So eindeutig und ohne Erklärung kann dieser Redirect gemäß der jüngsten Ausstellung im Städel (21. November 2008 bis 22. Februar 2009) nicht stehen bleiben.
Herrschende Auffassung in der Kunstgeschichte ist durch Stilvergleiche lediglich, dass die dem unbekannten Künstler, der sich hinter diesem Notnamen verbirgt, zugeschriebenen Werke aus der Werkstatt des Robert Campin (Tournai) stammen. Dass Robert Campin selbst der Meister von Flémalle ist, ist jedoch nach den jüngsten Analysen damit nicht bewiesen.
Der Künstler erhielt diesen Notnamen auf Grund eines Irrtums des Aachener Sammlers Ignaz Houtem, der drei Werke - Heilige Veronika, Stillende Gottesmutter und Hl. Dreifaltigkeit - dem Städel 1849 mit der Erklärung brachte, sie stammten aus der Abtei von Flémalle. Diese Herkunftsquelle kann aber nicht stimmen, da es bei Flémalle überhaupt keine Abtei gibt.
Würden diese drei Werke (datiert um 1430) von Robert Campin selbst stammen, wäre der Künstler zu diesem Zeitpunkt schon 55 Jahre alt gewesen. Dies würde bedeuten, dass er sich in einem für damalige Verhältnisse relativ hohen Alter einem schwierigen Genre (der sakralen Tafelmalerei) zugewandt hätte, die er als Auftragnehmer der Gemeinde bisher noch nicht geübt hatte, und das in einem deutlichen Qualitätssprung zu seinem berufsbedingten künstlerischen Schaffen. Diese Wahrscheinlichkeit stellt die von Kustos Jochen Sander ausgerichtete Ausstellung in Frage. Es wird die Möglichkeit angedacht, dass der junge Rogier van der Weyden, der 1427 als überaus talentierter Lehrling in die Werkstatt Campins getreten war, eine massgebliche Rolle bei der neuen Zielausrichtung und reifen Stilentwicklung der Werkstatt gespielt haben könnte. Auch könnten andere Gehilfen und Schüler aus der Werkstatt gemeinschaftlich an den Werken beteiligt gewesen sein. Dafür sprächen u.a. Qualitätsunterschiede innerhalb eines Bildes - bei der Hl Veronika beispielsweise ist der Kopf von deutlich höherer Qualität als der Körper ausgeführt.
Am Ende stehe der Notname Meister von Flémalle nicht zwingend für eine einzelne Künstlerpersönlichkeit, sondern vielleicht für eine gesamte Werkstatt, die bahnbrechende Neuerungen für die europäische Kunstgeschichte schuf: Gemeinsam mit Jan van Eyck verwendete sie erstmals Ölfarbe und konnte deshalb Gesichtszüge, Details in Kleidung, Alltagsgegenständen und Umgebung in viel größerer Farbintensität und fast fotografisch echter Detailgenauigkeit in einer Weise darstellen, wie es zuvor mit Temperafarben nicht möglich gewesen ist.
--Reise-Line Fahr mal hin! 12:40, 30. Nov. 2008 (CET)