Disputationes (römische Jurisprudenz)

Literaturgattung im römischen Recht

Disputationes (von lateinisch disputatio ‚Erörterung, Unterredung, Abhandlung‘) bezeichneten im römischen Recht eine Literaturgattung, die in der klassischen Jurisprudenz unter diesem Titel entstanden sind.

Sie behandeln ausführlich Besprechungen verallgemeinerter Rechtsfälle aus Theorie und Praxis.[1] Neben den sogenannten Quaestiones zählen die Disputationes zur Problemliteratur. Eine solche stellt sich die Aufgabe, Rechtsprobleme zu erkennen, zu erörtern und Lösungen zuzuführen. Abgegrenzt wird diese Art der antiken juristischen Literatur gegenüber Gutachten (responsa), Kommentaren (etwa Ad edicta) oder sonstigen erläuternden Schriften (regulae, definitiones, sententiae).

Als Autor von disputationes hervorgetan hat sich der Spätklassiker Ulpian, der unter Kaiser Caracalla zehn Bücher Publicae disputationes verfasste, die auch ordentlich überliefert sind.[2] Ulpian trug in seiner Epoche dazu bei, vor allem aus der Fallpraxis gewonnene Ergebnisse systematisch zu differenzieren und zu verfeinern, aber auch Fälle zu erfinden, um Problembewusstsein allgemein zu schärfen. Auf sogar sechzig Bücher war das Werk Tryphonins angelegt, einundzwanzig davon wurden tatsächlich veröffentlicht.[3]

Anmerkungen

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  1. Detlef Liebs: Rechtsliteratur. In: Ulrike Babusiaux, Christian Baldus, Wolfgang Ernst, Franz-Stefan Meissel, Johannes Platschek, Thomas Rüfner (Hrsg.): Handbuch des Römischen Privatrechts. Mohr Siebeck, Tübingen 2023, ISBN 978-3-16-152359-5. Band I, S. 193–221, hier S. 213 (Rn. 44).
  2. Detlef Liebs, in Reinhart Herzog, Peter Lebrecht Schmidt (Hrsg.): Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, hier Band 4: Klaus Sallmann (Hrsg.): Die Literatur des Umbruchs. Von der römischen zur christlichen Literatur 117 bis 284 n. Chr, 1997. S. 185 (= § 424 W.24).
  3. Detlef Liebs, in Reinhart Herzog, Peter Lebrecht Schmidt (Hrsg.): Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, hier Band 4: Klaus Sallmann (Hrsg.): Die Literatur des Umbruchs. Von der römischen zur christlichen Literatur 117 bis 284 n. Chr, 1997. S. 125 f. (= § 417.3).