Preisker und der jüdische Einfluss in der Evangelischen Theologie

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Das Beispiel des Breslauer Pfarrers und Leiter der Evangelischen Schlesischen Zentralstelle Ulrich Altmann


Auszug aus Dietrich Meyer: „Der Kirchenkampf im deutschen Osten und in den deutschsprachigen……“ Kapitel: „Die Evangelisch-theologische Fakultät Breslau in den Jahren 1933 bis 1935“

Zusammenfassend muss man wohl urteilen: Die Evangelisch-theologische Fakultät hat in den Auseinandersetzungen um das Prüfungswesen seit 1935 wenig Gespür für die anstehenden kirchlich-theologischen Fragen bewiesen, sondern war in erster Linie auf ihren Einfluss unter den Studenten und auf ihr Ansehen innerhalb von Staat und Gesellschaft bedacht. Das sollte sich sehr bedrückend noch einmal in einer Sonderfrage zeigen. Pfarrer Ulrich Altmann, der kirchenpolitisch zur Gruppe „Evangelium und Aufbau“ gehörte, deren Unterstützung Dekan Preisker durchaus suchte, war seit 1936 Mitglied des theologischen Prüfungsausschusses. Nach den Prüfungen im November 1938, so schrieb der Konsistorialpräsident an den evangelischen Oberkirchenrat, “erklärte Prof. D. Dr. Leube von der Evangelisch-theologischen Fakultät, er könnte nur unter Vorbehalt mitprüfen, weil es ihm unmöglich sei, mit Herrn Pfarrer Altmann im theologischen Prüfungsamt zu sitzen.“ Was war die Ursache? Am 11. November 1938 schrieb Dekan Preisker folgenden Brief an OKR Schwarz. „Mitglied des Evangelisch-theologischen Prüfungsamtes ist der Breslauer Pfarrer Ulrich Altmann. Nun ist bekannt, dass Pfarrer Altmann nicht rein arisch ist. Es ist für die Fakultät als offizielle Vertretung des Staates im Prüfungsamt einfach nicht tragbar, mit Nichtariern zusammen zu prüfen. Außerdem muss ich feststellen, dass auch bereits Studenten gegenüber Mitgliedern der Fakultät dagegen Stellung genommen haben, dass sie von einem nichtarischen Pfarrer Altmann geprüft werden sollen. Unter diesen Umständen bitte ich, diesen Einspruch der Fakultät gegen die Mitgliedschaft des Pfarrers Altmann im Evangelisch-theologischen Prüfungsamt beim hiesigen Konsistorium weiter zu leiten an das Evangelisch-theologische Ausbildungsamt Berlin, damit zum nächsten Prüfungstermin Pfarrer Altmann durch ein geeignetes anderes Mitglied der schlesischen Pfarrerschaft ersetzt ist.“ Dazu machte Pfarrer Altmann, nach seinen persönlichen Verhältnissen befragt, folgende Angaben, die hier ganz zitiert sein mögen: „Mein Großvater Superintendent Dr. Carl Friedrich Wilhelm Altmann in Adelnau in Posen, ist um das Deutschtum in Posen und um die Kirchenmusik in seiner Provinz hoch verdient gewesen. Er hat eine von ihm getaufte Jüdin geheiratet, die nach seiner gedruckten Lebensbeschreibung sich durchaus bemüht hat, die Aufgaben einer evangelischen Pfarrfrau zu erfüllen. Die Familie seiner Frau ist ausgestorben. Im Hause meines Vaters hat nie jüdischer gesellschaftlicher Verkehr stattgefunden, obwohl das bei seinen vielen musikalischen Beziehungen nahe gelegen hätte. Wir Kinder sind im Geiste des altpreußischen Beamtentums erzogen worden und haben erst als erwachsene Menschen etwas über unsere Großmutter erfahren. Als Oberbibliothekar an der Königlichen Bibliothek in Berlin ist mein Vater der Begründer der Deutschen Musiksammlung an der Königlichen Bibliothek gewesen, die dann später mit der alten Musiksammlung unter seiner Leitung vereinigt worden ist, wobei er die Amtsbezeichnung und den Rang eines Bibliotheksdirektors erhielt. Für sein eigenes Werk über die theatralische Musik, das unter großen Schwierigkeiten erscheint, hat das Propagandaministerium einen Zuschuss gezahlt. Nach den Nürnberger Gesetzen bin ich als ein Mischling 2. Grades zu bezeichnen. Da ich vom Stichtage des Gesetzes über die Wiederherstellung des Berufsbeamtentums (1. August 1914) im Amte gewesen bin (Ordiniert 28. 9. 1913), müsste sich Herr Leube es durchaus gefallen lassen, wenn wir in der gleichen Staatsbehörde als Räte zusammen säßen. Im Übrigen ist es durchaus zu beachten, dass nach der neueren Gesetzgebung des Dritten Reiches der ursprüngliche Begriff arisch und nichtarisch nicht mehr vorkommt, sondern stattdessen von einem neuen Begriff „Jude“ ausgegangen wird. In sehr vielen Dingen sind Menschen meiner Lage jetzt durchaus „reinen“ Ariern gleichgestellt. So z. B. in der Frage der Eheschließung, der Übernahme von Vormundschaften, der Adaption und anderem. Ich habe ja auch heute schon darauf hingewiesen, dass ich in meiner ganzen Tätigkeit in der Jugendwohlfahrtsarbeit in Breslau seit 1915 gegen die Vorherrschaft des Judentums gekämpft habe, d. h. also zu einer Zeit, als kaum ein Mensch sonst daran dachte. Freilich habe ich meinen Kampf vom Glaubens- nicht vom Rassestandpunkt aus geführt. Aber ich habe weitgehend einen Sieg davongetragen, wie sich aktenkundig nachweisen lässt.“ Auf Anraten des Evangelischen Oberkirchenrates wurde der Konsistorialpräsident gebeten, Pfarrer Altmann „in schonender Weise zu eröffnen, dass er von seinem Auftrag zurücktreten möchte. Am 2. März 1939 reichte dieser dem Konsistorium sein Rücktrittsgesuch wegen Überlastung ein. Man kann sich des Verdachts nicht erwehren, dass diese Aktion im Zusammenhang mit dem im Mai 1939 gegründeten „Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ steht, dessen Mitarbeiter die Professoren Preisker und Leube waren.

Verhältnis zwischen Ulrich Altmann und Herbert Preisker

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Während seiner Mitgliedschaft im Königlichen Domkandidatenstift in Berlin in der Zeit vom 01. April 1912 bis zum 31. März 1913 lernte Ulrich Altmann im zweiten Halbjahr erstmalig Herbert Preisker kennen. Der postalische Nachlass Ulrich Altmanns belegt, dass sie auch nach dem Krieg noch in Verbindung (Altmann in Berlin, Preisker in Jena) geblieben waren. In seiner Lebensbeschreibung, dargestellt für seine Kinder, schreibt Ulrich Altmann: „Im zweiten Halbjahr meines Stiftsaufenthaltes trat Herbert Preisker in unsern Kreis. Zu ihm ergaben sich schnell enge freundschaftliche Beziehungen, die erhalten geblieben sind, wenn sie auch einmal einer starken Belastung ausgesetzt gewesen sind. Ich habe bei seiner Promotion in meinem ersten Breslauer Amtsjahre mitgewirkt, konnte ihn in der letzten Kriegszeit nach Trinitatis bringen und bin immer gern mit ihm zu wissenschaftlichem Gedankenaustausch zusammen gewesen, auch wenn dieser sich nicht so fruchtbar gestaltet hat, wie ich es gehofft hatte. Seine spätere Zugehörigkeit zu den Universitätskreisen mit ihrer Exklusivität lockerte unsere alten Beziehungen. Preiskers Charakterbild schwankt im Urteil der Pfarrerschaft. Er hat Wandelungen durchgemacht, die ihm verfacht worden sind. Aus dem Schützling des sozialdemokratischen Kultusministers Grimme wurde der nationalsozialistische Dekan der Fakultät mit deutsch-christlichen Anschauungen. Bei Preiskers übersprudelndem Temperament und seinem für alles Neue geöffneten Sinn darf man ihm aus seiner Wandelungsfähigkeit keine übertriebenen Vorwürfe machen. Im Gewissen hat er sich stets an Christus und sein Evangelium gebunden gewusst, wenn er auch Christus zeitweise zu stark aus innerweltlichen Voraussetzungen zu erklären suchte.“ Dmicha 11:23, 3. Jan. 2010 (CET)Beantworten