Diskussion:Internationaler Stil

Letzter Kommentar: vor 8 Jahren von Musenwunder in Abschnitt Internationaler Stil = grösste Ornamente, die es je gab!

Internationaler Stil = grösste Ornamente, die es je gab!

Bearbeiten

Leider muss ich immer wieder lesen, dass die moderne Architektur bzw. der "Internationale Stil" "ornamentlos" gewesen sei.

Dies stimmt nicht: Ein Ornament ist definiert als "repetitive Anordnung von selbstähnlichen Elementen" -- was exakt auf die funktionalistischen Bauten eines Mies van der Rohe (Wolkenkratzer, Wohnsilos, Plattenbauten: repetitive Anordnung von Fensterflächen, Wohneinheiten, etc.) zutrifft.

Daher steht der "Internationale Stil" letztlich für exakt die damals vorherrschenden Ideologien (1890-1966): Kommunismus, Faschismus, Massendemokratie (Kapitalismus) im Sinne eines "Ornaments der Masse".

Es gab in der Kunstgeschichte noch nie eine Zeit ohne Ornament (also "ohne Ordnung"). Ist eigentlich ja klar -- aber die meisten Kunsthistoriker bzw. Philosophen (wie z.B. Gernot Böhme) behaupten dümmlicherweise immer noch, solche Wohnsilos seien "geschichtslos" und "nichtssagend" -- dabei stehen sie exakt für die Zeit des "Ornaments der Masse".

Zudem: "Form follows function" gibt es nicht. Die funktionsloseste Architektur die es je gab war exakt der "Funktionalismus" ("Internationaler Stil"). Denn hier gab es innerhalb von Plattenbauten und Wohnsilos lediglich aufeinandergestapelte isotrope "white cubes" -- die individuell ausstaffiert werden mussten ("Dekor"), weil sie sonst nur noch die rudimentärste Funktion der "Behausung" gehabt hätten ("Dach über dem Kopf"). (nicht signierter Beitrag von 85.0.110.170 (Diskussion) 20:16, 3. Nov. 2012 (CET))Beantworten

Zur "Ornamentlosigkeit": Hitchcock und Johnson, die mit ihrer MoMA-Ausstellung "Modern Architecture: International Exhibition" und der Publikation "International Style" den Begriff 1932 überhaupt geprägt, haben die "Vermeidung des Ornaments" - neben "Architektur als Volumen" und "Regularität" - zu einem der 3 definierenden Kriterien des International Style gemacht. Das beyars-Kunstlexikon definiert Ornament als "Bezeichnung für Verzierungen innerhalb eines Dekorationsschemas. Neben der dekorativen Funktion können Ornamente auch der Gliederung dienen bzw. symbolische Inhalte vermitteln." Das Grove Art Dictionary gibt folgende Definition "Decorative devices applied or incorporated as embellishment. Ornament and pattern are not generally essential to the structure of an object, but they can serve a number of other purposes: they can emphasize or disguise structural elements, particularly in architecture, and they can fulfil an iconographic role." Das Ornament ist demnach als Ausschmückung auf das Objekt appliziert und kann, muss aber keine strukturelle Funktion übernehmen. Ich gebe dir dahingehend recht, dass "Ornamentlosigkeit" nicht korrekt ist, denn in der Tat können strukturelle oder funktionale Elemente (Fenster, Pilotis, Balken, etc.) in der Moderne gestaltende Funktion übernehmen. Diese Elemente aber als "Ornament" zu bezeichnen, bzw. "Ornament" mit "Ordnung" gleichzusetzen, ist ebenso ungenau.
Historisch und sachlich korrekt ist daher die Formulierung "Vermeidung des Ornaments".
Zu "Form follows function": Ich weiß nicht, was du damit meinst, es hätte "Form follows function" nicht gegeben. Es lässt sich sicher debattieren, wie stringent das Konzept durchgesetzt wurde. Was sich aber nicht abstreiten lässt, ist, dass es mit der Popularisierung dieses Prinzips durch Sullivan und die Aneignung durch das Bauhaus zu einem wesentlichen Gestaltungsprinzip von Architektur und Kunsthandwerk der Moderne wurde. Hier eine aktuelle Studie zu FFF bei Frank Lloyd Wright und hier zur (Miss-)Interpreation des Sullivan'schen Konzepts. LG Musenwunder (Diskussion) 18:50, 11. Nov. 2016 (CET)Beantworten