Die >Wälsungen< verkörpern ein Königsgeschlecht der nordgermanischen Sagenwelt des 13. Jahrhunderts. Doch wie immer, so wird auch in dieser sagenhaften Wiedergabe historisch Reales auf- und bearbeitet. Ich behaupte nun frech: Die Wälsungen/Welsungen/Wölsungen repräsentieren das in die Saga transformierte kollektive Erinnerungswissen an jene, Europas Geschichte prägenden, >Walah de Stabulov< aus >Walho-lant<, sive die Karolinger. Nur die Saga besaß die erzählerische Potenz, um die historische Wirklichkeit der durch die so genannten Karolinger - die den Zeitgenossen als "Walah" bekannt und vertraut waren - in oraler Tradition und Weitergabe durch Heldengesänge und Mythen zu transportieren und zu bewahren. Dass dabei die Wel-/Wöl-/Wälsungen - analog zur Nibelungensage - die Europa umwälzende Epoche der Völkerwanderungszeit und deren Mythen mit vereinnahmte, ist dem gewaltigen und kaum einfaßbaren Stoff geschuldet. Wie sonst denn wären die ungeheuren und dramatisch-tragischen Verwerfungen jener Epoche in literarische Form zu bringen und zu vermitteln gewesen? Ein Shakespeare stand erst Jahrhunderte später bereit! Und am Ende dieser intellektuell wie auch mental nicht mehr faßbaren Völkerwanderungszeit, stand für die Produzenten von Sage und Mythos - anders als für uns - das Epoche machende Geschlecht der >Walchen<, jener "Walah de Stabulov", der Karolinger. Sie krempelten als letze Westeuropa noch einmal gründlich um. Ihnen, als den mystifizierten >Wälsungen<, wollte die kollektive Erinnerung zumindest die literarische Unsterblichkeit sichern. Mit Erfolg. Bis heute. --karl heinz stoll 20:52, 23. Jan. 2007 (CET)