Diskussion:Marin-Bericht
Der Artikel „Marin-Bericht“ wurde im September 2023 für die Präsentation auf der Wikipedia-Hauptseite in der Rubrik „Schon gewusst?“ vorgeschlagen. Die Diskussion ist hier archiviert. So lautete der Teaser auf der damaligen Hauptseite vom 8.10.2023; die Abrufstatistik zeigt die täglichen Abrufzahlen dieses Artikels. |
Endergebnis
BearbeitenDer Abschnitt „Quellenkritik“ setzt sich verständlich und sauber nachvollziehbar mit Ungereimtheiten und Widersprüchen im Marin-Bericht auseinander. So weit, so gut. Aber irgendwie scheint da ein Abschlussergebnis zu fehlen. Als was wird der Marin-Bericht denn in der heutigen Forschung generell betrachtet? Weiß man etwas über das Motiv der Autoren? LG;--Dr.Lantis (Diskussion) 07:01, 21. Sep. 2023 (CEST)
- Es gibt unter heutigen Forschern keine einheitliche Bewertung des Marin-Berichts. Während Moriceau den Inhalt des Marin-Berichts nicht hinterfragt und ihn wortwörtlich als Wiedergabe der Realität akzeptiert, deuten andere Wissenschaftler (siehe Artikel-Abschnitt „Quellenkritik“) den Bericht und die Ereignisse vom 19./20. Juni 1767 sozusagen als Show-Veranstaltung. Zum Beispiel gibt es keinen weiteren Hinweis darauf, dass das angeblich am 18. Juni getötete Kind überhaupt existiert hat. Über das offensichtliche Motiv der Autoren des Marin-Berichts steht im Abschnitt „Quellenkritik“ schon die Einschätzung von Smith: „Ziel der Ereignisse vom Juni 1767 sei es gewesen, so Smith, ‚Antoine durch lokale Helden zu ersetzen‘“. Antoine und andere Jäger aus dem Norden Frankreichs waren im Gévaudan alles andere als willkommen. Antoine hatte 1765 verkündet, er habe die „Bestie“ erlegt, war in Versailles als Held gefeiert worden, hatte eine Prämie und eine Pension erhalten, während die Menschen im Gévaudan feststellen mussten, dass die tödlichen Raubtierangriffe weitergingen. Um deutlich zu machen, dass hinsichtlich der Bewertung des Marin-Berichts keine Einigkeit besteht, ergänze ich im Abschnitt „Quellenkritik“ die Sichtweise von Moriceau. --Charles-Jacques (Diskussion) 11:44, 21. Sep. 2023 (CEST)
Klingt nach den altbekannten Motiven Geltungssucht und Geldgier. Und der Marin-Bericht sollte offenbar Antoines Behauptung unterstützen. Na, wie tröstlich zu wissen, dass das einfache Volk schon in früher Zeit mies behandelt wurde. Vielleicht könnte man das irgendwie im Artikel einbauen (evtl. sogar bisschen hervorheben), dass das Problem an der Farce eben war, dass man in Paris feierte, während im Gévaudan weiter Frauen und Kinder verschwanden. Die einzigen beiden Fragen, die mir noch durch den Kopf schwirren, sind:
- Wie standen Antoine und Marin zueinander?
- Was hatte Marin davon, einen Fantasy-Bericht zu verfassen?
Antoine wollte als Held gefeiert werden und dazu brauchte er Marins Bericht, so viel steht fest. LG;--Dr.Lantis (Diskussion) 12:55, 21. Sep. 2023 (CEST)
- Die Ereignisse um Antoines Wolf sind bereits im Artikel „Bestie des Gévaudan“ (Abschnitt „Als ‚Bestie‘ erlegte Wölfe“) dargestellt, sie haben nur indirekt mit dem Marin-Bericht und den Ereignissen vom Juni 1767 zu tun. Über das Verhältnis zwischen Antoine und Marin ist meines Wissens nichts bekannt, wohl aber über das Verhältnis zwischen Antoine und Jean Chastel, der den Wolf im Juni 1767 erschoss: Antoine hatte Chastel 1765 ins Gefängnis werfen lassen, weil Chastel und seine Söhne zwei von Antoines Leuten in ein tückisches Sumpfgebiet gelockt hatten (siehe Artikel „Jean Chastel“). Antoine reagierte auf Berichte aus dem Gévaudan, wonach die Raubtierangriffe nach dem Herbst 1765 dennoch weitergingen, sinngemäß mit dem Kommentar, er habe die Bestie und ihre Nachkommen erlegt, das Thema sei also erledigt. Was Marin davon hatte, an dem Bericht beteiligt zu sein, habe ich mich auch gefragt. Smith schreibt dazu nur, Marin habe „geholfen, ein Gegen-Narrativ“ zu entwerfen. Ein reines Fantasie-Produkt war der Bericht ja nicht, es wurde aber etliches „passend gemacht“. --Charles-Jacques (Diskussion) 13:23, 21. Sep. 2023 (CEST)
Isgesamt bleibt festzuhalten: die armen Bürger der Gegend um Gévaudan wurden verar***t und sitzen gelassen, weil man ja den (angeblichen) Bösewicht erlegt hatte. Die meisten zeitgenössischen Berichte waren also mehr oder weniger boulevardistisch aufgehübschte Sensationsheischerei auf Kosten der wirklichen Opfer (die Frauen und Kinder von Gévaudan). Zuverlässig sind wohl nur die kuratorischen Dokumente der betroffenen Region sowie die Pfarrei-Tagebücher. Aber ich danke schonmal für diese aufschlussreiche Diskussion. LG;--Dr.Lantis (Diskussion) 14:28, 21. Sep. 2023 (CEST)