Da ich sehe, daß hier gerade aktuell an dem Artikel geschrieben wird, will ich meine Anmerkungen erst einmal hier vorstellen, ohne sie gleich einzuarbeiten. Ähnliches habe ich auch im Artikel Strahlenberger zur Diskussion gestellt, da man sich dort auf die Hirschberger und ihre Burgen bezieht.
Zum Hirsch: solche redenden Wappen kamen erst gegen 1200 auf, es ist also ziemlich unwahrscheinlich, daß die Familie schon vor Erbauung der ersten Burg ein entsprechendes Zeichen führte.
"1142 wurde ihm das Lehen "Liuthereshusen", dem heutigen Leutershausen, der Ort in der Ebene unterhalb seines vermuteten Wohnsitzes, vom Kloster Lorsch übertragen" wo steht das? Wenn wir wüßten, von wem die edelfreien Hirschberger ihren Besitz hatten, wären wir ein großes Stück weiter.
Zu den beiden Burgen: Es ist unzweifelhaft, daß über Leutershausen zwei Burgen vorhanden waren, von denen die untere heute Hirschberg heißt. Die Herren von Hirschberg werden erstmalig 1142 genannt, damals muß also zumindest eine Burg bestanden haben. Nach der sorgfältigen Beobachtung von Oberflächenfunden u.a. durch Achim Wendt dürfte heute feststehen, daß es sich bei der 1142 geannten Hirschburg um die obere Burg gehandelt hat, zu der um 1160/70 eine zweite kam, die wahrscheinlich von der Nebenlinie gegründet wurde (untere Burg). (Achim Wendt: Das „Schanzenköpfle". Oder: Woher kommt die Strahlenburg. In: Schriesheimer Jahrbuch 1997, S. 35 - 56.)
Nach dieser ersten Strahlenburg (untere Burg) hat sich der Zweig genannt, während die (erste) Hirschburg wahrscheinlich um 1180 an den Reichsministerialen Marquard von Annweiler kam, der wohl in den 1180er Jahren dreimal als Marquard von Hirschberg auftritt (siehe dazu vor allem: Steinmetz, Thomas: Die Schenken vor Erbach. Zur Herrschaftsbildung eines Reichsministerialengeschlechtes. 2000. ich habe die Seite gerade nicht zur Hand, er will sich demnächst einmal ausfühlicher dazu äußern).
Nach der Fundsituation wurde die obere (erste) Hirschburg im frühen 13.Jh. aufgegeben, während die untere Burg noch bis etwa 1300 bewohnt war. Es sieht also so aus, als seien die Strahlenberger mit dem Bau der jetzigen Strahlenburg über Schriesheim aus der unteren Burg über Leutershausen weggezogen und hätten sie den Hirschbergern überlassen, die nun den Namen von der oberen auf die (größere) untere übertrugen. Dies erst einmal zur Diskussion, die Sache ist im Detail natürlich komplizierter, aber auch sehr spannend.
Auch der Stammbaum von Brunn müßte einmal überarbeitet werden. Es ist überhaupt nicht sicher, ob die beiden Konrade (II. und III.) von Hirschberg im 13. Jh. Söhne eines Strahlenbergers waren. Ich halte für viel wahrscheinlicher, daß es sich um Angehörige der Familie Annweiler gehandelt hat, die mit den Strahlenbergern kognatisch (über weibliche Linie) verwandt waren. Konrad III. könnte ein nach 1195, also nach der Freilassung Marquards geborener Sohn gewesen sein, der nur zu früh starb, um eine edelfreie Linie des Reichstruchseß zu begründen (seine älteren Kinder waren von der Freilassung ausgenommen, wie sein Sohn Dietrich von Hausen belegt). Daß die Frankfurter Strahlenburger nun von diesem Zweig abstammen sollen, ist mehr als fraglich. (vgl. auch: Schaab, Meinrad: Die Ministerialität der Kirchen, des Pfalzgrafen, des Reiches und des Adels am unteren Neckar und im Kraichgau. Hans Jänichen zum 65. Geburtstag. In: Wagner, Friedrich Ludwig (Hrsg.): Ministerialität im Pfälzer Raum. Referate und Aussprachen der Arbeitstageung vom12. bis 14. Oktober 1972 in Kaiserslautern. Speyer 1975, S. 95 - 121. zu Marquard S. 111-115). Die alte These von den zwei verschiedenen Familien von Hirschberg, den älteren edelfreien und den Ministerialen ist nicht mehr aufrecht zu halten. Sie übersieht nämlich den um 1220 gestorbenen Werner Krieg von Hirschberg, der wohl aus einem Nebenzweig der Grafen von Leiningen stammte und auch das Hirschstangenwappen der Ministerialenfamilie führte (seine Nachkommen zumindest silber auf blau). Über Wappen und Stand ist er ein Verbindungsglied zwischen Adel und Ministerialität auf Hirschberg,ich stelle ihn mir als Schwiegersohn Marquards v. H. vor, er stirbt nachweislich ohne männliche Erben, muß aber eine Tochter gehabt haben, um Wappen und Namen an die Krieg von Altheim und Geilinge von Altheim (letztere wohl Reichsministerialen aus Gelnhausen) zu vererben.
Interessant übrigens auch: Steinmetz, Thomas: Die Abstammung der Herren von Hirschhorn sowie die Entstehung ihrer Burg und Herrschaft. In: Geschichtsblätter Kreis Bergstrasse, 30 (1997), S. 40 - 55. Daß ein Zweig der edelfreien Herren von Steinach um 1160/70 das modifizierte Wappen der Hirschberger Ministerialen über die weibliche Linie annimmt und auch noch die neue Burg danach nennt, kann eigentlich nur mit einem außerordentlichen Prestige des Wappens erklärt werden, zB. mit der Person Marquards von Annweiler als von Hirschberg als Ahnherr.
Stephan Hoppe (nicht signierter Beitrag von StephanHoppe (Diskussion | Beiträge) 00:39, 10. Jan. 2007 (CET))