Diskussion:Zyklon B/Archiv/2011

Letzter Kommentar: vor 13 Jahren von Holgerjan in Abschnitt Zyklon B an der US-amerikanischen Grenze

Zyklon B Warnstoff

Bezug: "Durch kriegsbedingten Mangel wurde der Anteil des Warn- und Reizstoffes im Zyklon B herabgesetzt; ab Juni 1944 entfiel der Zusatz gänzlich.[11] Bereits ab Juni 1943 gab es Lieferungen von Zyklon B ohne Warnstoff nach Auschwitz"

Dazu findet sich folgendes auf einer anderen Internetseite: "Als Warnstoff wurde Bromessigsäuremethylester benutzt. Problematisch könnte allein das relativ seltene Element Brom sein, die anderen Komponenten der Verbindung sind leicht zu beschaffen. Auch Brom stand jedoch während des Krieges zur Verfügung" (http://www.h-ref.de/vernichtung/zyklon-b/zyklon-b-warnstoff.php) (nicht signierter Beitrag von 84.186.233.32 (Diskussion) 16:35, 14. Jan. 2011 (CET))

Danke für diesen Hinweis.
Allerdings macht das in jeder Hinsicht "unverdächtige" umfangreiche Buch von Kalthoff/Werner hierzu ausführlichere Angaben. Die Mangellage bei Rohstoffen führte zu einer veränderten Zusammensetzung der Reizstoffe und der Stabilisatoren. Nach Angaben eines Degesch-Mitarbeiters entstanden "Schwierigkeiten bei der Beschaffung des Reizstoffes Bromessigsäureester", der von Fa. Schering AG geliefert wurde (S.134). "Ein Ausgleich wurde dadurch geschaffen, daß der Bromessigesterzusatz reduziert und dafür der Chlorkohlensäureaethylester, der an sich als Stabilisator diente und auch als Warnstoff galt, in erhöhtem Maße beigesetzt wurde. Es war üblich, Zyklon ohne Bromester als 'ohne Warnstoff' zu bezeichnen." (S. 134). "Lieferungen ohne Warnstoff [...] sind schon lange vor dem Kriege zur Begasung von geruchsempfindlichen Produkten wie z. B. Lebensmittel, Tabak; aber auch für Baumbegasungen [unter einem Zelt / H.] erfolgt." (S. 134)
Darum ist folgender Satz im o. a. Weblink so nicht haltbar - auch nicht unter Berücksichtigung der zum Schluss von mir angeführten Hinweise auf Gerstein und den Degesch-Prozess: Sinnvoll wird diese eigenartige Bestellung nur, wenn man weiß, dass das ohne Warnstoff gelieferte Zyklon B der Vernichtung von Menschen dienen sollte, die so lange wie möglich über ihr Schicksal im Unklaren gelassen werden sollten.
In einem Schreiben vom 31. Mai 1944 wird zur Behebung von Lieferschwierigkeiten das Dessauer Werk von der Degesch angewiesen, den Zusatz des Chlorkohlensäureaethylesters von 0,1 auf 1,0 Prozent anzuheben, "um so die Warnwirkung zu erhöhen". Dieser Prozentsatz habe schon früher bei einem Reizstoffgehalt des Bromessigesters von 2% gegolten - Vorschriften für die Reizstoff- und Stabilisatorenzusätze seien von der Chem-Techn-Reichsanstalt Berlin nicht festgelegt worden. (S. 134) Kalthoff/Werner stellen heraus, dass die Übersicht über die genaue Zusammensetzung im Kriege offensichtlich bei den Dessauer Werken verlorenging (Dokument vom 13.11.1944 mit Verwechslung von Stoffen), und schreiben: "Um die Sicherheit der Anwender zu gewährleisten, mußte spätestens bei der Etikettierung (mit oder ohne Reizstoff) geklärt sein, um welche Zyklon B-Mischung es sich handelte." (S. 134) Man experimentierte auch in Friedenszeiten, aber es gelang niemals, einen "idealen Warnstoff zu entwickeln, der gleichzeitig Vor- und Nachwarnwirkung" hatte. (S. 135)
Mein Fazit hieraus: 1) Lieferengpässe sind durch Schriftwechsel belegbar. 2) Chemikalien, die als Stabilisatoren dienten und ebenfalls nicht geruchlos waren, wurden zeitweilig verstärkt zugesetzt. 3) Zyklon B ohne Warnstoff-Zusatz gab es schon vor dem Kriege (für bestimmte Zwecke) und 4) weise ich auf die Angaben zu Kurt Gerstein und den Prozess gegen Degesch hin (hier besonders Kapitel über Verwendung). Danach hatte Gerstein unter Umgehung von Tesch&Stabenow Zyklon B ohne Warnstoff angefordert, habe dieses jedoch dann als verdorben bezeichnet und beseitigt. --HolgerjanAusnahmelage 18:05, 14. Jan. 2011 (CET)
Nachbemerkung: Ich habe übrigens mit dem Webmaster von www.h-ref.de Kontakt aufgenommen. --217.247.114.67 22:13, 15. Jan. 2011 (CET)

Namensherkunft - Zyklon A?

Woher kommt der Name? Gibt/gab es noch andere Zyklone? --RokerHRO 14:20, 17. Jan. 2011 (CET)

siehe zwei Beiträge im Archiv = Name --Maßhaltender 18:01, 17. Jan. 2011 (CET)
Aber warum steht davon immernoch nix im Artikel? Die Frage wird sicher sonst immer wieder gestellt werden, nicht nur hier. :-) --RokerHRO 01:36, 18. Jan. 2011 (CET)
Steht auch in der obigen Disk. Benutzer:Holgerjan (der wohl gerade eine Wikipause macht) hält diese Info für marginal. Gruß --Cvf-psDisk+/− 10:21, 18. Jan. 2011 (CET)

Hinweis

Gaswagen mit Zyklon B? in Diskussion:Gaskammer (Massenmord) --HolgerjanAusnahmelage 18:01, 26. Feb. 2011 (CET)

Zyklon B an der US-amerikanischen Grenze

Zyklon B kam auch vor dem Holocaust an Menschen zum Einsatz. Siehe: http://www.creators.com/opinion/alexander-cockburn/zyklon-b-on-the-u-s-border.html Ist meiner Meinung nach eine Erwähnung wert. (nicht signierter Beitrag von 178.200.63.221 (Diskussion) 23:41, 16. Jun. 2011 (CEST))

Du beziehst dich vermutlich auf die Darstellung, wonach zur Entlausung von Kleidung an der Grenze von Mexiko angeblich Zyklon B eingesetzt wurde, und insbesondere auf diesen Frage-Satz: "Now, Zyklon B is fatal when absorbed through the skin in concentrations of more than 50 parts per million. How many Mexicans, many crossing daily, suffered agonies or died after putting on those poisoned garments?"
Zunächst bleibt unklar, ob über die erwähnte Probelieferung von 25kg hinaus nennenswerte Mengen importiert wurden und wann, wie und wo genau sie eingesetzt wurden. Die im Satz vermutungsweise geäußerte Befürchtung, dass die mit Zyklon B behandelte Kleidung per Hautkontakt ungewollt tödliche Folgen nach sich zog, ist gegenstandslos. Die Kleidung kam nicht direkt mit (flüssiger) Blausäure in Kontakt - und daher konnten keine Spuren auf die Haut gelangen. Vielmehr war die Kleidung lerdiglich dem leicht flüchtigen Gas ausgesetzt. (Sicher wäre eher das beteiligte Personal vergiftet worden, als diejenigen, die ihre Kleider wieder anzogen.) Fazit: reine Vermutung, die nicht mit den bekannten Fakten übereingeht. --Holgerjan 15:54, 18. Jun. 2011 (CEST)