Diskussion:Thingspiel
War das wirklich populär? Oder nur "pseudopopulär", also: mit vielen vielen Mitwirkenden und zwangsverpflichtetem Publikum? Die Thingspiele sind ja so schnell eingegangen wie sie propagiert wurden, und das hatte sicher seinen Grund. --AndreasPraefcke ¿! 12:17, 27. Jun 2006 (CEST)
- Weiß ich nicht genau, aber das Nazi-Regime war zu dieser Zeit natürlich sehr populär und wenn es etwas zu sehen gäbe wobei 17.000 Leute auf einer Bühne stehn dann würde ich es auch sehen :-) Steinbach 22:03, 27. Jun 2006 (CEST)
- Werde den Artikel in Kürze ausweiten, da ich mich mit NS-Literatur i.allg., Thinspiel im speziellen beschäftige...War eigentlich nicht soo populär, weil großes Augenmerk wurde nur von '33 bis '35 drauf gerichtet, dann erklärte Goebbels die Angelegenheit schon als "nicht mehr reichswichtig". Die Anlagen lagen dann brach und kaum noch Aufführungen dieser Art fanden statt. Dabei ist vor allem die Frage interessant, ob das Ableben der Thingspiele bei gleichzeitiger Dramatisierung sonstiger Feste, Aufmärsche tc. in irgendeinem Zusammenhang steht. Insgesamt gab's auch mehr Bühnen als Stücke und Darsteller als Zuschauer (ungefähr); da wurden ja auch nur SA/HJ u.a. hingekarrt, um das zu sehen, was sie eh alle schon "wußten", aber das große kollektive Erlebnis haben sollten...Zerwas 15:01, 29. Jun 2006 (CEST)
Was nicht in den Akten steht
BearbeitenUnzulänglicher Hinweis eines Fast-noch-Zeitzeugen, Jahrgang 1927. Ich empfehle, das Augenmerk auf die Gründungsgeschichte der Thing-"Bewegung" zu richten, besonders auf die Person Wilhelm Carl Gerst. Sein Lebenslauf - auch vorher und nachher - wäre wert, eine ausführliche Monographie zu erstellen. Die Auskunft bei Munzinger Online bringt fünf Zeilen über Gersts 58 erste Lebensjahre und 30 Zeilen über die letzten 23 Jahre (Verhältnis 5 zu 2 im Geschehen gegen 5 zu 30 in der Darstellung).
Über meine Kenntnis von Entstehung und Absicht der Thingbewegung berichte ich hier in der Diskussion grob aus der Erinnerung, weil ich voraussichtlich nicht die Zeit haben werde, Genaues mit Belegen mitzuteilen:
Die Wirtschaftkrise nach dem Börsenkrach (1929) hatte selbstverständlich auch die Berufsgruppe der Schauspieler und anderen Bühnenkünstler in Bedrängnis gebracht, sie besonders, weil an kulturellen Diensten zuerst gespart wird. Ihnen sollte die Verbindung von fachlicher und Volkskunst (Professionelle und Amateure) ein Marktfeld eröffnen. Ursprünglich in dieser Absicht organisierte Gerst bereits 1931 zunächst den "Reichsausschuß für deutsche Volksschauspiele". Der nächste Schritt war am 22. Dezember 1932 die Gründung des "Reichsbundes zur Förderung der Freilichtspiele e. V.". Der Verein wurde sieben Tage vor der Machtergreifung ins Vereinsregister eingetragen.
Nach der Machtergreifung vermittelte der Schauspieler Otto Laubinger, überzeugter Nationalsozialist, dass der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda die junge Vereinigung anerkannte. Die großzügige Planung vieler Thingstätten wurde Teil der national-sozialistischen Neugestaltung des deutschen Kulturlebens. Gerst versuchte noch, Köpfe, die er als vertrauenswürdig kannte, in der nunmehr reichseigenen Organisation zu positionieren. Sein Versuch der personellen Unterwanderung wurde aber durchschaut. Nach dem Tod von Otto Laubinger wurde Gerst geschasst und durch einen echten National-Sozialisten ersetzt.
Das Wort "Thing" wurde übrigens von den Versammlungen der Jugendbünde (u. a. Quickborn) abgekupfert, die ihrerseits nicht das Germanentum, sondern einfach die edle Zeit der tugendhaften Ahnen wiederzubeleben hofften.
Wie gesagt: hier steht eine ganz grobe Skizze, und wer Genaueres rescherschieren will, müsste Amtsblätter, Verbandszeitschriften und Ähnliches Blatt für Blatt durchflöhen. Freilich erst mit kritischer Analyse der offiziellen Dokumente könnte er sich einigermaßen dem annähern, wie es eigentlich gewesen.--Fiege 12:55, 13. Jan. 2007 (CET) und --Fiege 23:21, 14. Jan. 2007 (CET)
- Hinweis eines "Nachgeborenen": Diese "grobe Skizze" deckt sich hundertprozentig mit den sehr detaillierten Ausführungen über Wilhelm Karl Gerst in dem sehr aufschlussreichen Buch von Emanuel Gebauer über Fritz Schaller (vgl. ebda. und Literaturhinweise). Demnach war Gerst nicht nur die Triebfeder bei der Gleichschaltung linker nationalsozialistischer Kreise 1933, sondern später auch Mitbegründer der Frankfurter Rundschau und noch später DKP-Funktionär. In der genannten Dissertation über Fritz Schaller wid jeder biografische Hinweis pedantisch mit Quellenhinweisen belegt, so das "Genaueres Nachrecherchieren" sehr erleichtert wird, wenn man zuvor bei Gebauer nachliest, und zwar sowohl in seinem Exkurs über die Entstehung des "Things", also auch in den Kapiteln über die direkte Nachkriegszeit Fritz Schallers. (Jeff)
Danke für den bestätigenden Hinweis! Anscheinend hat Gebauer mit seinem Exkurs viel von dem geleistet, was ich dem Andenken an Wilhelm Karl Gerst wünsche. Ich habe das Buch sofort bei der hiesigen UB für mich bestellt. --Fiege 17:54, 3. Mär. 2007 (CET)
- Vielen Dank für die Neugestaltung des Artikels, Herr Fiege! Er enthält auch für mich neue Gedanken, wie z. B. den, der mir als der von den neuen am wichtigsten erscheint:
- "Das Volk sollte diese Ereignisse nicht als kultische Handlungen erkennen, eben weil sie genau das waren." (Jeff)
Umgestaltung
BearbeitenMeine Umgestaltung stütze ich
- auf den vorgefundenen Wikipedia-Text
- auf eigene Erinnerung (siehe Dietzenschmidt und Kurt Heynicke)
- auf Stommer "Die inszenierte Volksgemeinschaft" (siehe Literatur)
- auf Gebauer "Fritz Schaller" (siehe Literatur)
Dichterkreis
BearbeitenWelche(r) fleißige Wiki-Mitarbeiter(in) bereichert die Enzyklopädie, indem er/sie anhand der internen Links (oder anderer Quellen) neben den für den "Dichterkreis" erfassten Namen knapp vermerkt, welcher gesellschaftlichen Gruppe, politischen Richtung jeder dieser Autoren damals angehörte oder schlicht welcher Gesinnung er anhing? Beispiele:
- Ernst Toller (Pazifist)
- Leo Weismantel (Katholik)
- Carl Zuckmayer (Jude)
--Fiege 13:20, 26. Jun. 2007 (CEST)
Dichterkreis Der Dichterkreis wurde mit der Gründung des Reichbundes im Juli 1933 bekannt gegeben. Im Februar gab es einen solchen noch nicht! Nur wenige Tage bestand eine Gruppierung mit identischen Inhalten und Mitgliedern wie der Reichsbund. Gegründet wurde der Reichsarbeitskreis nach der "Zweiten Tagung Deutscher Dramatiker und Naturbühnenleiter" in Weißenburg durch den Intendanten Egon Schmid. Nur wenige Tage säter- am 7. Juli- wurde die Gruppierung zur Eröffnung der Freilichttheaterausstellung in Köln gleichgeschaltet. (nicht signierter Beitrag von 87.182.220.181 (Diskussion) 15:55, 15. Mär. 2016 (CET))