Diskussion:Paracelsus (Kolbenheyer)
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a) Stil
Kolbenheyers Sprache ist besonders im ersten Teil wuchtig. Freilich muss der Satzsinn in den Dialogen aus dem spätmittelalterlichen Schweizerdeutsch erraten werden. Erzählt wird nicht so sehr über den kleinen Theophrast, sondern vielmehr über seine Familie. Ein typisches Beispiel dafür ist die ausufernde Schilderung der Auseinandersetzungen bei Maienfeld mit dem Haudegen Hans Ochsner als furchtbare Speerspitze der Schweizer gegen die Tiroler. Kriegsgräuel und schreckliche Kriegsfolgen werden nicht verschwiegen. Nur in einem einzigen kurzen Satz verlässt der Erzähler unmotiviert seinen sonst durchgehaltenen Imperfekt.[1]
Im zweiten Teil dann verdichtet sich das Sprachgewirr in den Dialogen. In Theophrasts Studentenbude in Ferrara wird neben Schweizerdeutsch das Augsburgische und das Schlesische gesprochen. In der Hochsprache auftretende Akademiker fallen vereinzelt angenehm aus dem Rahmen.
Besonders im dritten Teil ist das sprachliche Chaos unübersehbar. Sprecher aus allen möglichen deutschsprachigen Ländern kommen in ihrem mundartlich verbrämten Frühneuhochdeutsch zu Wort. Sogar der Erzähler stimmt zuletzt während seines auktorialen Kommentars in jenen spätmittelalterlichen Ton ein.[2]
b) Historie
Die heute gängigen Namen historischer Persönlichkeiten können mitunter aus dem Roman-Kontext und seinen zeitlichen Zusammenhängen eruiert werden.
- Bischof Erhard von Lavent[3] ist Erhard Paumgartner.
- „König Christiern, des Namens der Zweite im Kopenhagener Schlosse“[4] ist Christian II.
- Isabell[5] ist seine Gattin Isabella von Österreich.
- Mutter Sigbrit[6] ist Sigbrit Villoms, die Mutter seiner Geliebten Dyveke Sigbritsdatter (dän. „Sigbritstochter“) .
c) Ungereimtes
- Der Abt des Klosters Einsiedeln heißt im Buch „Fürstabt Konrad von Rackelberg“.[7] Vielleicht ist Konrad III. von Hohenrechberg gemeint.
- Auf S.133 der Quelle geht es um Papst Alexander IV. Wahrscheinlich ist Alexander VI. gemeint.
- Als sich Theophrast Paracelsus nennt, fragt der Erzähler: Para! Heißt das nicht überaus?[8] Nein, para heißt in etwa „nebenher“ oder auch „gegen“.
d) Wörter
- Der Puls geht stät [schweizerisch: stet].[9]
- Land und See zittern von einem Erdbidem [Erdbeben].[10]
- rünstige Augen[11], rünstiger Sack[12], rünstige Kernsäcke[13]
- luckichtes [lückenhaftes] Gebiss[14]
- Kunschaft für Kundschaft[15]
- Klexe als Plural von Klecks[16], das Siegel darauf geklext[17]
- etwelche für einige[18]
- Ein Frierender erwarmt allmählich.[19]
- Die klemme Stimme[20] füllt die Kirche.
- angewiedert sein[21]
e) Deutschtümelei
Zwar wird an keiner Stelle der Trilogie Theophrast auf einen Sockel gehoben, aber Deutschland werden im Text mitunter kleine Denkmäler gesetzt. Kolbenheyer schreibt 1922 über „das ergreifende Bekenntnis … zum deutscheigenen Wesen“.[22] In seiner Antrittsvorlesung als Professor der Medizin in Basel stellt Paracelsus einen Niedergang der medizinischen Wissenschaft in allen Ländern fest - mit einer Ausnahme: „Germania“ allein sei „lebendig und über der Alten Art“. Die Deutschen ständen mit beiden Füßen in der neuen Zeit, ständen in deutscher „Art und Wesen“.[23]
- ↑ Zitiert nach: Paracelsus. Roman-Trilogie. Orion-Heimreiter-Verlag, Heusenstamm 1979 (im Folgenden Quelle genannt), S. 227, 5. Z.v.o.
- ↑ Quelle S. 766, 5. Z.v.u.: Er hat das Gewissen ufgerottlet.
- ↑ Quelle S. 300
- ↑ Quelle S. 415
- ↑ Quelle S. 416, 7. Z.v.o.
- ↑ Quelle S. 417, 1. Z.v.o.
- ↑ Quelle S. 129
- ↑ Quelle S. 449, 21. Z.v.o.
- ↑ Quelle S. 437, 6. Z.v.u.
- ↑ Quelle S. 444, 2. Z.v.u.
- ↑ Quelle S. 473
- ↑ Quelle S. 667, 2. Z.v.u.
- ↑ Quelle S. 793, 22. Z.v.o.
- ↑ Quelle S. 473
- ↑ Quelle S. 492
- ↑ Quelle S. 521
- ↑ Quelle S. 690, 2. Z.v.u.
- ↑ Quelle S. 572
- ↑ Quelle S. 576
- ↑ Quelle S. 676
- ↑ Quelle S. 713, 5. Z.v.u.
- ↑ Quelle S. 532, 17. Z.v.o.
- ↑ Quelle S. 554 oben