Diskussion:Papyrus 46

Letzter Kommentar: vor 13 Jahren von Alvanx in Abschnitt Datierung

Datierung

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Am 2. Mai hat die IP 91.35.71.206 den folgenden Text unter Datierung eingefügt:

„Aus Märtyrerberichten des späten zweiten Jahrhunderts weiß man, dass die frühen Christen damals vor allem die Paulusbriefe als zentrale heilige Schriften ansahen, während die Evangelien zwar existierten, aber noch eine geringe Rolle spielten. Der Umstand, dass auch Papyrus 46 nur die Briefe enthält, könnte die Datierung auf diese Zeit stützen (ohne sie beweisen zu können).“

Enzian44 hat die Änderung gesichtet. Gibt es Literatur zu dieser Sichtweise? Welche Märtyrerberichte im speziellen sollten das sein? Die Evangelien sind ja etwas älter als die Paulusbriefe und waren sicherlich schon vorher im Umlauf. Selbst Lukas bezieht sich in seinen einleitenden Worten darauf. Wieso sollten Christen die Worte eines Paulus als wichtiger oder heiliger ansehen als jene von Jesus Christus? --Saiht 10:44, 3. Jul. 2009 (CEST)Beantworten

Habe gerade noch einen weiteren Hinweis gefunden. Kurt und Barbara Aland führen in ihrem Buch The text of the New Testament auf Seite 85 unter The Manuscripts of the greek new Testament in Table 5 eine Verteilung der neutestamentarischen Bücher unter den ältesten schriftlichen Zeugen - den Papyri - auf. So gibt es für die Evangelien eine große Anzahl (Johannes 22 (11 frühe), Matthäus 18 (7), Lukas 8 (4) und Markus 3 (1)), während die Zahlen für die Paulusbriefe geringer ausfallen (Hebräer 6 (3), Römer 8 (3), 1. Korinther 7 (2) usw.). Soweit es um Zeitzeugen in Form von schriftlichen Dokumenten geht, würde obige Theorie wiederlegt. Aland weist darauf hin, dass die Zahlen natürlich nicht addiert werden sollten. Wenn mein (wissenschaftliches) Modell von einer Ausgangsanzahl im 2. Jahrhundert ausgeht und die Verlustrate für Papyri nicht individuell an den Inhalt gebunden ist, so würde die Mengenverteilung der heute verfügbaren Dokumente - zumindest in Ansätzen - die Verteilung vor 1800 Jahren wiederspiegeln. Oder gibt es einen inhaltsselektiven Verfallsprozess? --Saiht 11:19, 3. Jul. 2009 (CEST)Beantworten

Bin gerade unabhängig von dieser Diskussion selber über den Absatz gestolpert - fast genau 2 Jahre später. Warum wurde der Absatz nicht belegt? Die von Saiht angegebene Evidenz kann ich gerade mit der deutschen Ausgabe von Alands "Text des Neuen Testaments" unterstützen. Dazu kommt etwa P52, das ein Fragment des Johannesevangeliums darstellt und auf spätestens 125 datiert wird (vgl. Aland, Text des NT (1982), S. 97). Wenn der mit Abstand früheste Papyrus ein Evangelienfragment enthält (und im Lichte von Saihts Angaben), halte ich den Absatz für, mit Verlaub, unwissenschaftlich. Ich lösche ihn daher mal. Sollte sich die Diskussion noch in eine andere Richtung entwickeln, lässt er sich ja wieder herstellen.

Es ist abgesehen davon schon interessant, dass Aland auf der Seite kein einziges Mal zitiert wird. --Alvanx 20:40, 15. Jul. 2011 (CEST)Beantworten

Bei Epp, Issues in NT TC, in: Black (Hg.), Rethinking NT TC (2002), S. 44 werden drei weitere Papyri aus dem 2. Jh. zitiert: P90 (Joh), P104 (Mt), P98 (Offb). Alle Papyri vor P46 (bis auf eines) enthalten also Evangelientexte. Damit war die Löschung des unbelegten Absatzes dann sicher gerechtfertigt.

Ach ja: Mit den Märtyrerberichten könnten z.B. Papias oder Justin gemeint gewesen sein, die beide prominente Märtyrer des 2. Jh. waren. Dennoch, die Schlussfolgerung erscheint im Licht der hier gesammelten Evidenz falsch. --Alvanx 19:43, 19. Jul. 2011 (CEST)Beantworten