Diskussion:Synagoge „Friedenstempel“ Halensee

Letzter Kommentar: vor 16 Jahren von Lley in Abschnitt schwer oder leicht zerstört

schwer oder leicht zerstört

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In dem angegebenen Buch steht offenbar, dass diese Synagoge in der Pogromnacht nur leicht zerstört worden ist. Dem widerspricht aber nicht nur (wie im Artikel angegeben) die Gedenktafel, sondern auch der Artikel über die Synagoge auf luise-berlin.de. In beiden angegebenen Weblinks ist zudem von einem Abriss der "Ruine" zu lesen. Lässt sich die Festlegung auf die nur "leichte Zerstörung" im Artikel trotz zweier gegenteiliger Aussagen (von doch prinzipiell kompetenter Stelle) dennoch plausibel begründen? -- lley 21:18, 15. Jul. 2008 (CEST)Beantworten

Sowohl der Text der Gedenktafel als auch luise-berlin gehen auf die gleiche Quelle zurück: Karl-Heinz Metzger: Kirchen, Moschee und Synagogen in Wilmersdorf, Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin, 1986. Somit ist eine Inhaltsgleichheit nicht verwunderlich. Die zwei Bände über die Geschichte der Synagogen sind deutich besser recherchiert (z.B. Nutzung von Archivalien aus dem Landesarchiv) als das Buch von Metzger. Dieser zitiert sogar häufig aus diesen Büchern. Die Zerstörung der Synagoge wird aber sehr vereinfacht, in dem man sagt "Pogromnacht und fertig". Wenn man auf Bildern aus den 1950er Jahren den Zustand der Synagogen (auch z.B. Prinzregentenstraße) sieht, hätte man diese durchaus wieder aufbauen können. Die endgültige Zerstörung vieler Synagogen erfolgte erst Ende der 1950er Jahre - das ist halt nicht so ganz angenehm. Auch in der Gebäudeschädenkarte 1945 ist die Synagoge nur zur Hälfte überhaupt als beschädigt eingetragen. viele Grüße --axel 21:39, 15. Jul. 2008 (CEST)Beantworten
Deine Einschätzung der Quellen reicht mir ja erstmal schon aus. Die vereinfachte Sicht "Pogromnacht und fertig" zieh ich mir allerdings nicht an, mir ging es nur um den offensichtlichen Widerspruch.
Das, was du hinterher schreibst, find ich dann aber wieder etwas eigenartig: Zunächst mal ist das natürlich auch eine subjektive Einschätzung, was ist denn leicht und was schwer beschädigt - und da spielen dann möglicherweise bei der Einschätzung in den Quellen eben auch Einstellungen (unterbewusst) eine Rolle. In meinen Ohren klingt "leicht beschädigt" wie noch nutzbar, "schwer beschädigt" eher nicht, aber auch ein schwer beschädigtes Gebäude lässt sich natürlich durchaus wieder aufbauen. Und alte Bilder liefern auch nur sehr bedingt eine sinnvolle Aussage darüber, ob ein Gebäude leicht oder schwer beschädigt ist. -- lley 23:19, 15. Jul. 2008 (CEST)Beantworten
Nein nein, so war das nicht gemeint, entschuldige falls das so rübergekommen ist. Es ging mir bei der vereinfachten Sicht "Pogromnacht und fertig" um die Gedenktafel und das Buch. Das wollte ich - um Himmels Willen - nicht Dir unterstellen.
Meine Worte waren gestern vielleicht etwas zu schnell hingeklatscht. Ich will versuchen, das was ich meinte, etwas besser auszuformulieren. Grundsätzlich hat man bei den Berliner Synagogen meist drei Zerstörungsphasen. Die erste war die Pogromnacht, die zweite waren die Schäden durch die Weltkriegskämpfe und die dritte war der häufige Abriß in der Nachkriegszeit. Bisher ist leider sehr wenig erforscht (vielleicht sind auch wenige Dokumente erhalten), welche Synagoge in welchem Maß in welcher Phase zerstört wurde. Da wenige Informationen vorhanden sind, wird häufig in der öffentlichen Darstellung die Hauptzerstörung auf die Pogromnacht reduziert. Das mag sicher auch auf einige Synagogen zutreffen, pauschal ist es höchst wahrscheinlich falsch, zumindest aber bisher unbelegt. Gerade der Umgang mit den Synagogen (und hier hätte auch ich fast wieder "Ruinen" geschrieben, ohne zu wissen, ob es welche waren) in der Nachkriegszeit ist bisher erstaunlicherweise unerforscht. Es ist doch erstaunlich, daß die Gebäude systematisch beseitigt und durch schlichte Wohnbebauung ersetzt wurden (Synagoge Grunewald, Synagoge Prinzregentenstraße und Synagoge „Friedenstempel“ Halensee). Die Gedächtsniskirche wurde als Mahnmal stehen gelassen und die Synagogen wurden so beseitigt, dass man später kaum auf die Idee kommen könnte, dass dort einmal ein jüdisches Gotteshaus stand. Ich finde das merkwürdig und wüßte gerne mehr über die damaligen Hintergründe.
Aber zurück zum Thema; Ich will den Nazi-Frevel nicht beschönigen, aber in einigen Büchern (und auf der Gedenktafel) scheint man sich die Welt etwas zu einfach zu machen und die Schuld der Nazis gerne zu pauschalisieren.
Auch das unwissenschaftliche Abschreiben stellt ein Problem dar. Es werden Sekundärquellen genutzt, die natürlich nicht abgeschrieben, sondern umformuliert werden müssen. Dabei treten dann auch mal leichte Geschichtsänderungen ein (das Stille-Post-Prinzip). So ist der Absatz bei luise-berlin fast wörtlich aus dem Metzger abgeschrieben, mit dem kleinen Unterschied, daß bei Metzger "Brandschäden" und bei luise-berlin "schwere Brandschäden" steht...
Ich werde versuchen noch mehr dazu rauszubekommen - ein spannendes Thema. --axel 06:27+7:36, 16. Jul. 2008 (CEST)