Diskussion:Stigma

Letzter Kommentar: vor 15 Jahren von T.M.L.-KuTV in Abschnitt Biologie: Stigma und Gattung
Diese Diskussionsseite dient dazu, Verbesserungen am Artikel „Stigma“ zu besprechen. Persönliche Betrachtungen zum Thema gehören nicht hierher. Für allgemeine Wissensfragen gibt es die Auskunft.

Füge neue Diskussionsthemen unten an:

Klicke auf Abschnitt hinzufügen, um ein neues Diskussionsthema zu beginnen.

Vorschlag

Bearbeiten

Ich wäre dafür, diesen Artikel mit Stigmatisierung zusammenzulegen, da weitgehend redundante Informationen vermittelt werden. Dann vielleicht in Stigmatisierung und Stigmata einen Redirect hierhin anbringen. Elcheo 12:40, 3. Dez 2003 (CET)

Sehe ich auch als sinnvoll an. In Stigmata habe ich den Redirect schon geändert. Stigma 12:54, 3. Dez 2003 (CET)


Biologie: Stigma und Gattung

Bearbeiten

Zum Revert von Griensteidl. Griensteidl hat folgenden von mir ergänzten Eintrag gelöscht (siehe: Revert):

[Der Begriff Stigma steht] in der Biologie für den Begriff Gattung, insofern der Gattungsbegriff ein wesentliches Merkmal von Arten beschreibt.

Angegeben habe ich folgende Quelle: Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. 14. Aufl., Frankfurt a.M. 1997, S. 188.

Bei Foucault steht:

In Beziehung zum System ist die Umkehrung sehr wichtig: die wesentlichsten Merkmale gestatten die Unterscheidung der größten und am sichtbarsten unterschiedenen Familien, während für Tournefort oder Linné das wesentliche Mertkmal die Gattung definierte. [...]

Foucault verwendete den Begriff Stigma im Zusammenhang mit seiner historischen Beschreibung der taxonomischen Klassifizierungen von Naturforschern des 17. Jahrhunderts. Diese hätten bei den Arten ein gemeinsames (wesentliches) Merkmal gesucht, um die Gattung zu bestimmen. Unabhängig davon, welche Aussagen Foucault noch mit dem folgenden Satz traf, so bezog er den Begriff Stigma eben auf dieses Merkmal, also die Gattung:

Ein Tier oder eine Pflanze ist nicht das, was das Stigma anzeigt (oder verrät), das man an ihnen entdeckt. Es ist das, was die anderen nicht sind.

Die Frage ist nun: Versuchte Foucault uns hier ein Wort unterzujubeln oder wurde (beziehungsweise wird) der Begriff Stigma tatsächlich für den Begriff "Gattung" von Biologen verwendet. Nach einer weiteren Recherche über Google stieß ich auf ein Buch, in dem über Zellen der "Gattung Trachelomonas" folgendes zu lesen ist:

"Eine Anschwellung am Grunde der langen Geißel und ein daneben im Cytoplasma liegender auffälliger roter Augenfleck, das Stigma, bilden zusammen das Lichtwahrnehmungssystem der Euglenophyten." Quelle

Unter der Bildunterschrift heißt es: "Trachelomonas, eine artenreiche Gattung von Euglenophyten." (Peter H. Raven u.a.: Biologie der Pflanzen. 2006, S. 351, ISBN 3110185318.) Offenkundig wurde hier der Begriff Stigma nicht auf den Begriff Gattung, sondern auf den biologischen Begriff "Familie" bezogen, da das kennzeichnende Merkmal ("roter Augenfleck") bei allen Euglenophyten ausgemacht werden kann, also nicht allein für die dort als "Gattung" angegebene Trachelomonas. Und "Familien" setzten sich qua Definition in der Biologie taxonomisch aus "Gattungen" zusammen.

Zwischenfazit (1): Immer noch ist nicht klar, ob Foucault den Begriff Stigma für den Begriff Gattung möglicherweise zu prägen versuchte oder ob er lediglich eine historische Bedeutung des Begriffs beschrieb. Aber, wie es scheint, wird der Begriff Stigma heute in der Biologie (hier speziell in der Zoologie) im Sinne der oben angegebenen Definition für den Begriff Familie verwendet.

Im Wikipedia-Artikel Trigonostigma ist angegeben, dass mit diesem Begriff seit 1999 eine spezifische Gattung von Fischen bezeichnet wird. Als gemeinsames Merkmal ist dort angegeben: "Der Körper ist schmal und hat eine orangerote bis rötliche Grundfärbung. Von der Körpermitte bis zur Schwanzflossenwurzel zieht sich ein schwarzer Streifen, der bei drei Arten vorn dreieckartig verbreitert ist." Der Name könnte zunächst ein Indiz dafür sein, dass "Trigonostigma" (trigonon = Dreieck; stigma = Fleck) deshalb als "Gattung" bezeichnet wurde, weil alle diese Fischarten einen "schwarzen Streifen" haben. Ähnliches gilt für die Pantherschildkröte, wobei laut diesem Artikel strittig ist, ob es sich um eine eigene Gattung handelt oder nicht. Auch ist in einem Artikel über Grünalgen (Chlorophyta) ist von "Stigma" die Rede, wobei hier der Begriff auf bestimmte Arten von Grünalgen bezogen wurde, die einen "Augenfleck" haben (Quelle). Allerdings ist hier weder von "Gattung" noch von "Familie" die Rede. Aus dem Text geht nicht hervor, ob einzelne Arten der Grünalge entsprechend des "Augenflecks" gruppiert worden sind und dementsprechend einen gemeinsamen Gattungsnamen erhielten.

Anders hingegen in einen Artikel über die so genannten Augentierchen (Euglena), laut Wikipedia-Artikel "eine Gattung von Einzellern aus der Klasse der Euglenoida". Im Wikipedia-Artikel ist hier von einem "Stigma" als gemeinsames Merkmal die Rede, nämlich der "Augenfleck". Bestätigt wird diese Aussage auch andernorts: "Zusätzlich liegt von der Plasmaseite aus ein roter Augenfleck, das so genannte Stigma, der Membran des Geißelsäckchens seitlich an" (Quelle).

Zwischenfazit (2): Möglicherweise hat Foucault also nicht den Begriff prägen wollen, sondern lediglich beschrieben, wie er auch in der Biologie verwendet wurde beziehungsweise wird. Im Zusammenhang mit den Augentierchen wird der Begriff Stigma auf die Gattung angewendet. Allerdings geht aus den Artikeln nicht hervor, ob es diesen Augenfleck nicht auch bei anderen Gattungen der Klasse der Euglenoida gibt; also ob es sich um ein wesentliches Merkmal handelt, dass Euglena von anderen Gattungen der Klasse Euglenoida unterscheidet. Was die von Foucault angegebene Definition, die er speziell auf den Bereich Botanik bezogen hatte, rechtfertigen könnte, wäre also ein Beispiel aus einer reputierlichen Quelle eben dieser Wissenschaftsdisziplin.

Da ich kein Biologe bin, fehlen mir die Kenntnisse und die Bücher, um hierüber eine Aussage zu treffen. Beim Einfügen der Definition habe ich mich lediglich an das Buch von Foucault orientiert. Klar ist bislang jedenfalls, dass der Begriff Stigma zumindest in der Zoologie noch in einer anderen Bedeutung Anwendung findet, als der BKL bislang zu entnehmen ist. Denn dort wird der Begriff lediglich auf "eine der vielen Öffnungen des Tracheensystems" bezogen wird, "durch die die Atemluft eintritt". Kennt sich hier jemand besser aus? Kann jemand die Definition von Foucault bestätigen oder widerlegen? Möglicherweise wurde der Begriff Stigma in der von Foucault angegebenen Bedeutung nur im 17./18. Jahrhundert benutzt. Und: Hat jemand einen Vorschlag, inwiefern die zuvor angegebenen Definition modifiziert werden kann, damit die alternative Bedeutung des Begriffs Stigma (wohl in der Zoologie) hier ebenfalls aufgenommen werden kann. --T.M.L.-KuTV 14:34, 17. Jan. 2009 (CET)Beantworten

Stigma ist kein in der Biologie verwendeter Begriff für die Rangstufe Gattung. Foucault mag ein anerkannter Philosoph sein, aber er war definitiv kein Biologe und noch weniger Taxonom. Auch kann ich aus den hier zitierten Stellen auch nicht erkennen, dass Foucault das Wort Stigma in Sinne von Gattung verwendet hätte. Griensteidl 18:39, 17. Jan. 2009 (CET)Beantworten
Auch ich kenne den Begriff Stigma ausschließlich als Begriff für Organe (Ende des Pistills und Augenfleck), nicht als taxonomischen Begriff. Ob Foucault, der Übersetzer oder -mit Verlaub- Du da etwas falsch verstehst, kann ich nicht sagen, aber bevor man eine langwierige Diskussion dazu in Gang bringt, ist überhaupt erstmal der Nachweis zu erbringen, dass der Begriff "Stigma" so verwandt wurde, wie Foucault angeblich behauptet. Bis dahin ist das hier imho nicht zielführend. Denis Barthel 19:06, 17. Jan. 2009 (CET)Beantworten

Zustimmung. Im Portal Biologie habe ich hier ein wenig mehr Senf dazu gegeben. Ich zitiere nachfolgend den kompletten Abschnitt. Foucault versuchte im Rahmen seiner historischen Studie nachzuweisen, dass das Tier und die Pflanze als "Einzelwesen" bzw. "Individuum" in den Taxonomien des 17. Jahrhunderts verschwunden ist:

"In Beziehung zum System ist die Umkehrung sehr wichtig: die wesentlichen Merkmale gestatten die Unterscheidung der größten und am sichtbarsten unterschiedenen Familien, während für Tournefort oder Linné das wesentliche Merkmal die Gattung definierte. Es genügte, daß die Naturforscher durch >Übereinkunft< willkürlich ein Merkmal zur Unterscheidung der Klassen oder Ordnungen wählten. Bei der Methode sind der allgemeine Bau (organisation) und seine inneren Abhängigkeiten der Verlagerung seitwärts einer konstanten Ausstattung mit Variablen überlegen. - Trotz dieser Unterschiede ruhen System und Methode auf dem gleichen erkenntnistheoretischen Fundament. Man kann es mit einem Wort definieren, indem man sagt, daß im klassischen Wissen [des 16. und 17. Jahrhunderts, T.M.L.-KuTV] die Kenntnis der empirischen Einzelwesen nicht anders als durch eine kontinuierliche, geordnete und allgemeine Übersicht (tableau) aller möglichen Unterschiede erworben werden kann. Im sechzehnten Jahrhundert wurde die Identität der Pflanzen und Tiere durch die, oft sichtbare und mitunter verborgene, positive Markierung gesichtet [als "positiv" bezeichnete Foucault das empirisch Sichtbare aus seiner erkenntnistheoretischen Perspektive, T.M.L.-KuTV], deren Träger sie waren: was zum Beispiel die verschiedenen Arten der Vögel trennte, waren nicht die Unterschiede, die zwischen ihnen bestanden, sondern die Tatsache, daß die eine Art nachts jagte, eine andere auf dem Wasser lebte und wieder eine andere sich von lebendigen Tieren ernährte. [Pierre Belon, Historie de la nature des oyseaux, Paris 1555.] Jedes Wesen trug eine Markierung, und die Art bemaß sich nach dem Umfang eines gemeinsamen Wappens [vermutlich im Sinne eines speziellen Symbols, wie zuvor mit Hinweis auf Belon beschrieben, T.M.L.-KuTV]. Infolgedessen signalisierte sich jede Art selbst und drückte sie ihre Individualität unabhängig von allen anderen aus. Die einen hätten sehr wohl nicht existieren können, denn die Kriterien der Definition wären für die einzigen, die sichtbar geblieben wären, nicht modifiziert worden. Aber seit dem siebzehnten Jahrhundert kann es außer in der Analyse der Repräsentationen gemäß den Identitäten und Unterschieden keine Zeichen mehr geben. Das heißt, daß jede Bezeichnung durch eine bestimmte Beziehung zu allen anderen möglichen Bezeichnungen geschehen muß. Das zu erkennen, was einem Einzelwesen eigen ist, heißt, vor sich die Einteilung oder die Möglichkeit zu haben, die Gesamtheit der anderen zu klassifizieren. Die Identität und das, was sie markiert, werden durch das Residuum der Unterschiede definiert. Ein Tier oder eine Pflanze ist nicht das, was das Stigma anzeigt (oder verrät), das man an ihnen entdeckt [also das wesentliche Merkmal, um im 17. Jahrhundert überhaupt klassifizieren zu können, T.M.L.-KuTV]. Es ist das, was die anderen nicht sind. Es existiert in sich selbst nur an der Grenze dessen, wovon es sich unterscheidet. Methode und System sind nur die beiden Verfahren, die Identitäten durch das allgemeine Netz der Unterschiede zu definieren. Später, seit Curvier, wird die Identität der Arten sich ebenfalls durch ein Spiel der Unterschiede definieren, diese werden daber auf dem Hintergrund der großen organischen Einheiten erscheinen, die ihre internen Abhängigkeitssysteme haben (Skelett, Atmung, Blutkreislauf): die Wirbellosen werden nicht allein durch das fehlen der Wirbel definiert, sondern durch eine bestimmte Atmungsweise, durch die Existenz eines Kreislauftyps und durch eine organische Kohäsion, die eine positive Einheit umreißt. Die internen Gesetze des Organismus werden an Stelle der unterscheidenden Merkmale zujm Gegenstand der Wissenschaften der Natur. Die Klassifikation als fundamentales und konstitutives Problem, der Naturgeschichte hat sich historisch udn auf notwendige Weise zwichen einer Theorie des Merkmals und einer Theorie des Organismus angesiedelt."

Grüße, --T.M.L.-KuTV 20:42, 17. Jan. 2009 (CET)Beantworten

Offensichtlich verwendet Foucault den Begriff in seiner wie stets sehr schönen Sprache wohl aus eigener Urheberschaft. Der Begriff existiert so in der Biologie mW nicht. Oben hast du bereits die Erklärung des Langenscheidt, Gerhard Wagenitz: Wörterbuch der Botanik, ISBN 3937872949, sagt nichts anderes, und auch Ilse Jahn, "Geschichte der Biologie", ISBN 3827410231 nicht. Für das, wovon Foucault spricht, kenne ich allein den Begriff des "diagnostischen Merkmals". Der Begriff Stigma wird in der Biologie mW nicht in dieser Form verwendet.
Solange über Foucault hinaus niemand diesen Begriff verwendet, ist das mE Begriffsfindung. Es gilt also über dieses Einzel-Zitat hinaus Zitate aus der Biologie oder Biologiegeschichte zu erbringen, die deutlich machen, dass dieser Begriff entweder klassisch üblich war (sprich von Linné oder Zeitgenossen) oder heute in der Forschung und Taxonomie üblich ist. Gruß, Denis Barthel 21:11, 17. Jan. 2009 (CET)Beantworten
Okay, danke für dein Interesse. Ich werde versuchen, mich diesbezüglich weiter zu informieren. Jedenfalls bin ich nun auch davon überzeugt, dass es noch weitaus zu früh ist, den Begriff auf diese BKL-Seite unterzubringen. Sinn macht eine solche Aktion erst, wenn sich (wie du zu Recht angedeutet hast) herausstellt, dass es noch weitere gute Quellen gibt, die zumindest die historische Verwendung des Begriffs Stigma in dieser speziellen semantischen Bedeutung verifizieren; das zumal Foucault gerne mit Worten und Begriffen gespielt hat und der Begriff Stigma bei ihm an dieser Stelle nicht in einem direkten Zitat von Linné etc. auftaucht. --T.M.L.-KuTV 21:30, 17. Jan. 2009 (CET)Beantworten