Positionierungen zur Richlind-These

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Die Richlind-These ist in der Forschung - wie im Text erwähnt - umstritten. Hier nun Informationen darüber, welcher Historiker sich wie zur These geäußert hat (bzw. sie in thematisch affinen Arbeiten nicht anspricht). Die Angaben können selbstredend nicht vollständig sein, Ergänzungen sind willkommen.

Pro:

  • Armin Wolf
    • Erstmals: Wer war Kuno "von Öhningen"? Überlegungen zum Herzogtum Konrad von Schwabens († 997) und zur Königswahl im Jahr 1002. In: Deutsches Archiv 36 (1980), S. 25-83
    • Zuletzt: Ahnen deutscher Könige und Königinnen. In: Herold-Jahrbuch. Neue Folge, 15. Band (2010), S. 77ff
  • Hans Constantin Faußner: Kuno von Öhningen und seine Sippe in ottonisch-salischer Zeit. In: Deutsches Archiv 37 (1981), S. 20-139
  • Manfred Hellmann: Ottonen und Rjurikiden. Bemerkungen zur Wiederaufnahme einer Diskussion. In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 10 (1981), S. 574ff
  • Donald C. Jackman: The Konradiner: A Study in Genealogical Methodology (Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte 47, 1990), S. 178-195, und später
  • Johannes Fried: (1) Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert. In: Papstgeschichte und Landesgeschichte. Festschrift H. Jakobs zum 65. Geburtstag, hg. von J. Dahlhaus und A. Kohnle (1995), S. 115-117 (Exkurs 3), (2) Konradiner und kein Ende oder Die Erfindung des Adelsgeschlechtes aus dem Geist der Kanonistik. Eine Auseinandersetzung mit Eduard Hlawitschka. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung 123 (2006), S. 1-66
  • Alois Schütz: Die Grafen von Dießen und Andechs, Herzöge von Meranien. In: Armin Wolf: Königliche Tochterstämme, Königswähler und Kurfürsten (2002), S. 236

Kontra:

  • Eduard Hlawitschka:
    • Erstmals: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen. Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 128 (1980) Seite 1-49
    • Vor allem: Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen (2006)
    • Zuletzt: Konradiner-Streitfragen. Ein Feld nur für unverbindliche Hypothesen, nicht auch für Plausibilitätsargumente und Logikbeweise? In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 71 (2008), S. 1-101
  • Gerd Althoff: Die Thronbewerber von 1002 und ihre Verwandtschaft mit den Ottonen. Bemerkungen zu einem neuen Buch. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 137 (1989), S. 453-459, und später


Neutral oder ohne Erwähnung:

  • Helmut Beumann: Die Ottonen (3. Auflage 1994), S. 158 (erwähnt einen neuen Ansatz, ohne konkret zu werden)
  • Christian Settipani, Jean-Pierry Joly: Les Conradiens: un débat toujours ouvert. In : Francia 23/1 (1996) 135-166 (unentschieden: Wolf werde nicht zurückgewiesen, die "traditionelle" These scheine aber besser zu den Gegebenheiten zu passen, sei allerdings auch nicht "perfekt" (S. 162)).
  • Stefan Weinfurter/Bernd Schneidmüller: Otto III. - Heinrich II. eine Wende? (1997) (erwähnen Richlind nicht)
  • Ludger Körntgen: Inprimis Herimanni ducis assensu. Zur Funktion von D. H.II. 34 im Konflikt zwischen Heinrich II. und Hermann von Schwaben, in: Frühmittelalterliche Studien, Bd. 34 (2000) S. 159–185: "insbesondere die Versuche von Eduard Hlawitschka und Armin Wolf, auf jeweils verschiedenem Weg ottonische Verwandtschaft bei allen Thronprätendenten von 1002 nachzuweisen, [haben] keine allgemeine Akzeptanz gefunden" (S. 159f, Fußnote 6)
  • Johannes Laudage: Otto der Große. Eine Biographie (2001) (erwähnt Richlind nicht)
  • Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln, Band 1.1, Tafel 10 (2005) (Richlind als mögliche Tochter Liudolfs mit gestrichelter Filiation angedruckt)

Br 13:00, 9. Mär. 2011 (CET)Beantworten

Armin Wolf hat im 15. Band des Sonderdrucks des Herold-Jahrbuches 2010 seine Richlind-These noch einmal überzeugend und fundiert dargelegt und auch die Gegenthesen Hlawitschkas sowie seine teilweise mehr als fragwürdige Arbeitsweise thematisiert. Auch für Otto den Großen wurden nicht alle Geburten seiner Kinder schriftlich aufgeführt, trotzdem gab es sie nachweislich. Nur die Geburt des späteren Otto II. und des unehelichen Sohnes Wilhelm wurden erwähnt, nicht die übrigen Söhne und Töchter.

Bei Liudolf ist es nicht anders. Es wird in der "Gesta Ottonis Hrotsviths von Gandersheim" von der Liebe Liudolfs zu seiner Frau und seiner "proles gemina" berichtet. Dies bedeutet aber nicht "nur zwei Kinder" sondern Kinder beiderlei Geschlechts, also Jungen und Mädchen! Damit wäre Hlawitschkas Hauptargument gegen die Richlind-These schon widerlegt.

Auch blieben verheiratete Frauen mit eigenen Kindern den Stiftungen ihrer kinderlosen Geschwister fern. Darum wird Richlind auch bezüglich der Stiftungen ihrer Geschwister Otto und Mathilde nicht erwähnt.

Seit der Klärung der Identität Herzog Konrads von Schwaben mit Kuno v. Öhningen ist logischerweise seine in den welfischen Quellen überlieferte Gemahlin Richlind ebenso klar nachgewiesen und in keinster Weise spekulativ. Die Glaubwürdigkeit der welfischen Quellen ist durch diese Erkenntnisse wieder bestätigt worden, nachdem sie zeitweise in Frage gestellt wurde. Sicher ist auch dass die Gemahlin Konrads das Bindeglied zu den Ottonen darstellt. Vom überlieferten Namen Richlind hängt hier nichts ab, da sie in der älteren Quelle als filia Ottonis Magni imperatoris überliefert ist und dies auch von der Diessener Überlieferung bestätigt wird. Diese muss von den welfischen Quellen unabhängig sein, da sie auch vollkommen abweichende Formulierungen enthält die klar gegen eine Abschrift sprechen. Ich empfehle zuerst Wolf zu dieser Thematik zu lesen, dann wird man durch viele Behauptungen Hlawitschkas erst gar nicht fehlgeleitet. Eine ganze Reihe namhafter Historiker vertritt ja auch die Richlind-These. Die Mehrheit verhält sich neutral oder unentschieden. Odo74 (Diskussion) 22:13, 11. Jun. 2022 (CEST)Beantworten

Anmerkungen dazu

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Der Aufsatz von Ludger Körntgen ist ganz interessant: Ludger Körntgen: Inprimis Herimanni ducis assensu. Zur Funktion von D. H.II. 34 im Konflikt zwischen Heinrich II. und Hermann von Schwaben, in: Frühmittelalterliche Studien, Bd. 34 (2000) S. 159–185.

Dort heißt es auf S. 159f. "inbesondere die Versuche von Eduard Hlawitschka und Armin Wolf, auf jeweils verschiedenem Weg ottonische Verwandtschaft bei allen Thronprätendenten von 1002 nachzuweisen, [haben] keine allgemeine Akzeptanz gefunden" Fußnote 6 Einwände vor allem: Gerd Althoff: Die Thronbewerber von 1002 und ihre Verwandtschaft mit den Ottonen. Bemerkungen zu einem neuen Buch, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 137 (1989), S. 453-459. und Ders. Amicitiae und Pacta. Bündnis, Einung, Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10. Jahrhundert (MGH Schriften, 37), Hannover 1992, S. 113f. zuletzt: Johannes Fried: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert. In: Papstgeschichte und Landesgeschichte. Festschrift H. Jakobs zum 65. Geburtstag, hg. von J. Dahlhaus und A. Kohnle (1995), S. 69-119, bes. S. 87ff zum Konradinerstammbaum. -- Armin 14:44, 17. Feb. 2011 (CET)Beantworten


Ich habe folgende Erhänzungen vorgenommen:

  • Hlawitschka 2008
  • Fried (2006)

als aktuelle Publikation

Zu Frieds Position kommt in Kürze eine Darstellung

Br 13:00, 9. Mär. 2011 (CET)Beantworten

Zu Fried, Prolepsis und Tod: Die Seiten 87ff haben mit der Richlind-These nichts zu tun, hier geht es um die Zuordnung der Konradiner zu den einzelnen Familienzweigen. Zur Richlind-These wurde der Exkurs 3 (S. 115-117) und eine Stammtafel aufgenommen (S. 118-119), in denen eindeutig Position für Richlind als Tochter Liudolfs bezogen wird.

Br 21:32, 24. Mär. 2011 (CET)Beantworten

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GiftBot (Diskussion) 20:49, 31. Jan. 2016 (CET)Beantworten