Diskussion:Tanngnjostr und Tanngrisnir
Literatur
BearbeitenEin bisschen Literatur schadet ja wohl nicht: Die Namen Tanngnióstr kommen zusammen mit Tanngrisnir in den Namenslisten Snorris (Nafnaþulur Nr. 94) und in Gylfaginning vor:
„Þórr á hafra ii er svá heita: Tanngnióstr ok Tanngrisnir ...“
„Þórr besitzt zwei Böcke Tanngnióstr und Tanngrisnir ...“
In Kap. 41 Werden die Böcke ohne Namensnennung erwähnt.
„Þat er upphaf þessa máls, at Öku-Þórr fór með hafra sína ok reið ok með honum sá áss, er Loki er heitir.“
„Dies ist der Anfang der Erzählung, dass Öku-Þórr mit seinen Ziegenböcken aufbrach, und mit ihm und seinem Wagen der Ase Loki“
- Baetke erklärt Tanngnióstr so: “Tann” = Zahn und gnjóstr vom Verb “gnísta” = aneinanderreiben, was in Verbindung miteinander “Mit den Zähnen knirschend” bedeutet. (Walter Baetke: Wörterbuch zur altnordischen Prosaliteratur, Berlin 1987. Stichwort “gnísta”). Die gleiche Deutung bietet das Lexicon Poeticum (Sveinbjörn Egilsson: Lexicon Poeticum Antiquæ linguæ septentrionalis - Ordbog over det Norsk-islandske skjaldesprog. 2. Auflage von Finnur Jónsson. Kopenhagen 1931. S. 564). Ebenso Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte 2 Bände. Berlin 1956-1957. § 418. und ders. Altnordisches Etymologisches Wörterbuch. Leiden 1961. Stichwort “Gnjóstr” = Knirscher.
- Tanngrisnir wird von den obigen Verfassern ähnlich gedeutet. Das Lexicon Poeticum übersetzt das mit “Auseinanderstehende Zähne”. de Vries übersetzt den Namen in seiner Religionsgeschichte ebenfalls mit “Zähneknirscher”.
- de Vries und Eugen Mogk: Germanische Mythologie. In: Hermann Paul: Grundriß der Germanischen Philologie. Straßburg 1907. S. 357 deuten die Namen dahin, dass sie lautmalend das Geräusch des in Zacken niederfahrenden Blitzes nachahmen.
Die Geschichte von der Mahlzeit deutet de Vries (Religionsgeschichte § 289) als eine Anspielung auf das Ritual beim Tieropfer, welches unter anderem verbot, die Knochen zu beschädigen, und sieht einen Zusammenhang mit dem Vegetationskult. Carl Wilhelm v. Sydow: Jättarna i mytologi och folktro. In: Danske Studier. Kopenhagen 1910. Heft 2 S. 65-105. S. 104 f. wies nach, dass der Mythos von Þórs Böcken keltischen Ursprungs sei. Dem schloss sich de Vries in der Religionsgeschichte § 289 an, des gleichen Kaarle Krohn: Skandinavisk Mytologi. Helsingfors 1922. S. 207-216. Friedrich von der Leyen: Das Märchen in den Göttersagen der Edda. Berlin 1899. S. 40, 61 hält die Geschichte für eine uralte mythologische Vorstellung. Folke Ström: Loki – ein mythologisches Problem. Göteborg 1956. S. 30-32 und Eugen Mogk: Novellistische Darstellung mythologischer Stoffe Snorris und seiner Schule. In: Folklore Fellows Communications Nr. 51 Bd. 15. Helsinki 1923 S. 3-33, 15 sehen ein internationales Volksmärchenmotiv. Kaare Krohn (a.a.O.) führt die Erzählung auf Legenden und Sagen im Volksglauben zurück, die im Mittelalter in ganz Europa verbreitet waren. Die Erzählung habe nur geringe mythische Bedeutung und erschöpfe sich in der Verbindung von Þór mit Ziegenböcken. Vilhelm Grønbech: Kultur und Religion der Germanen, 2 Bände. 8. Auflage. Darmstadt 1978, II S. 235 geht auf das Schlachten und Wiederauferstehen der Ziegenböcke im Zusammnhang mit seiner These vom Kultdrama ein: Die Ziegenböcke repräsentierten die Heilige Herde, die dem Opfernden durch den Verzehr ihr Wesen schenke, ohne dabei selbst an Lebenskraft zu verlieren. Die Knochen seien heilig und dürften nicht verletzt werden.
Ich denke, jetzt sind genug Belege vorgelegt. Wenn die Sperre ausgelaufen ist, könnt ihr das verwursten. :-) Fingalo 10:25, 28. Okt. 2008 (CET)