Diskussion:Neuching
Wappen
BearbeitenWappeninfo von meiner Seite [1]--Mevsfotw 23:46, 3. Aug 2005 (CEST)
An die Autoren dieser Seite!! Ich finde es schade, das in Ihrem Abschnitt über die wirtschaftliche Lage in Neuching, nicht die Betriebe erwähnt werden, die in der Dienstleistungs-Branche tätig sind. So vermisse ich, die Gasthäuser als auch das Fitness-Studio " Pro Fitness". Da ich selbst kein Neuchinger bin,möchte ich nicht die von Ihnen erstellte Seite ändern, sonder bitte Sie, als Mitglied und großer Fan des Fitness Studios, die Seite zu ergänzen.
Fals Sie gerne die Homepage des Pro Fitness mit in die Links nehmen, möchten : WWW. profitness-studio.de Danke schon im vorraus, ich werde öfter nochmal auf diese Seite schauen
s.lutz
Zum Ortsnamen
BearbeitenIch kopiere mal den sprachwissenschaftlichen Exkurs zum Namen des Ortes hierher. Vielleicht hat ja der eine oder andere Lust, wenigstens kleine Teile davon in den Ortsartikel einzufügen. Oder zumindest Hinweise zur unterschiedlichen Deutung zu geben. Nach dem Strich fängst an.-- nfu-peng Diskuss 16:12, 14. Feb. 2008 (CET)
- Verfasser? Quellen? Literaturangaben? Rezeption in der seriösen Wissenschaft? (nicht signierter Beitrag von 188.104.226.98 (Diskussion) 13:37, 14. Jul 2011 (CEST))
Der Ortsname Neuching aus sprachwissenschaftlicher Sicht
Bearbeiten1. Die traditionelle Deutung
Die allgemein akzeptierte Deutung des Ortsnamens (ON) Neuching ist (mit Quellenangaben) zuletzt wiedergegeben im „Lexikon bayerischer Ortsnamen“ von Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein, München 2006. Unter dem entsprechenden Eintrag finden sich folgende Informationen:
Neuching Pfarrdorf, Landkreis Erding, Oberbayern
Der Siedlungsname ist 771 (Kopie des 11. Jh.) als Niuhinga, 782 (Kopie von 824) als Niuuihingas, 940 als Niuhinga, 1100 als Niuchingan, …1452 als Oberneuching … bezeugt.
Es ist der Personenname *Niwicho zu erschließen, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist. (…)
2. Überleitung zu einer alternativen Deutungsmöglichkeit
2.1. Das Alter der Ortsnamen
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Namen von Siedlungen in guten Lagen ein relativ hohes Alter aufweisen. Falls es sich nicht um von vorneherein transparente Bildungen handelt (z.B. Altenstadt, Holzkirchen), ist natürlich primär vom Alter des Erstbelegs auszugehen. In unserem Fall existiert der Ort also seit mindestens 771, vermutlich ist er aber - nimmt man an, sein Name stammt aus der Zeit der germanischen Landnahme in Südbayern -, noch etwa zwei Jahrhunderte älter. Aufgrund verschiedener Erwägungen, die weiter unten näher erläutert werden, ist es sogar wahrscheinlich, dass viele Siedlungen in unserem Raum - auch wenn ihre Namen „deutsch“ aussehen - viel älter sind, als die traditionelle Ortsnamenforschung (Toponomastik) annimmt. Vorauszusetzen ist vielmehr, dass eine große Zahl von Ortsnamen - insbesondere auch solche mit dem Suffix -ing -, vorrömisch und vorkeltisch, mit anderen Worten: vorindogermanisch sind. Man hat diese älteste Sprachstufe, die praktisch nur noch im Bereich des Wortschatzes und dort v.a. in Wörtern „unklarer Herkunft“ sowie in Orts- und Gewässernamen (Hydronymen) fassbar ist, allgemein „alteuropäisch“ genannt.
2.2. Ein neuer Ansatz
Theo Vennemann, Prof. emeritus an der Universität München, entwickelte in zahlreichen Publikationen seit 1984, zuletzt veröffentlicht in dem Buch „Europa Vasconica – Europa Semitica“ (Berlin 2003), die Theorie, dass das erwähnte alteuropäische Substrat Süd-, West- und Zentraleuropas einen späten und einzigen Fortsetzer in der sogenannten „ältesten Sprache Europas“ habe, dem Baskischen. Er nennt diejenigen Sprachen, deren verklungene Reste bis heute, wenn auch durch zahlreiche Einwanderungswellen sprachlich überformt, u.a. in unseren Orts- und Flussnamen weiterexistieren, entsprechend paläovaskonisch.
2.3. Erläuterung des neuen Ansatzes am Beispiel des Flussnamens „Isar“
(nach Vennemann, a.a.O., S. 64f.)
Die herrschende Meinung stellt den Namen der Isar (736-748, Kopie des 9. Jh., Isara) zu der indogermanischen Wurzel *eis-,*is- „sich heftig bewegen“; hierzu auch der Name der Isen, a. 748-760 (Kopie von 824) Isana, mit dem ON Isen, a. 769 (Kopie von 824) Isana. Hans Bahlow (Deutschlands geographische Namenwelt, Frankfurt 1985, s.v.) weist die Zuordnung zur indogermanischen Wurzel *eis-, *is- zurück mit dem Hinweis, dass verschiedene Flüsse, die zu dieser Wurzel gestellt werden, tatsächlich „außerordentlich träge“ dahinfließen, anstatt sich heftig zu bewegen.
Man findet die Wurzel is- in zahlreichen weiteren Fluss- und Ortsnamen in verschiedenen Regionen Europas; so beispielsweise in Frankreich mit der Isère, in Belgien mit dem Yser, in Holland mit der Ijssel, in Italien mit Isella, Isasca, Isaurus, auf Sardinien Isili, Iseri, Isára u.a. (Für die sardischen Belege vgl. Massimo Pittau, I nomi di paesi città regioni monti fiumi della Sardegna, Cagliari 1997, S.96). Zusammen mit dem baskischen ON Izura und dem baskischen Wortstamm iz- für „Wasser“ (in Komposita) ist nach Vennemann ein Anschluss an eine paläovaskonische Wurzel °is- „Wasser“ naheliegend und sinnvoll.
2.4. Lokalistische und gesamteuropäische Ortsnamenforschung
In der gegenwärtig führenden Richtung der deutschen – aber auch z.B. der englischen – Ortsnamenforschung werden nichttransparente alte Toponyme vorwiegend „lokal“ gedeutet, d.h. ohne Rücksicht auf einen möglichen europäischen Kontext. Insbesondere werden die Namenskerne alter Ortsnamen gerne auf (sehr häufig nicht belegte), im Fall von Neuching (s.o.) und vielen anderen sogar auf „erschlossene“ Personennamen fiktiver germanischer Sippenführer zurückgeführt, so z.B. *Ubo für Aubing, *Frigis für Freising und *Sentilo für Sendling. (Beleg für Freising nach v. Reitzenstein, a.a.O., s.v.). Die Beschränkung auf den unmittelbaren Umraum, in unserem Fall Süddeutschland, und auf die eigene Sprache ist der Vorstellung gesamteuropäischer prähistorischer Wanderungsbewegungen und Landnahmen, wie etwa jener der vaskonischen Völker nach der letzten Eiszeit, natürlich nicht zuträglich. Nichtsdestoweniger erscheint die Idee vom konstanten Überdauern vieler Orts- und Flussnamen seit vorgeschichtlicher Zeit sowie deren ursprünglicher Prägung durch topographische Gegebenheiten anstatt durch Personen zweifelhafter Existenz auch aufgrund der Beleglage nachvollziehbarer und reizvoller.
3. Anwendung der Theorie Vennemanns auf den Ortsnamen Neuching
3.1. Allgemeine Voraussetzungen
Anstatt als Namenskern den erschlossenen Personennamen *Niwicho (s.o. unter 1.) vorauszusetzen, wird die topographische Lage des Ortes, d.h. hier von Oberneuching als älterem Ortsteil, betrachtet. Der Ortskern liegt im Übergangsbereich zwischen hügeligem Terrain (östlich) und einer Ebene (etwas weiter westlich), dem „Moos“. In Anlehnung an Vennemann, a.a.O., S. 56ff. (Herleitung des ON München von einer paläovaskonischen Wurzel °mun- für „Anhöhe, Hügel, Uferterrasse“) setze ich für Neuching die Wurzel °naba- bzw. (in Komposita) °nab- an, mit der ungefähren Bedeutung „Ebene vor erhabenem Gelände“. Dieses Wort existiert auch heute noch mit leichter Bedeutungsverschiebung im Baskischen als naba „Ebene, Hochebene, Schlucht“. Eine solche Bedeutungsverschiebung erscheint mir angesichts des Zeitraums von mindestens vier, eher sechs Jahrtausenden zwischen der Namensprägung für Neuching und der modernen baskischen Sprache akzeptabel. Der zweite Bestandteil der zu rekonstruierenden Ausgangsform ist das Element °-ik mit der Bedeutung „Ort, Örtlichkeit“, der dritte das Suffix °-a mit der Bedeutung „der/die/das“, also des bestimmten Artikels, der im modernen Baskischen ebenso lautet und dem Substantiv nachgestellt wird (vgl. Vennemann, a.a.O., S.132). So ergibt sich als älteste alteuropäische (paläovaskonische) Form des ON Neuching °nab(a)-ik-a mit der wortwörtlichen Übersetzung „der Ort an der Ebene vor erhabenem Gelände“.
3.2. Herleitung des Ortsnamens Neuching aus der Ausgangsform
(Vgl. hierzu Vennemann, a.a.O., S. 49ff, Herleitungen des Namens Chieming)
Die Verkürzung des Namenskerns °naba- zu °nab- erscheint unproblematisch. Ein beliebiger Vergleichsfall aus dem heutigen Baskischen mag dies illustrieren: bask. tinta „Tinte“ und bask. ontzi „Gefäß“ ergeben tintontzi „Tintenfass“. – Man erhält also die Form °nabika. Dabei ist hier und im folgenden von einer Betonung auf der ersten Silbe auszugehen.
Im nächsten Schritt erfolgt die Spirantisierung von b zwischen Vokalen, ein auch in modernen Sprachen häufiger Vorgang:
°nabika > °nawika
Es folgt der Umlaut des a > e wegen des i der Folgesilbe. Dies ist jedoch insofern problematisch, als sich die Wirkung des Umlauts in möglichen Parallelbeispielen nicht ohne weiteres belegen lässt. Es muss also möglicherweise auch von einer Ablautvariante °neb- zu °nab- (mit ähnlicher Bedeutung) ausgegangen werden. Für die folgenden Schritte der Herleitung spielt dies allerdings keine Rolle. Wir erhalten demnach:
°nawika > °newika
Unter möglicherweise ligurischem Einfluss erfolgt später die Erweiterung des paläovaskonischen Ortsnamens mit einem neuen „Kopf“. Solche Kopferweiterungen sind auch ansonsten durchaus üblich, vgl. z.B. Augsburg aus Augusta (vindelicum) (826 augusburuc). Diese ligurische Kopferweiterung ist der Ursprung des “-ing“-Suffixes in zahlreichen bayerischen Ortsnamen. Im vorliegenden Fall erhält man:
°newika > °newik-ink-a
Diese Form wird schließlich viele Jahrhunderte später von den germanischen Neuankömmlingen der Völkerwanderung ins Althochdeutsche übernommen. Man erhält:
°newikinka > niuuihinga(s)
Die letzte Form entspricht dem Beleg von 782 (vgl. oben unter 1.). Dabei wird althochdeutsch regelhaft °k zwischen Vokalen zu hh (gesprochen wie ch), °nk zu ng und °ew zu iw. Vgl. hierzu auch analog die Entwicklung von germanisch °newun „neun“ zu althochdeutsch niun „neun“.
3.3. Mögliche Parallelen und Ausblick
In Deutschland sind mögliche Parallelen der Flussname Naab (1006 Naba, breites Flusstal vor dem Anstieg zu den ostbayerischen Mittelgebirgen), derjenige der Nahe (8.Jh. Nauua, 1.-4.Jh. lat. nava). Ferner die Ortsnamen Nebringen, Neuss (lat. 1.-3.Jh. novesium), u.a.
In England (Sussex) findet sich in einer Hanglage über einer Ebene der Ort Newick (1121 Niwicha, 1219 Newike), der von Eilert Ekwall (The Oxford Dictionary of English Place-Names, Oxford, 1951, s.v.) als „New wîc“ (neues Dorf) erklärt wird.
Diverse Anknüpfungen finden sich im Baskenland sowie in Spanien (ins Spanische wurde bask. naba als nava mit der Bedeutung „Senke, sumpfiges Becken“ entlehnt). Erwähnt sei der Name der Region Navarra, bask. nafarroa.
Abschließend sei noch einmal in Erinnerung gerufen, dass im Rahmen der zitierten Theorie das Alter vieler nicht nur bayerischer Orte ganz erheblich zu erhöhen ist und man insoweit evtl. auch Anknüpfungspunkte an zahlreiche archäologische Funde, denen bisher keine Siedlung zugeordnet werden konnte, erhält.