Diskussion:Speziierung
Speziierung – Speziation – Speciation – speciation
BearbeitenIch finde im Duden – Das Wörterbuch chemischer Fachausdrücke (2003) den Begriff Speziation sowie als Synonym Speciation.
In meiner etwas älteren Ausgabe vom Römpp Chemie Lexikon (1995) gibt es nur Speziation.
Das Duden – Chemiewörterbuch Englisch-Deutsch (2003) liefert für engl. speciation die Übersetzung Speciation, Speziation.
Die Benennung Speziierung habe ich dagegen bisher noch nicht gefunden.
Gibt es irgendeine Referenz dafür, dass „Speziierung“ im Deutschen bevorzugt sein soll, so wie die Einleitung des Artikels behauptet? – Emeldir (Diskussion) 20:56, 5. Jan. 2014 (CET)
Stellungnahme zum Begriff "Speziierung"
BearbeitenIch habe den Baustein aus dem Artikel entfernt, nachdem er eigentlich über die Zitate (die allerdings nicht deutsch sind) gut belegt ist. In der 'Zusammenfassung' habe ich mich alledings etwas kurz gehalten ("Begriff ist in der chem. Fachlit. eingeführt + hier ausreich. mit Zitaten u. Querverweisen versehen" und will dies gerne hier näher ausführen:
Zunächst: Das Nicht-Vorkommen dieses Fachterminus im Duden ist nicht verwunderlich: dort fehlen zahlreiche naturwissenschaftsfachliche (und natürlich auch andere wissenschaftliche) Fachausdrücke, darunter auch die Mehrzahl aller Tier- und Pflanzennamen, die es weltweit gibt. Der Duden würde bei Aufnahme aller biologischen, geologischen, chemischen, archäologischen und sonstigen Spezialbegriff auf viele Bände anwachsen und kommerziell weitgehend unverkäuflich werden.
Im Detail: Die Benennung der verschiedenen Molekül- und Atomformen, auch der Isotopen eines Elements, wurde zunächst im Englischen üblich und mit 'speciation' umschrieben. Dies war bereits in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbreitet. Wenn sich ein Gespräch oder ein Artikel nur gerade im chemischen oder chemisch-physikalischen Umfeld bewegte, war klar, dass damit die Ausprägung verschiedener Erscheinungsformen der physiko-chemischen Partikel gemeint waren und nicht die biologische Artbildung. Wenn dies nicht klar ist, hat man im Englischen den Begriff 'Chemical species' hierfür und verwendet das Wort "chemische Spezies" dann auch im Deutschen. Da die Wortbildungspotenz des Deutschen vielfältiger ist als die des Englischen, war es möglich und wurde weitgehend üblich, die biologische Artbildung weiterhin, wie seit Darwin, als 'Speziation' zu bezeichnen ('biologische Artbildung' und 'Speziation' oder 'biologische Speziation' sind also Synonyme), die chemische "Artbildung" aber im Deutschen als Speziierung. Das Wort ist vermutlich um 1980 bis 1990 unter anorganischen Analytikern aufgekommen, denn in meiner Studienzeit der 1960/70er Jahre gab es ihn noch nicht. Dass er im Römpp (z.B. 1995) nicht als Terminus "Speziierung" vorkam, heißt nicht, dass er nicht bei Spezialisten bereits in Gebrauch war; Lexika hängen oft lange Zeit der Trendentwicklung hinterdrein – einzige löbliche Ausnahme ist die Wikipedia :-)
Wer der genaue Urheber des Kunstbegriffs "Speziierung" ist, weiß ich nicht, doch ist der Begriff aus dem Umfeld von Werner Stumm (EAWAG, Schweiz), einem weltweit führenden Spezialisten anorganisch-chemischer Speziierung, und vor allem von ihm persönlich, so verwendet worden, um die Missverständnisse mit dem biologischen Artbegriff (eben der Speziation) zu vermeiden. Ich habe ihn dann auch stets so verwendet, denn er ist praktisch und vermeidet Missverständnisse, insbesondere wenn man abwechseln von chemischen und biologischen Prozessen spricht und forscht.
Eine dem deutschen Begriffspaar Speziation/Speziierung vergleichbare Unterscheidung gibt es im übrigen nicht nur im Englischen nicht, sondern auch die romanischen Sprachen (und vermutlich die allermeisten Sprachen) machen keine Unterschiede zwischen biologischer und chemischer Speziation/Speziierung, außer dass sie das Attribut "biologisch" bzw. "chemisch" dazusetzen. Teilweise könnte die scharfe Begriffsabgrenzung auch als kulturelle Eigenheit der Deutschsprachigen interpretiert werden, die vielfach Begriffe schärfer definieren und definiert haben (auch in der Vergangenheit), als etwa Sprecher des Angelsächsischen, das auch im Umgangssprachlichen oft (zumindest für uns) etwas weniger präzis scheint und nur über den Kontext zum jeweils richtigen Verständnis führt. Aber dies näher zu untersuchen und erläutern würde jetzt nach einem Sprachsoziologen rufen, was ich definitiv nicht bin.
Last-not-least: Dass das Wort im Deutschen unter Chemikern verbreitet ist, zeigt auch das Wikipedia-Lemma Hägg-Diagramm, das als Synonym (und dieses Mal nicht von mir dort eingestellt, sondern von jemand anders!) den Begriff "Speziierungsdiagramm" trägt. Ich meine, dies ist Beweis genug, wie verbreitet der Begriff "Speziierung" für die Ausbildung von chemischen Spezies doch ist (wie gesagt: unter jenen, die die Sprache der Chemiker [auch Physikochemiker, bedingt auch der Physiker, die mit Teilchen operieren] verstehen und sprechen). (nicht signierter Beitrag von Fritz Händel (Diskussion | Beiträge))