Ludwig Seiboldt ist am 23.1.2008 nach langer Krankheit verstorben. Bitte korrigieren.
- Danke für die Meldung, Artikel entsprechend angepasst. --Guandalug 11:17, 24. Jan. 2008 (CET)
Ich habe kurz den Bericht für eventuelle weitere Infos aus der HP der Zeitung "Giessener Anzeiger" kopiert :
24 Jahre lang war er Bürgermeister in Lich - Er wurde nur 66 Jahre alt - Pflichterfüllung stand für ihn ganz oben an
KREIS GIESSEN (kr). Die Nachricht, mit der Menschen aus seiner Umgebung rechnen mussten, hat gestern vormittag dennoch unvorbereitet getroffen und schockiert. Ludwig Seiboldt ist seiner schweren Krankheit erlegen. Acht Tage, nachdem seine Amtszeit endete, ist der Mann, der fast auf den Tag genau 24 Jahre lang Licher Bürgermeister war, zwei Monate nach seinem 66. Geburtstag gestorben. Den Ruhestand, den er verdient gehabt hätte, hat Ludwig Seiboldt nicht mehr genießen können. Die Arbeit für die Stadt, die nicht seine Heimat war, aber dennoch seine Stadt wurde, hat sein Leben bis zum Schluss geprägt. Mit aller Kraft, die ihm noch zur Verfügung stand, hat Ludwig Seiboldt, der gerne Bismarck-Zitate in seine Reden flocht, sich für eins eingesetzt. Für ihn war sie kein leeres Wort, sondern Lebensinhalt: Seine Pflicht. Wer ihn kannte, weiß, dass er sie nicht tat, um Auszeichnungen wie die Römerplakette der Stadt Frankfurt, das Ehrenkreuz der Bundeswehr oder den Hessischen Verdienstorden zu bekommen, sondern einfach weil sie getan werden musste.
"Was soll ich in Lich?" Das hat Ludwig Seiboldt sich spontan gefragt, als man ihm 1983 angetragen hatte, sich um das Amt des Bürgermeisters der Stadt zu bewerben, wie er vor einigen Wochen noch selbst bekannte. Der Zweifel, ob diese Aufgabe die richtige für ihn sei, blieb nicht lange, sondern wich dem Einsatz. Auf eine Wahlperiode stellte er sich nach seinem Amtsantritt ein und sagte sich "Das Weitere wird sich schon entwickeln". Bald musste er sich Herausforderungen stellen. Die Themen Naturschutz, Fremdenverkehr und auch so Nüchternes wie die Schaffung einer soliden Infrastruktur im Bereich Wasserentsorgung gehörten zu den ersten Aufgaben. Weniger nüchtern, dafür aber umso größer war die Herausforderung Hessentag in Lich im Jahre 1993. Hunderttausende Besucher kamen binnen weniger Tage in die Stadt, deren Erscheinungsbild sich unter der Ägide von Ludwig Seiboldt nicht nur wegen dieser Großveranstaltung grundlegend änderte. Für die Städtepartnerschaft mit dem französischen Dieulefit engagierte er sich ebenso wie in späteren Jahren für die Beziehungen zum ostdeutschen Tangermünde, zum marokkanischen Tata und zum ungarischen Budakeszi. Freundschaftliche Beziehungen aber knüpfte er als Bürgermeister nicht nur, wenn dies allseits politisch korrekt erschien, sondern auch, wenn es (manchmal nur hinter vorgehaltener Hand) mitunter kritische Stimmen gab, wie zu der Patenschaft der Stadt Lich mit dem Flugabwehrraketengeschwader 4 der Bundeswehr, die auch das Ende der Stationierung des Verbandes in Lich überdauerte.
In einer Rede hat Ludwig Seiboldt, auf die Einwohnerzahl seiner Stadt anspielend, gesagt "In Lich habe ich derzeit 13 000 Chefs". Es war eine charmante Untertreibung, denn die Zahl der Einwohner war da längst wieder, nach dem Tiefpunkt bei 11 200 im Jahre 1984, auf dem Weg nach oben und nicht weit von 14 000 entfernt. Trotz politisch machmal unruhigen Fahrwassers hat Ludwig Seiboldt den Spaß an dem nie verloren, was für ihn mehr als ein "Job" war. "Ich bekomme viel Bestätigung von Bürgern, die ich treffe", freute er sich noch kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt. In der erwähnten Rede ging der Bürgermeister auch auf sein Gedächtnis ein, das manche ein "Elefantengedächtnis" nannten, und das auch Kränkungen nicht vergaß. Das hat Ludwig Seiboldt Menschen, von denen er sich gekränkt fühlte, auch in aller Öffentlichkeit gesagt. Ludwig Seiboldt hat es stets mit dem Satz von Jean-Jaques Rousseau gehalten, mit dem ihn ein Redner bei einem Amtsjubiläum einmal charakterisierte: "Es ist wertvoller, stets den Respekt der Menschen zu haben, als gelegentlich ihre Bewunderung".
Ludwig Seiboldts Nachfolger im Amt des Licher Bürgermeisters, Bernd Klein, sagte gestern Abend, die Nachricht vom Tod des Ehrenbürgermeisters habe viele Menschen in der Stadt tief betroffen. Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses, der gestern Abend ebenfalls im Rathaus tagte, erhoben sich zu einer Gedenkminute für den Verstorbenen von ihren Plätzen.
Die Trauerfeier für Ludwig Seiboldt soll in der Licher Marienstiftskirche stattfinden, voraussichtlich am Samstag. Die Beisetzung ist für die kommende Woche im Familiengrab in Seiboldts alter Heimatstadt Nieder-Eschbach vorgesehen.