die Unterlagen in Wien neu. Zudem nahm er Einsicht in Dokumente im historischen Stadtarchiv in Warschau, Polen, was Mario König 1990 noch nicht konnte. Prinz fand aufgrund der Akten heraus, dass Lieblings Vater mit grosser Wahrscheinlichkeit der Gastwirt Leib Liebling war, obwohl der Vater offenbar im Dokument als «Josef Liebling» angegeben wurde, was aber wahrscheinlich ein Schreibfehler sei (Verwechslung mit dem «Sander», der bei der Beschneidung das Kind hält). Zudem ist das Geburtsdatum dort als 13. August 1893 vermerkt; die Mutter konnte aber einwandfrei festgestellt werden und sie brachte in diesem Jahr nur ein Kind zur Welt. Zudem kommt Liebling aus einer Familie von zehn Kindern, wovon vier schon im Kleinkindalter starben. Der Vater Leib Liebling starb 1911, also war Liebling damals 18jährig. Als ältester Sohn (er hat noch eine ältere Schwester) musste er sich um die Familie kümmern, bes. auch später in Wien, als die Mutter und einige Geschwister nachkamen. Dieser Satz könnte also zutreffen, wenn auch auf die spätere Zeit.

Aus all diesen Gründen ist es schwierig, den Anfang des bestehenden Texts durch kleine Änderungen sprachlich zu verbessern. Daher werde ich ihn in nächster Zeit vollständig neu überarbeiten. --Marianne Schuler (Diskussion) 16:15, 23. Jun. 2024 (CEST)Beantworten