Diskussion:Massaker von Glaserhau

Letzter Kommentar: vor 11 Jahren von DownUnder36 in Abschnitt Ein detaillierter Bericht

Ich hab den Artikel mal ein wenig wikifiziert, meine aber, dass eine Einarbeitung in Sklené (Slowakei) sinnvoller wäre, wie wir es z.B. beim Artikel über Lidice auch haben. --DieAlraune 18:14, 15. Mär 2006 (CET)

nun habe den artikel im portal wk 2 unter kriegsverbrechen angelegt. dies ermöglicht die übersicht über verschiedene kriegsverbrechen. wenn man unter den regional artikel schiebt muss ein leser erstmal dartauf kommen das es in einem slowakischen dorf einen massenmord gegeben. sofern eigener artikel besser. hab endeckt das in link 2 etwas über die täter und die juristische aufklärung im jahre 2005 steht . --Zulumann 18:36, 15. Mär 2006 (CET)

Quellen / Titel

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1. Quellen:

Zu diesem Thema habe ich folgende zwei Buchquellen:

Schieder, Theodor (Bearb.): Dokumentation der Vertreibung aus Ost-Mitteleuropa. Bd. IV, 1-2. Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei. Bonn 1957.

Grossmann, Johann ; Daubner, Johann: Glaserhau : e. dt. Dorf im Hauerland / Joh. Grossmann. 2., überarb. Aufl. Schwäbisch Gmünd ,1986

Das erste Buch ist die offizielle Dokumentation der Vertreibung durch das damals existierende Bundesamt fuer Vertriebene. Das zweite ist die in Kleinverlag erschienene Ortsgeschichte, die von zwei ehemaligen Einwohnern geschrieben wurde.

Eine persönliche Quelle ist der Augenzeuge Josef Daubner geb. 06.07.1909 in Glaserhau gest. 2005 in Karlsruhe, der einer der wenigen Überlebenden der Erschießung war, und mir die Geschehnisse - auch vor Ort - geschildert hat.

Zur juristischen Aufarbeitung in der Slovakei existiert folgende Broschüre (Trotz deutschem Titel in slovakischer Sprache), Stric, Silvester: Josf Stricz - ein Kämpfer für Glaserhau. ISBN 80-8060-127-5, Bratislava die ich noch nicht in Händen gehabt habe.

2. Titel Als Neuling in der Wikipedia kenne ich mich den "Konventionen" noch nicht gut aus. Die Augen- und Zeitzeugen benutzten den Ausdruck "Erschießung", der meiner Meinung nach das Geschehen auch sprachlich präziser fasst. Mit einem Massaker verbindet mann eher wahllose Gewalttaten gegenueber der gesamten Bevölkerung, während hier gezielt und geplant die Männer im wehrfähigen Alter ausgewählt wurden. Deshalb befürworte ich "Erschießung von Glaserhau" als Titel.

Habe den Artikel ein wenig ergänzt.

Das Mahnmal ist nicht an der Stelle der Erschießung, sondern an dem Massengrab in dem die Opfer bestattet wurden. -- Gnilreps

Ich habe dem Artikel ein Bild des Mahnmals am Massengrab beigefügt -- Gnilreps

Man muss nicht jeden Schritt diskutieren ... schön dass der Artikel ein wenig überarbeitet und ausgebaut wird! Dabei immer an die Quellen halten, ist halt ein heikles Thema! --murli 11:42, 21. Aug 2006 (CEST)

Ein detaillierter Bericht

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Folgender Bericht eines Überlebenden (siehe Artikel) könnte noch Inhalte enthalten, die es wert wären, in den Artikel eingearbeitet zu werden (Quelle: Ostdokumentation von Th. Schieder et. al., zitiert nach: Schicksal Hauerland)--DownUnder36 (Diskussion) 22:52, 7. Dez. 2012 (CET)Beantworten

Eidesstattliche Aussage von Msgr. Josef Pöss: »Über das grauenhafte Geschehen im Herbst 1944 in meiner Pfarrei Glaser­hau kann ich aus eigenem Erleben folgendes unter Eid berichten: ... Die nächste deutsche Gemeinde Oberstuben war schon am 30. August in Partisanenhänden. Vom 30. auf den 31. August erlebten wir die erste schreckliche Nacht. Von Oberstuben kam eine Partisanenbande nach Glaserhau und sprengte den etwa drei Kilo­meter langen Tunnel auf der Strecke Glaserhau-Krickerhau. Danach zogen sie wieder ab und wir hatten noch Ruhe.

Die endgültige Besetzung Glaserhaus erfolgte am Freitag, 1. September 1944, 12 Uhr mittags. Ich war gerade von einem Versehgang heimgekommen und wollte mich zum Mittagessen setzen, als wir durch Gewehrschüsse auf­geschreckt wurden. Wenige Augenblicke darauf, war das Schulhaus neben der Kirche umstellt, an jeder Ecke ein MG. Man suchte den Lehrer Hans Höf­ner, der aber rechtzeitig geflohen war. Dann wurde bekanntgegeben, daß alle Rundfunkgeräte, Fototapparate, Jagdwaffen usw. am Gemeindeamt abgege­ben werden müßten. Ich trug mein Radio und meine Kamera selbst auf das Gemeindeamt. Dann blieb es bis gegen Monatsende ruhig. Wohl mußten Männer und Burschen tagelang Munition tragen, doch wurden sie dafür bezahlt, erhielten Bier und Zigaretten und kamen abends immer nach Hause. Am späten Nachmittag des 20. September kamen ganz andere Partisanen­banden ins Dorf und zogen bis zur Bürgerschule im Oberort. Sie hatten dies­mal auch schwere Waffen, Geschütze und dergleichen mit. Ich verstand ja nicht viel davon. Auch die ersten weiblichen Partisanen sah ich bei dieser Gelegenheit. Dieser Aufmarsch ließ uns schon nichts Gutes ahnen. Etwa um sieben Uhr abends kam noch Herr Hacaj, einer der wenigen slowakischen Pfarrangehörigen, und machte mich aufmerksam, wenn ich noch etwas Ver­dächtiges hätte, es verschwinden zu lassen. Die Partisanen würden eine »Razzia« machen, er müsse sie begleiten. - Ich wartete auf die »Razzia«, doch niemand kam. So ging ich mit meinen Angehörigen ziemlich spät zu Bett. Ich schlief trotz der Sorgen gut und stand am andern Morgen zur gewohnten Stunde auf. Als ich in der Nähe des Pfarrhauses Schüsse, Frauenschreie und Kinderwei­nen hörte, wurde ich unruhig und begab mich in die Kirche, um die hl. Messe zu feiern. Unterwegs hörte ich, daß man nachts Männer aus den Betten geholt und entweder zum Bahnhof oder zur Bürgerschule gebracht hätte. Als ich aus der Kirche kam, wurde gerade öffentlich durch Austrommeln bekanntgemacht, daß sich alle Männer von 15 bis 60 Jahren bei der Bürger­schule zu versammeln hätten.

So ging ich mit meinem Vater und meinem Knecht dahin. Später erfuhr ich, daß man mich bereits während des Gottes­dienstes gesucht hätte, um mich abzuholen. Unterwegs begegnete uns schon eine Schar Männer, die von schwerbewaffneten Partisanen durch den Ort zum Bahnhof getrieben wurden. Ich meldete mich beim damaligen Bürger­meister Großmann und fragte, ob auch ich kommen müßte. Auf seine Anfra­ge beim sowjetischen Kommandanten wurde geantwortet, daß ich auf alle Fälle mitmüßte, es würde nicht lange dauern. Einige Männer meldeten sich krank und wurden zurückgestellt. Die übrigen mußten antreten, es ging zum Bahnhof. Dort stand ein langer Güterzug bereit, in den wir verladen wurden. Die Frauen ahnten wohl nichts Gutes und umstanden weinend und händerin­gend das Bahnhofsgelände. Es durfte sich aber keine dem Zug nähern. Inzwi­schen war es Mittag geworden; der Zug setzte sich langsam in Richtung Oberstuben in Bewegung. Wir waren der festen Meinung, wir würden zu Erdarbeiten eingesetzt und am Abend wieder heimkommen. Beim Bahnwär­terhäuschen in der Nähe des »Ebenen Waldes« hielt der Zug. Durch die Luken der Güterwagen konnten wir sehen, wie aus einigen Waggons etwa 20 bis 30 junge, kräftige Männer geholt wurden. Sie wurden mit Pickeln und Schaufeln ausgerüstet und zum Wald geführt, wo sie am Fuß der Böschung einer Nebenstrecke, die zu einem Feldflugplatz führte, zu graben begannen. Mit uns andern fuhr der Zug einige hundert Meter weiter, daß wir das Gelän­de nicht einsehen konnten. Die Stimmung im Waggon - wir waren etwa 45 Mann - war recht gedrückt. Ich erinnere mich, wie ein Mann sagte: »Jetzt werden wir wohl erschossen. Ist nur gut, daß wir den Pfarrer da haben. Er kann uns noch den Segen geben, und dann in Gottes Namen.« Bald darauf wurde die Tür aufgerissen, wir mußten aussteigen. Auch der nächste Wag­gon ging auf, die Männer kamen heraus. Da sah ich meinen Vater und trach­tete, zu ihm zu kommen. In Dreierreihen ging es zurück dahin, wo die ersten gegraben hatten. Hier merkten wir gleich, daß unser Massegrab vorbereitet war. Die Männer, die gegraben hatten, standen in der Grube. Sie war etwa acht Meter lang, 1,5 Meter breit und 50 bis 60 Zentimeter tief. Wir mußten etwa 60 Mann hineinspringen. In etwa sechs bis acht Meter Entfernung waren um die Grube vier leichte und ein schweres MG aufgestellt, die auf uns gerichtet waren. Jetzt wußten wir, daß unsere letzte Stunde geschlagen hat­te. Wir waren alle im ersten Schreck wie gelähmt. Die Männer begannen zu bitten und zu jammern. Doch es half nichts. Ein Russe, ganz in Leder geklei­det, gab das Zeichen, die MGs feuerten los. Ich ließ mich beim ersten Schuß fallen und war bald von Toten und Verwundeten bedeckt. Ich konnte aber alles hören, was gesprochen wurde. Das Schreckliche dieser Augenblicke zu beschreiben, fehlen mir die Worte. Ich glaube, die Hölle kann auch nicht schlimmer sein. Durch die MG-Salven waren die meisten tot oder schwer verwundet. Die noch ein Lebenszeichen gaben, wurden durch Handgranaten oder MPistolen einzeln erledigt. Die Köpfe der meisten waren so zerschlagen, daß sie später nicht mehr oder nur anhand von Kleiderfetzen identifziert werden konnten. Ich selbst hatte bisher nur einen Handgranatensplitter abbekommen und spürte, wie das Blut am Körper hinunterrann. Neben mir muß auch noch einer gelebt haben, denn noch einmal hieß es: »Tarn sa este jeden hybe.« (Dort rührt sich noch einer). Es krachte wieder ein Schuß. Er ging knapp an mei­nem Kopf vorbei durch meinen linken Unterarm. Vorher hatte ich noch Herrn Stanzel, der eine slowakische Frau hatte, gehört, der bat, man möge ihn doch herauslassen, er sei doch Slowake. - Antwort: »Co ty sväbskä svina.« (Was, du schwäbische Sau), eine Handgranate und er war erledigt. Wie schon gesagt, kann ich die Gedanken und Gefühle in diesen Minuten nicht wieder­geben. Ich segnete still die Leute, erweckte Reue und Leid und wartete auf den Tod. Ich brachte aber kein ganzes »Vater unser« zusammen. Nach dem Schuß in meinen Arm wurde es still.

Darauf wurde mit dem Zuschaufeln begonnen, gerade dort, wo ich lag. Ich überlegte, wie ich herauskommen könnte und hielt mich ganz ruhig. Ersticken konnte ich nicht, da die Grube nicht tief war, die Erde trocken und hart. Ich hörte einen russischen Befehl, und die Partisanen schienen sich zu entfer­nen. Ich fürchtete aber, daß ein Wachposten zurückgeblieben sei. Ich wollte aber alles auf eine Karte setzen und wühlte mich aus der Erde, um zu fliehen. Doch merkte ich von mir abgewandt einen Mann in der Uniform eines Eisen­bahners, der noch an den Leichen herumsuchte. Als er sich entfernt hatte, suchte ich nach meinem Vater, sah ihn in etwa zwei Meter Entfernung tot durch einen Kopfschuß. Ich mußte nun versuchen, mich zu retten. Ich lief geradeaus über die Wiesen zum Turzbach, dort versteckte ich mich für einige Minuten in einem Dorngebüsch, um etwas auszuruhen, und lief dann im Wasser des Baches weiter, um keine Blutspuren zu hinterlassen, in Richtung Agricola-Mühle, die etwas außerhalb des Dorfes stand. Unterwegs hatte ich eine Frau, die ahnungslos auf den Wiesen beim Grummet arbeitete, zu meiner Mutter und Schwestern ins Pfarrhaus geschickt, um diese zur Flucht zu bewegen, denn beim Massengrab hatten einige geschrien: »Die Män­ner haben wir, jetzt kommen Frauen und Kinder dran.«

Glaserhau Oktober 1944 nach der Niederschlagung des Aufstandes durch deutsche Truppen
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Ich bestellte sie zu einem bestimmten Acker der Pfarrfelder, wo wir uns treffen wollten, um gemeinsam in Richtung Neutratal zu fliehen, wo bereits deutsche Truppen stehen sollten, die gegen die Partisanen angetreten waren. Als ich in die Mühle eintrat, ging die Schießerei wieder los, da wurden die zweiten hundert erschossen. Ich selbst lief, nachdem ich etwas Wasser getrunken hatte, wieder weiter, traf einen mir bekannten alten Mann, Josef Kappl. Er schnitt meine Hemdsärmel ab und verband notdürftig meine Wun­den. Nach einigem Warten an der verabredeten Stelle des Pfarrfeldes kamen meine Angehörigen, und wir machten uns auf den Weg durch die Wälder nach dem Westen zu in Richtung zu den vermuteten deutschen Linien. Aber am Abend, als es schon dunkelte, liefen wir einer anderen Partisanenbande in die Hände und wurden verhaftet. Die Frauen und Kinder, die schon bei uns waren, wurden in einem Waldhegerhäuschen eingesprerrt. Ich selbst wurde mit einem kaum 14jährigen Jungen Otto Antoni, der bei mir in Kost und Wohnung war, weggetrieben. Nun ging es die ganze Nacht zurück über Chrenovec, Raztocno über den Ziegenrücken nach Kuneschhau bis nach Kremnitz, wo wir zuerst in die Kaserne gebracht und dann dem dortigen Partisanenkommandanten, einem höheren tschechischen Offizier, im Gymnasium vorgeführt wurden. Hier nach der Ursache meiner Verwundung gefragt, erhielt ich auf meine Antwort, ich hätte sie von Partisanen erhalten, die ersten gründlichen Prügel, so daß ich mich nur so auf dem Boden wälzte. Nach einem kurzen Verhör wurden wir beide - Otto und ich, wir blieben die ganze Zeit unserer Haft beisammen - in ein Auto verladen und schwerbe­wacht nach Neusohl abtransportiert. Dort wurden wir erst von einer Stelle zur anderen geschoben und landeten gegen Abend bei der GPU, die hier schon schwer tätig war. Immer waren vier Mann dabei. Einer, der diktierte, der andere, der schrieb, einer, der ständig die Pistole in den Nacken drückte, und der vierte, der den Gummiknüppel handhabte. Vorgeworfen wurde mir, ich hätte zum Widerstand gegen sie auf­gerufen; ich hätte einen Geheimsender auf meinem Kirchturm und man hätte Waffen in meiner Pfarrkirche in der Sakristei und unter dem Altar gefunden. Bei diesem ersten Verhör ging es mir noch leidlich ab, schlimm erging es aber Otto, der gegen mich aussagen sollte. Als er wieder vom Verhör kam nach etwa zwei Stunden, hatte er einen hochroten, dick geschwollenen Kopf. Für diese Nacht ging es dann ins Stadtgefängnis, gleich neben der Bischofs­kirche, in der ich vor vier Jahren die Priesterweihe empfangen hatte. Wir waren recht müde und hungrig. Wir hatten seit Mittwochabend nichts mehr gegessen und getrunken - jetzt war es Freitagabend. Durch inständiges Bit­ten ließ sich der Gefängniswärter erweichen, und ich konnte einen kleinen Zettel ins Priesterseminar schicken, von wo ich Essen erbat und es auch bald bekam. In einer Zelle für zwei Mann waren wir schon vier. Die anderen zwei waren Slowaken, ein Professor und ein Bezirksrichter.

Im KZ Slovenska Lupca
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Am andern Morgen, Samstag, 23. September 1944, wurden wir wieder aus der Zelle geholt, auf einen offenen Lastwagen verladen, und weiter ging es nach Osten. Gegen Mittag wurden wir auf dem alten Schloß in Slovenska Lupca abgeliefert. Dort hatten die Partisanen alle Zöglinge der Schulbrüder, die dort eine Erziehunganstalt für gefährdete Jugendliche unterhielten, ent­lassen. Ich wurde von dem Leiter dieses Konzentrationslagers ... namens Staudinger, speziell in Empfang genommen. Er brachte mich sofort in seine Privatgemächer, Nur dem Umstand, daß er zum Mittagessen geru­fen wurde, habe ich es zu danken, daß ich der ersten schlimmen Tortur ent­ging. Wie ich später erfuhr, wurde aus dem Zimmer Staudingers mancher leb­los herausgeschleppt.

... Wir waren 180 Mann. Darunter waren auch einige Schwerkranke. Dreimal am Tag wurden wir zum Essen geholt: eine dünne Salzwassersuppe und eine durchsichtige Scheibe Brot. Einmal durften wir im Hof spazieren gehen, d.h. wir wurden getrieben. Wir rechneten mit dem Tode. Ich selbst wurde fast jeden Tag nach­mittags gegen vier Uhr geholt und erhielt meine Schläge. Das Schloß war in diesen Wochen mit etwa 500 bis 600 Häftlingen belegt. Darunter befanden sich sehr alte Männer und Frauen, ja selbst Säuglinge waren dabei.

Die ersten zwei Wochen waren sehr schlecht, doch dann wurde der Komman­dant Staudinger abgelöst und das Lager dem Befehl regulärer slowakischer Gendarmerie unterstellt.

Während meiner Haftzeit wurde ich noch mehrfach zu Verhören geholt. Eines davon dauerte über 4 Stunden. Das Schlimmste war die Ungewißheit über unsere Zukunft. Aber am 24./25. Oktober wurde es unruhig unter unseren Wachmann­schaften, hörte man doch in ziemlicher Nähe Geschützfeuer. Bei einem Besuch in den ersten Wochen hatte doch Fero Zany, ein Partisanenanführer aus Krickerhau, zu einem internierten Lands­mann gesagt: »Bevor wir euch den Deutschen lassen, sprengen wir das ganze Schloß in die Luft. Wir haben genug Dynamit aus dem Bergwerk geholt.«

Bevor am 25. Oktober das Abendessen ausgegeben wurde, waren unsere Wachposten ausgerückt, hatten uns aber eingeschlossen zurückgelassen. Doch bald wurden die Türen mit Hilfe von primitiven Mitteln aufgesprengt, und wir verließen vorsichtig unser Gefängnis. Jeder versuchte sich zu retten. Als wir den Schloßberg hinunterstiegen, es war bereits etwa 22.30 Uhr, feu­erten plötzlich von irgendwoher schwere MGs in unsere Richtung. Jeder ging in Deckung, so gut er konnte. Otto und ich hatten uns bei einem Bauern­hof auf den Misthaufen verkrochen und trachteten, nachdem das MG-Feuer aufgehört hatte, einen Heuboden zu gewinnen, um uns dort zu verstecken. Aber eine slowakische Frau hatte uns gesehen und den Partisanen verraten. Wieder wurden wir festgenommen, jenseits der Straße an eine Mauer gestellt. Nun schien doch noch unser letztes Stündlein gekommen zu sein, denn es hieß: »Ihned' odstrelit'« (Sofort erschießen). In dieser letzten Not kam uns unerwartet von einem slowakischen Leutnant Hilfe, der vorbeikam und die Exekution verhinderte und uns aus den Händen der Partisanen befreite. Er sperrte uns über Nacht in eine Gastwirtschaft, ließ uns aber, als sich unsere Aussagen über die Verhältnisse im Schloß bewahrheiteten, am nächsten Morgen laufen. Aber was nun und wohin? In Slovenska Lupca wim­melte es von Partisanen und Soldaten.

Der Eisenbahnverkehr war lahmge­legt, da von Altsohl her schon deutsche Verbände vorrückten. Eine gute slowakische Familie nahm uns trotz der Gefahr für sie auf, gab uns zu Essen, versteckte uns und versorgte uns mit frischer Wäsche. Am 27. Oktober rückten die deutschen Truppen in Slov. Lupca ein. So waren wir endlich frei. Wir wurden gleich nach Neusohl gebracht, von dort nach Kremnitz, wo wir noch einmal über Nacht bleiben mußten. Am 29. Oktober - Christkönigsfest - kam ich etwa um zehn Uhr in Glaserhau an, gebrochen an Leib und Seele. Kein Mensch erkannte mich zunächst.

Das Pfarrhaus war arg mitgenommen. Zwei Granattreffer hatten eine Ecke vollkommen zerstört. Von meinem Besitz und Hausrat fand ich nichts mehr vor. Alles war geplündert und geraubt worden. Mein ganzer Viehbestnd war weggetrieben. Der Schaden betrug etwa 300.000 slowakische Kronen. Ich mußte mich erst wieder ans Leben gewöhnen. Das Überleben schien mir immer noch wie ein Wunder, daß ich das alles erlebt, erlitten hatte und nicht umgekommen war.

Das Massengrab am »Ebenen Wald«, wo ich mit der ganzen trauernden Ge­meinde die Ermordeten einsegnete, legt, solange es besteht, Zeugnis von dem schrecklichen Geschehen ab.

Meine Pfarrgemeinde Glaserhau hatte in diesen Schreckentstagen insge­samt ca. 200 Männer verloren. Es gab keine Familie ohne Trauer«.