Diskussion:Paul Feyerabend

Letzter Kommentar: vor 6 Monaten von 2A02:810D:4AC0:17C9:15E9:4DC5:9891:89A0 in Abschnitt Biographie stimmt nicht

Was ist emeritiert?

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Ich mag vieleicht ungebildet sein, aber das sind andere auch *g* Kann jemand den Begriff bei Wiki anlegen und ihn verweisen? Wäre nett. Porter2005 84.167.96.199 21:15, 14. Nov. 2006 (CET)Beantworten

Emeritierung, bitte schön. --Tinz 21:26, 14. Nov. 2006 (CET)Beantworten

Diskussion

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Feyerabend gilt zusammen mit Thomas Samuel Kuhn als Vertreter einer eher soziologisch orientierten relativistischen Wissenschaftstheorie.

Nein.

Was "soziologisch" angeht: Kuhn war hauptsächlich an der Wissenschaftsgeschichte interessiert. Die Soziologen haben erst später zentrale Begriffe (Paradigma etc.) übernommen, um Wissen(schafts)soziologie zu betreiben. Dies wurde von Kuhn stehts heftig kritisiert. In der Tat - könnte man überspitzt sagen - besteht Kuhns akademische Tätigkeit nach der Publikation von "The Structure" (1962) in der Klärung der dort vorgetragegen Thesen und in Verteidigung seiner Gedanken vor soziologisierenden Interpretationen. Feyerabend benutzte die Wissenschaftsgeschichte wiederum um mit Beispielen (ahnlich wie Popper das zu tun pflegte) seine philosophischen Thesen zu begründen [wobei man das bestreiten kann].

Was "relativistischen" betrifft: Kuhns Theorie ist bestimmt nicht relativistisch (epistemischer Relativismus, was wohl hier gemeint ist)! Kuhn kann durchaus als Szientist (auch wenn in einer schwachen Form) gewertet werden (wenn man unter Szientismus jene Auffassung versteht, nach der die Wissenschaft die einzige oder die beste oder die bessere Form des Wissens ist). Dabei liegt bei mir der Akzent nicht darauf, Kuhn als Wissenschaftsideologe zu bezeichnen (was er in dem Sinne nicht war), sondern darauf zu zeigen dass es Kuhn bei seiner Paradigmentheorie nicht um ein Schwächungsversuch der Wissenschaft als "bessere Erkenntnisform" geht. Feyerabends Ansatz hatte in einem bestimmten Zeitraum einen "relativistischen Anspruch" gehabt (ungefähr 1970-1989, danach bis zu seinem Tode hat er den Relativismus zusammen mit dem Objektivismus als "Chimären" bezeichnet). Das sollte ausführend erwähnt werden.

Was "Wissenschaftstheorie" betrifft: Auf Kuhn mag der Begriff stimmen. Wobei es durchaus sein anliegen war, die Falschheit der Wissenschaftstheorien (a la Popper u.a) durch die Wissenschaftsgeschichte zu zeigen. Bei Feyerabend ist dieser Begriff total fehl. Spätestens seit seinem Zusammentreffen mit Kuhn in Berkeley hat Feyerabend sein Unbehagen mit der Wissenschafts*theorie* sytematisiert in radikale Abversion. Dass sein Anliegen in WdM einen wissenschafts*theoretischen* Anspruch hat, war das grosse Missverständnis (?) überhaupt. Siehe weiter unten, "anything goes".

Anders als Kuhn war Feyerabend jedoch wesentlich radikaler und umstrittener.

Das stimmt :)

Gipfelnd im Ausspruch "Anything goes" sah Feyerabend Wissenschaft, neben beispielsweise Religion oder Kunst, nur als eine von vielen Möglichkeiten, Erkenntnis zu gewinnen.

NEIN! "Anything goes" ist die verzweifelte Aussage eines kritischen Rationalisten nachdem er einen ernüchternden Blick auf die Wissenschafts*geschichte* geworfen hat. Der "Slogan" ist zutiefst ironisch gemeint: Du, Wissenschaftstheoretiker, hälst nach deinem zusammentreffen mit der Wissenschaftsgeschichte immer noch der Suche einer einheitlichen Methode der Wissenschaft (Demarkationskriterien)? Die einzige Methodologie die da noch bleibt ist: "Anything goes"! Eine absurde Methodologie, weil total gehaltslos!

Den Begriff den man ihr wohl meinte war "(erkenntnis)theoretischer Pluralismus". Den hat Feyerabend allerdings, vor allem anhand Mills "On liberty", vertreten.

Eine Wertigkeit verschiedener Zugänge zur Wahrheit war nach Feyerabend nicht möglich, da diese Wahrheitszugänge untereinenader inkommensurabel seien.

Falsch. "Inkommensurabilität" hat bei Feyerabend nichts mit "Wertigkeit verschiedener Zugänge zur Wahrheit" zu tun. Inkommensurabilität ergibt sich bei Feyerabend in dem Versuch, deduktiv-logisch eine älteren *wissenschaftlichen* (=formalisierten) Theorie T unter einer neueren T1 zu subsumieren. Dabei muss eine "intertheoretische Relation" zwischen den beiden bestehen (Bei Hempel/Oppenheim heisst dieser Vorgang "Erklärung", bei den Positivisten "Reduktion" usw.). Feyerabend ging es darum zu zeigen, dass es eine ganze Reihe an Bedingungen geben muss (meaning invariance usw.), damit so etwas gelingen kann. Dann zeigt er, dass bei entscheidenden Passagen von einer Theorie zu anderen (etwa Newton->Einstein), diese Bedingungen nicht gewähleistet werden. Dadurch ist es nicht möglich, einen Fortschritt deduktiv-logisch zu begründen. Aber für Feyerabend kann es z.b. Inkommensurabilität überhaupt nur für *realistisch interpretierte Theorien* geben, da seine Inkommensurabilität vor allem auf der Annahme *entgegengesetzter, sich ausschliessender* Ontologien basiert. Inkommensurabilität ergibt sich nicht einfach weil zwei verschiedene Theorien verschiedene Begriffe benutzen!

Dieses soll eine request for comments sein. ich werde in den nächsten eine Veränderung des Artikels mit begründungsliteraturverweisen posten.

gute nacht Benjamin (newbie)

Soweit ich das überblicken kann, hast Du sachlich recht. Aber wir sollten doch alle ein wenig freundlicher miteinander umgehen, oder? ICH bin nicht der Verfasser des Feyerabend-Eintrages, aber ich könnte mir vorstellen, dass Deine etwas "oberlehrerhaft-daherkommende" Attitüde ("unter allem Niveau") diesen nicht gerade dazu einlädt, weitere Artikel zu schreiben... Also bitte in Zukunft etwas mehr menschliches Niveau! P.S. Die Sichtweise auf Feyerabend, die der Eintrag zum besten gibt, ist nun durchaus gängig (auch wenn sie zugegebenerweise falsch ist). Vielleicht ist Hr. Feyerabend nicht ganz unschuldig an seiner Rezeptionsgeschichte?

Well, du hast recht. ich bitte um entschuldigung, die "zusammenfassung" war eher daneben. aber war die "oberlehrerhaft-daherkommende Attitüde" angeht, meinst du das auf meine einwände bezogen? wenn dem so ist, kann ich das nicht so ganz nachvollziehen. ich habe, so meine ich, sachlich argumentiert. dass man dabei begriffe wie "falsch", "nein!" benutzt, so ist es nicht um den anderen niederzumachen, sondern um die diskussion auf jene punkte zu lenken, die man für wichtig hält. manche würden das wahrscheinlich als "rhetorische werkzeuge" kategorisieren... darin sehe ich nichts "oberlehrerhaftes". wie dem auch sei - die verbesserungen habe ich immer noch nicht gemacht. naja, sobald ich ein moment freizeit finde...! --Benjamin

Am besten du schreibst den Artikel im obigen Sinne um - vielleicht indem du gleichzeitig auf die Diskrepanz zwischen dem gängigen und dem "wahren" Feyerabend hinweist. Das wäre klasse... gruß o. Vollbrecht

Anything goes

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Gipfelnd im Ausspruch "Anything goes" sah Feyerabend Wissenschaft, neben beispielsweise Religion oder Kunst, nur als eine von vielen Möglichkeiten, Erkenntnis zu gewinnen.
NEIN! "Anything goes" ist die verzweifelte Aussage eines kritischen Rationalisten nachdem er einen ernüchternden Blick auf die Wissenschafts*geschichte* geworfen hat. Der "Slogan" ist zutiefst ironisch gemeint: Du, Wissenschaftstheoretiker, hälst nach deinem zusammentreffen mit der Wissenschaftsgeschichte immer noch der Suche einer einheitlichen Methode der Wissenschaft (Demarkationskriterien)? Die einzige Methodologie die da noch bleibt ist: "Anything goes"! Eine absurde  Methodologie, weil total gehaltslos!

Benjamin, viele Deiner Einwürfe halte ich für gerechtfertigt oder weiß nichts genaueres zu sagen: Dass Anything goes aber ironisch gemeint sei und auf die Gehaltlosigkeit der damit gemeinten Methodologie abzielt, halte ich auch nach nochmaliger Lektüre des ersten Kapitels von Wider den Methodenzwang für falsch.

Feyerabend polemisiert, macht sich auch vielfach lustig, aber diese Sache ist ihm – wie ich es verstehe – sehr ernst. Er spricht sich gegen jede Begrenzungen in der Methode aus, insbesondere darin, dass man nur einer Methodologie der exakten Wissenschaften gehorche. Und er sagt explizit, dass man mit verschiedensten anderen Mitteln Fortschritte und Ergebnisse erzielen kann.

Aber wie gesagt: Ich habe das Buch jetzt natürlich nicht ganz durchgearbeitet. Im Zweifelsfall kannst Du mir einen Hinweis auf seine Ironie in dem von Dir genannten Sinne geben? Ciao, --Dunkeltron 18:34, 2. Mai 2005 (CEST)Beantworten

Ich muss mich da noch mal selber relativieren: "Anything goes" beinhaltet an sich schon eine gewisse Ironie - nämlich dies als Regel für die Regellosigkeit darzustellen. Aber es ist auch eine Schlussfolgerung aus dem Betrachteten und auch Aufforderung für die Gegenwart: Es gibt keine Regeln. Wenn man sich dann noch erlaubt, "Anything goes" in Zusammenhang mit seinen anderen Werken zu stellen (ich denke da jetzt an Conquest of Abundance), dann ist die Aussage "sah Feyerabend Wissenschaft, neben beispielsweise Religion oder Kunst, nur als eine von vielen Möglichkeiten, Erkenntnis zu gewinnen." doch durchaus treffend. Oder siehst Du nicht diesen Zusammenhang? --Dunkeltron 23:58, 5. Mai 2005 (CEST)Beantworten
Mmh, ich sehe hier zwei Probleme, oder vielleicht auch besser gesagt zwei Feyerabends. Den früheren Popper-geprägten, der noch nach Regeln sucht und der mehr oder weniger im sowohl ironischen als auch verzweifelten Aufschrei "Anything goes" mündet (von dem er sich dann später wieder teilweise distanzierte etc.). Aber ich denke seine Aussage, dass es sehr verschiedene Regelsysteme gibt von denen Wissenschaft nur eines ist + die alle zu validen und richtigen Ergebnissen führen können, war im schon ernst. Also in dem Zusammenhang "Jedes Regelmodell ist ernst zu nehmen." Die späteren Werke "Wissenschaft als Kunst" hatte ich glaube ich gerade im Kopf als ich am Artikel geschrieben hab, oder eben Conquest of Abundance gehen dann den Weg weiter. Gerade CoA finde ich spannend, da er sich mE am meisten von seiner früheren rationalistischen Einstellung löst und weniger als Anti-Popper fungiert, sondern beginnt eigenene positive Ideen und Ansätze zu entwickeln. Aber nun ja, das Werk ist halt unfertig... -- southpark 00:05, 6. Mai 2005 (CEST)Beantworten

Anything goes: Round Two

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Sorry für den "delay" Dunkeltron! ...

Es gibt es eine Tendenz, PKF durch freie Assoziationen zu interpretieren (und PKF ist da bestimmt nicht unschuldig...!): ... "Anything goes" klingt wie "Theorienpluralismus" und das wiederum ist doch gar nicht so weit vom "Erkenntnistheoretischen Anarchismus" entfernt; und wenn dann PKF doch selbst alles und das Gegenteil von allem behauptet hat, ist das doch nur eine Bestätigung dieser postmodern-dadaistischen-Suppe... M.E. kommen gerade durch solche groben Vermengungen all jene Missverständnisse zustande ("Anything goes" als "neue Methodologie für die Wissenschaft"; PKF als "Erzfeind der Wissenschaft"; usw.) die wir leider nur zu gut kennen. Der einzige Weg, den ich sehe, um dieser Versuchung der freien Assoziationen standzuhalten, ist, eine Arbeitshypothese zu konstruieren, in der diese Begriffe *radikal* getrennt sind, d.h. erstmal davon auszugehen, dass "Anyhting goes", "Theorienpluralismus", "Erkenntnistheoretischer Anarchismus" nichts miteinander zu tun haben. Dann, erst dann, kann man versuchen, langsam die verschiedenen Begriffe in ihrem jeweiligen Benutzungskontext zu analysieren. So wird es nämlich erst möglich, die *verschiedenen* Funktionen dieser Begriffe innerhalb der Gedanken von PKF zu rekonstruieren.

In diesem Sinne:

  • ich stimme durchaus darüber ein, dass PKF die "Wissenschaft, neben beispielsweise Religion oder Kunst, nur als eine von vielen Möglichkeiten, Erkenntnis zu gewinnen" gesehen hat; aber: "Anything goes" zielte, meiner Meinung nach, als es formuliert wurde, nicht auf die Pluralität der Erkenntniszugänge "überhaupt", sondern auf die nicht reduzierbare Pluralität der Wissenschaft, wobei mit "reduzierbar" gemeint ist: notwendige und hinreichende Demarkationskriterien aufzustellen. Denn: je strikter und präzise die Kriterien werden, desto mehr real-historische Wissenschaftsbereiche und Prozesse werden aus dem Verständnis von Wissenschaft ausgeschlossen; je looser sie werden, desto steriler und leer sind sie - "steril" von einem demarkationistichen Standpunkt aus (Anything goes!). Ohne eine strikt logische Interpretation des "Kriterium"-Begriffs "funktioniert" PKFs Provokation des "Anything goes“ nicht. Und diese Forderungen findet man wohl nur in der klassischen Wissenschaftstheorie (ich wüsste keinen kunsthistorischen/-theoretischen Ansatz der sich um logisch “notwendige und hinreichende Demarkationskriterien" kümmert): deswegen hat es meiner Meinung nach wenig Sinn, "Anything goes" als Provokation über die WT hinaus anzuwenden. Weiter: PKF interessiert sich wenig für den - wissenschaftstheoretisch - internen Schluss, es gäbe keine Wissenschaft oder man könne nun Wissenschaft nicht mehr von Kunst unterscheiden...! Seine Schlussfolgerung ist: Dieser Rahmen bietet - wegen seiner Suche nach logischen, d.h. universellen (=statischen) Abgrenzungskriterien - nicht die nötigen Instrumente, im hinblick auf sein eigenes Forschungsobjekt, die Wissenschaft! Es ist, so könnte man sagen, schlicht uninteressant für einen Wissenschaftsforscher, in diesem Rahmen weiterzuarbeiten. (In diesem Sinne sollte, meine ich, PKF's radikale Kritik der Wissenschaftstheorie verstanden werden, nämlich eine Kritik der Wissenschaftstheorie als Projekt der Suche nach einer logischen (Re-)Konstruktion erkenntnistheoretischer Abgrenzungskriterien eines bestimmten Wissens.) Das Vorhandensein dieses Dilemmas (zu strikt/zu leer) von PKF fast als ein Wittgensteinscher Pfeil gedeutet wird: die *Gegensetzung* von Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft ist kein besonders gutes Instrument im Hinblick auf ein Verständnis von Wissenschaft - was aber überhaupt nicht besagt, dass man nicht an einem Verständnis von Wissenschaft weiterhin interessiert ist, im Gegenteil! ("Abundance" ist Ausdifferenzierung der Vielfalt, nicht deren Verschmelzung in einer grössere Einheit!)


  • "Aber es ist auch eine Schlussfolgerung aus dem Betrachteten..."

Da geb ich dir völlig recht, PKF hat den slogan auch "positiv" genutzt, das will ich überhaupt nicht leugnen: 1993 (also ein Jahr vor seinem Tode) hat er sich wie folgt auf eine Frage über den slogan in Trento geäussert (hab die Transkription nicht hier, zitiere aus dem Gedächnis):

"'Anthing goes'... but that is true! the most surprising things lead to great discoveries!
Somebody who has an idea that something can be discovered only in a certain described way...
well, they are wrong... and one cannot forsee what kind of silly move can lead us to to the
next great discovery [...]. So "Anthing goes" just means 'don't restrict your imagination',
because a very silly idea can lead to a very important result. Even: 'don't restrict your
imagination by logic!' Many fruitful theories, if you really go through them with the
magnifying glass of logician are turned inconsistent, ..."
(PKF, Trentiner Vorlesungen, 1993)


  • "...und auch Aufforderung für die Gegenwart:..."

Das ist schon problematischer: es stimmte bestimmt 1976, aber 1993 (PKF O-Ton):

"Mein Vorschlag, viele unterschiedliche Gesichtspunkte, Theorien und Methodologien anzuwenden,
war nicht an die  Wissenschaftler gewendet. Die Wissenschaftler haben ihre eigenen Vorgehensweisen.
In manchen meiner früheren Schriften war ich noch bereit, mich in die Angelegenheiten der
Wissenschaftler einzumischen und sie zu mahnen: "Ihr werdert keine Entdeckungen machen,
wenn ihr nicht eure Theorien vermehrt!"..." (PKF, Trentiner Vorlesungen, 1993; sinngemäss zitiert).

einer der vielen Beispiele der Feyerabend"e", welches southpark angesprochen hat - dem ich auch in seinem Urteil über den "letzten" Feyerabend völlig zustimme.

  • "...Es gibt keine Regeln."

Nein, da ist der Knackpunkt. Die für PKF interessante Seite von "Anyhting goes", d.h. ein positivies Verständnis ist nicht, dass es keine Regeln gibt, sondern: "Es gibt viele Regeln"! Sorry, dass hört sich wie eine Spitzfindigkeit an, aber zwischen diesen zwei Aussagen liegen Welten. Wenn es etwas für PKF nicht gibt, so sind es "notwendige und hinreichende (Demarkations-)Kriterien" insofern "notwendige und hinreichende Demarkationskriterien" eine equivalenten Audruck zum damaligen Verständnis von "Methode" darstellen; Kriterien in einem einheitlichen logischen Raum also - in dem es nicht möglich/erlaubt/wünschenswert ist, eine logisch inkonsistente Kriteriensammlung zu haben (sprich: mindestens zwei Kriterien die sich logisch ausschliessen). Natürlich könnte man auch "viele Methoden bzw. Kriterien" sagen, man muss sich aber im klaren Sein (und PKF war sich darüber im klaren), dass man hier Methode in einem ganz anderen Sinn benutzt, denn: innerhalb eines logisches Kontextes ist der Begriff "viele Methoden die sich gegenseitig ausschliessen" absurd, da es (zumindest im damaligen Verständnis) einen und nur einen logischen Raum der Wissenschaft gibt. (Eine Untersuchung in diese Richtung könnte auch zu ein besserer Verständnis der Feyerabendschen "Abversion gegen Logik" verhelfen...). Durch den "Regel"-Begriff versucht PKF, sich von einem streng genommen logischen Instrumentarium zu distanzieren - PKF's "Faustregel" ist noch eine Unterstreichung des historischen, praktischen und lokalen gegenüber der abstrakten, theoretischen und universalen Geltung dieser Begrifflichkeit.

Die Ironie-Verweise kommen noch, hab im Moment keine Quellen zur Hand. Aber über den ironischen Charakter von WdM ein anderer Verweis:

"Es ist alles ein Scherz! Der Untertitel lautet "Für eine anarchistische Theorie der Erkenntnis".
Nun, was ist Anarchie? Unordnung. Und eine Theorie? Ordnung! Dies zusammenzustellen, ist ein
dadaistischer Scherz gegenüber jenen Anarchisten, die behaupten, Anarchisten zu sein und gleichzeitig
eine Theorie zu besitzen: eine unmögliche Sache." (PKF, Trentiner Vorlesungen, 1993, dort wo er
befragt wird, den Untertitel von Against Method zu erklären; wieder Sinngemäss zitiert)

--Benjamin 9. Jul 2005 14:40 (CEST)

Hallo erstmal! Zu dem Punkt "Anything goes" sind die Kap 6 und 7 im ersten Teil von "Erkenntnis für freie Menschen" sehr aufschlissreich, dort geht Feyerabend selbst auf verschiedene Missverständnisse ein. Dann sollte der Artikel geändert werden, da er so einfach falsch ist und genau jene Fehler aufzeigt, die Feyerabend immer herauszustellen versuchte. Achso: wenn ich so einige Artikel in Wikipedia lese(gerade die zu "Weltanschauungsfragen"), kann ich den meisten Autoren nur empfehlen Feyerabend einmal zu lesen! Insbesondere "Wieder den Methodenzwang" und "Erkenntnis für freie Menschen". Mit anarchistischem Gruss Ben

Besten Dank für Deine Ausführungen und die Zitate – sehr erhellend für mich das Ganze! Der Hinweis auf die Verneinung Feyerabends von "notwendigen und hinreichenden Demarkationskriterien" grenzt klar das gemeinte vom oftmals Unterstelltem ab. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, was ich vor zwei Monaten meinte, auch wenn ich jetzt glauben mag, dass es mir damals eher um "allgemeingültige Regeln" ging, also eher Meta-Regeln (vielleicht baue ich mir das aber auch erst jetzt so zurecht). Aber "Demarkationskriterien" bieten eine klare Begrifflichkeit.
Was die "Aufforderung für die Gegenwart" anbelangt, so verstehe ich das nicht so sehr als Aufforderung zum Handeln, als den Aufforderung zur Toleranz – und zwar nicht von Seiten der Wissenschaft-(ler), sondern von Seiten der allgemeinen Bürger. Insofern scheinen wir uns da nicht wirklich zu widersprechen. Aber Deine Ausführungen bringen mehr Deutlichkeit in die Sache.
Super ist übrigens der abschließend zitierte Ironie-Verweis bzgl. der "anarchistischen Theorie". --Dunkeltron 10:45, 11. Jul 2005 (CEST)

Hallo, ich klinke mich hier auch mal ein, weil ich gerade "Erkenntnis für freie Menschen" lese. Dort geht Feyerabend auf das oben beschriebene Missverständnis ein. Für Feyerabend ist "anything goes" Analyse, nicht Methode: "'Anything goes' ist nicht das eine und einzige Prinzip einer neuen von mir empfohlenen Methodologie. [...] 'Anything goes' ist die Weise, in der traditionelle Rationalisten, die an universelle Maßstäbe und Regeln der Vernunft glauben, meine Darstellung von Traditionen, ihrer Wechselwirkung und ihrer Änderungen werden beschreiben müssen" (PKF, Erkenntnis für freie Menschen, Erster Teil, Sechstes Kapitel) Weil Feyerabend diese Unterscheidung sehr wichtig war und er ausserdem an genau diesem zentralen Punkt häufig falsch verstanden wird, sollte die Seite diesbezüglich geändert werden.

Gruss, Jan.

Unklarer Satz

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Feyerabend, der seit einer Verletzung im zweiten Weltkrieg an einer Gehbehinderung litt, entwickelte sich, obwohl er nie regulär Philosophie studiert hatte, zum überzeugten Gefolgsmann Karl Poppers und dessen kritischen Rationalismus; er trat uneingeschränkt für den Neopositivismus und dessen Methodenlehre ein.

Wessen Anhänger war er denn nun? Das von Popper Zitierte "Der Positivimus ist so tot, wie eine philosophische Bewegung es überhaupt nur sein kann." widerspricht dem, um mal aus Neopositivismus zu zitieren. --Tinz 09:33, 30. Jun 2006 (CEST)


Theoriefindung?

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"So offenkundig dieser Einwand bei Feyerabends anti-autoritärem Argumentationsstil auch als begründet erscheinen mag, so ist jedoch zu bedenken, dass es philosophischem Wahrheitsstreben hierbei nicht darum gehen kann, was Feyerabend persönlich glaubt, sondern um die Kraft der Argumente, von denen Feyerabend sich tragen (wohl mehr als gelegentlich auch forttragen) lässt. Dies mag immerhin noch eher als "kritische Methode" durchgehen als eine solche, bei der ein Philosoph von Anfang an weiß, was als Ergebnis seines Philosophierens hinterher herauskommen wird (in der Theologie "Apologetik" bezeichnet)."

Das ist doch Theoriefindung und damit unzulässig, oder? Ich würde den ganzen Absatz wegwerfen. Jemand übt dämliche Kritik an Feyerabend, und ein Wikipedianer widerlegt die Kritik persönlich? Das gehört nicht hierher. --Hob 17:47, 21. Sep. 2007 (CEST)Beantworten

Paul Feyerabend zur Causa Galilei

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Die Kirche zur Zeit Galileis hielt sich viel enger an die Vernunft als Galilei selber, und sie zog auch die ethischen und sozialen Folgen der Galileischen Lehren in Betracht. Ihr Urteil gegen Galilei war rational und gerecht, und seine Revision lässt sich nur politisch-opportunistisch rechtfertigen.

Diese 45 Worte des österreichischen Philosophen Paul Feyerabend aus dem Jahr 1976 haben den Besuch des Papstes in der römischen Universität „La Sapienza“ platzen lassen....

...jenes „andere System“ ist inzwischen erdacht! Die Relativitätstheorie nämlich. Sind alle Erscheinungen relativ zum Ort des Betrachtenden und Messenden, dann ist das ganze Universum relativ zu unserem Ort. Zu unserer alten Erde. Vielleicht hat Gott ja schon vor Einstein etwas von Relativität verstanden.....--Bene16 13:05, 23. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Video

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Es gibt eine sehr sehenswerte Videoaufzeichnung von Feyerabend (Amazon-Link), in der er 45 Minuten lang von Rüdiger Safranski interviewt wird. Das Video ist 1993, also kurz vor seinem Tod, aufgezeichnet worden. Es möge bitte jemand einen Verweis auf dieses Video einbauen. --Kai 15:42, 2. Apr. 2008 (CEST)Beantworten

Wurde soeben eingebaut. --Bosta 09:50, 3. Apr. 2008 (CEST)Beantworten

Postmoderne

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Ist PF ein postmoderner Denker? In einem Seminar wurde er uns mal als ein oder sogar der exemplarische Vertreter der Postmoderne vorgestellt. Stimmt das nicht oder warum fällt im Artikel dieses Wort gar nicht? Hätte er sich gegen die Zuschreibung Postmodernist gewehrt und wenn ja warum? Wurde er von anderen als Postmodernist bezeichnet und wenn ja von wem? --Lorenzo 13:47, 31. Mai 2010 (CEST)Beantworten

Hm, historisch gesehen waren die Postmodernen eher Franzosen, die von Stalin und später vom Zusammenbruch der UdSSR enttäuscht waren. Oder von der Psychoanalyse. Feyerabend und die Postmodernisten teilen natürlich den Relativismus, aber für letztere ist anders als für Feyerabend alles Text/Narrativ/Sprachakt etc. Ist natürlich überspitzt dargestellt, aber Feyerabend kommt historisch eher aus einer anderen Ecke. Auch wenn beides natürlich gegenseitig anschlussfähig ist.-- Alt 19:08, 25. Nov. 2012 (CET)Beantworten

Als Konservativer war Feyerabend selbstredend hyperpostmodern. --Widerborst 09:23, 26. Nov. 2012 (CET)Beantworten

Biografische Fragwürdigkeiten zur Studienzeit, wollte er Physiker werden, oder nicht?

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Auf der einen Seite, dem Nachruf des ORF, der im Artikel verlinkt wird, wird gesagt, Feyerabend wollte eigentlich Physiker werden, war aber "nicht gescheit genug" und wurde dann Philosoph. Im Artikel dagegen heißt es, das Studium der Physik "schien ihm nach Kriegsende lebensfremd" und daher wendet er sich Geschichte und Soziologie zu. Auf wieder anderen Seite heißt es in einem Beitrag der "philosophischen Audiothek" (http://audiothek.philo.at/podcasts/abschlussarbeiten/der-fruehe-paul-feyerabend-protokollsaetze-mit-ges), dass Feyerabend zumindest zeitweise das Ziel verfolgt habe, Physiker zu werden (allerdings mit philosophisch-historischer Perspektive) und in seinem Buch "Wider den Methodenzwang" kommt in einer Fußnote auch eine Anmerkung darüber vor, er habe versucht Ehrenhafts Behauptung zu widerlegen die theoretische Physik sei barer Unsinn (Wider den Methodenzwang, S. 45 in Anmerkung 5 unten). Da dort von "Wir" die Rede ist und Ehrenhaft als Lehrer gelobt wird, bin ich davon ausgegangen, er habe Physik studiert.

Klar scheint zu sein, dass Feyerabend Physik studieren wollte, aber dieses Ziel irgendwann aufgegeben hat oder anderen Beschäftigungen (als Sänger, bzw. als Philosoph) nachging. Die Frage ist nur wann, bzw. wie weit er das Vorhaben, Physiker zu werden in die Tat umsetze. Dass er sich Anfangs laut Podcast für Protokollsätze interessiert hat, erscheint mir die Formulierung mit "Geschichte und Soziologie" auch ein wenig irreführend.

Das ist umso trauriger, da die Darstellungen sonst bis ins Detail relativ kohärent sind. (nicht signierter Beitrag von 188.101.81.101 (Diskussion) 18:11, 21. Apr. 2012 (CEST)) Beantworten

Feyerabend hat sehr wohl Physik studiert (obwohl es da ein hin und her gab); die Dissertation zur Elektrodynamik wurde dann aber nix, stattdessen lieferte er zum langweiligen Philosophen-Thema der Basissätze. Er hatte zeitlebens Kontakt mit wissenschaftlichen Größen der Physik und hielt selber in Bristol Seminar bzw. Vorlesung über Quantenmechanik. Besser hier nachlesen: http://plato.stanford.edu/entries/feyerabend/ --Widerborst 09:30, 26. Nov. 2012 (CET) PS: Bezüglich der diffizilen Frage, was er wollte, liest sich das zumindest in der Autobiographie so, als hätte er eigentlich Sänger werden wollen und alles andere waren dann eher so Gelegenheitsjobs bzw. der Nase nach.Beantworten
Überhaupt nicht langweiliges Philosophen-Thema, das der Basissätze! Hier, was bisher verkannt wurde, liegen die Ursprünge seines radikalen Denkens von WdM. Siehe z.B. die mittlerweile älteren Arbeiten von Oberheim, Eric (2006): Feyerabendʼs Philosophy, Berlin/New York; Fischer, Kurt R. u. Stadler, Friedrich (Hg.) (2006): Paul Feyerabend. Ein Philosoph aus Wien, Wien; und die Diplomarbeit von Daniel Kuby.
Feyerabends Relativismus hat seinen Ursprung in dessen Auseinandersetzung mit den wissenschaftsphilosophischen Fragen (z.B. nach den Basissätze bzw. Protkollsätzen) des Wiener Kreises. Darin liegt (siehe Frage oben zum Verhältnis Feyerabend und Postmoderne) ein Unterschied zu den (Post)Strukturalisten, die von der Linguistik her kommen. --132.230.194.52 11:59, 10. Jul. 2023 (CEST)Beantworten

Biographie stimmt nicht

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"Ab Dezember 1943 wurde er als Offizier am nördlichen Teil der Ostfront eingesetzt, kurz darauf mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und erreichte den Rang eines Leutnants."

Wenn man hier die Quelle [16] anschaut, sieht man, das Feyerabend erst im Dezember 1944 zum Leutnant, also Offizier, befördert wurde und seine schwere Verletzung im Januar 1945 stattfand. Im Jahr 1943 war er "nur" Gefreiter, allerdings als Reserveoffizieranwärter. --2A02:810D:4AC0:17C9:15E9:4DC5:9891:89A0 21:42, 17. Jun. 2024 (CEST)Beantworten