Dobiesław (Darłowo)

Ort in Polen

Dobiesław (deutsch Abtshagen) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es liegt im Powiat Sławieński (Schlawer Kreis) und gehört zur Gmina Darłowo (Gemeinde Rügenwalde).

Dobiesław
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Dobiesław (Polen)
Dobiesław (Polen)
Dobiesław
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Sławno
Gmina: Darłowo
Geographische Lage: 54° 19′ N, 16° 21′ OKoordinaten: 54° 19′ 3″ N, 16° 21′ 9″ O

Höhe: 25 m n.p.m.
Einwohner: 370
Telefonvorwahl: (+48) 94
Kfz-Kennzeichen: ZSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: PękaninoBielkowo
Eisenbahn: Stargard Szczeciński–Gdańsk,
Bahnhof: Wiekowo
Nächster int. Flughafen: Danzig
 
Stettin-Goleniów

Geographische Lage

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Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, etwa 16 Kilometer südlich der Ostseestadt Darłowo (Rügenwalde) und 25 Kilometer südwestlich der Stadt Sławno (Schlawe).

Das langgestreckte Hufenhaufendorf befindet sich auf einem flachen Nordsüd-Höhenrücken in etwa 25 Metern über dem Meeresspiegel, der nach Osten zum Tal der Grabow (Grabowa) auf sieben Meter, im Westen bis auf 14 Meter abfällt. Nachbargemeinden sind: im Westen Wierciszewo (Wandhagen) und Bielkowo (Beelkow), im Norden Gleźnowo, Boryszewo (Büssow) und Jeżycki (Neuenhagen Abtei), im Osten jenseits der Grabow Przystawy (Pirbstow) und im Süden Wiekowo (Alt Wieck).

 
Kirchdorf Abtshagen südlich von Rügenwalde und südwestlich von Schlawe auf einer Landkarte von 1793

Ortsname

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Der deutsche Name Abtshagen bezog sich ursprünglich auf das Kirchspiel. Das Dorf selbst wurde des Abtes Papenhagen up der Wyck genannt. Die Namen Abtshagen und Papenhagen kommen auch in dem Gebiet des Zisterzienserklosters Dargun in Mecklenburg vor, so dass die Siedler, die über das Kloster Buckow hierher kamen, die Namen mitgebracht haben könnten.

Geschichte

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Die Gegend um die Ortschaft ist uraltes Kulturland. Funde von megalithkeramischen Scherben und Feuersteinmeißeln weisen auf eines Besiedlung in der Steinzeit hin. Auch aus der Bronzezeit wurden mehrere Urnen gefunden. Auf dem flachen Höhenrücken hier sollen um 1000 die Wikinger in Richtung Polanów (Pollnow) vorgestoßen sein.

Als die Zisterziensermönche des Klosters Dargun um 1260 in See Buckow (Bukowo Morskie) das Kloster Buckow gründen, fanden sie eine Reihe von Wendensiedlungen vor, aber auch schon deutsche Bauern, da nicht mehr die wendische Garbenzehnte, sondern die deutsche Hufenverfassung üblich war.

Das Dorf dürfte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts angelegt worden sein. Es war dem Kloster Buckow dienstpflichtig. Nach der Reformation 1535 in Pommern wurden die Abteidörfer dem Amt Rügenwalde übereignet.

Während des Dreißigjährigen Krieges kam es öfter – besonders 1638 – zu allgemeinen Plünderungen des Dorfes mit großen Schäden. Nach Aufhebung der Leibeigenschaft 1719 wurden die Bauern 1804 Erbpächter auf ihren Höfen.

Bis 1945 gehörte Abtshagen mit Beelkow (polnisch: Bielkowo), Eventin (Iwięcino), Wandhagen (Wierciszewo) und Alt Wieck (Wiekowo) zum Amt Eventin im Landkreis Schlawe i. Pom. im Regierungsbezirk Köslin.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzten am 5. März 1945 sowjetische Truppen das Dorf, aus Richtung Wieck (Wiekowice) kommend. Nach Kriegsende wurde Abtshagen von der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt. Die einheimische Bevölkerung wurde in der Nachkriegszeit von der kommunistischen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben. Für Abtshagen wurde die Ortsbezeichnung „Dobiesław“ eingeführt.

Die Ortschaft ist heute Teil der Gmina Darłowo im Powiat Sławieński der Woiwodschaft Westpommern (bis 1998 Woiwodschaft Koszalin).

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 436 königliches Kirchdorf[1]
1852 671 [2]
1864 687 am 3. Dezember, auf einer Fläche von 4191 Morgen[3]
1867 682 am 3. Dezember[4]
1871 675 am 1. Dezember, 674 Evangelische und eine jüdische Person[4]
1885 640 [5]
1895 645 [5]
1910 566 am 1. Dezember[6][7]
1925 590 [5]
1933 515 [5]
1939 518 [5]

Standesamt Abtshagen

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Abtshagen und der Ort (Neu-)Wieck waren zum Standesamt Abtshagen miteinander verbunden.

Kirchspiel Abtshagen

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Abtshagen war vor 1945 rein evangelisch. Der Ort bildete mit den Dörfern Alt Wieck (Wiekowo) und (Neu-)Wieck (Wiekowice) ein eigenes Kirchspiel. 1580 wurde Pirbstow (Przystawy) nach See Buckow (Bukowo Morskie) umgepfarrt, stattdessen wurde Karnkewitz (Karnieszewice) mit Seehof (Plonka, heute nicht mehr existent) in das Kirchspiel Abtshagen eingepfarrt.

Abtshagen gehörte zum Kirchenkreis Rügenwalde der Kirchenprovinz Pommern in der evangelischen Kirche der AltpreußischenUnion.

Heute ist Dobiesław fast rein katholisch. Evangelische Kirchenglieder werden durch das Pfarramt in Koszalin (Köslin) in der Diözese Pommern-Großpolen der polnischen Evangelisch-Augsburgischen (d. h. lutherische) Kirche betreut.

Pfarrkirche

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Die Dorfkirche Abtshagen ist ein eindrucksvolles Gebäude mit starkem Westturm und Anbauten an der Nord- und Südseite.[8] In das Ziegelmauerwerk sind bis in große Höhe Feldstein eingefügt. Das Gotteshaus, das heute als besonders sehenswert gilt, verfügt über einen schlichten Innenraum mit wertvollen Kunstwerken.

Es gab in Abtshagen bis 1945 zwei Schulen mit je zwei Klassen und Lehrerwohnungen: die alte Kösterschaul im Kirchende und die neuere, um die Wende zum 20. Jahrhundert errichtete Sandendschaul. Zuletzt wurden etwa 60 Kinder unterrichtet. Als letzte deutsche Lehrer waren Fran Witt (alte Schule) und Ernst Lüdtke (neue Schule) tätig.

Die Ortschaft ist zu erreichen über den Abzweig Pękanino (Panknin) der Landesstraße 6 (Europastraße 28) Stettin (Szczecin) – Danzig (Gdańsk) oder über den Abzweig Gleźnowo (Steinort) der Ostseeküstenstraße bzw. Woiwodschaftsstraße 203 Koszalin (Köslin) – DarłowoUstka (Stolpmünde). Bahnanschluss besteht über die zwei Kilometer entfernte Bahnstation Wiekowo (Alt Wieck) an der Bahnstrecke Stargard Szczeciński–Gdańsk.

Siehe auch

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Literatur

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  • Manfred Vollack (Hrsg.): Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch. 2 Bände, Husum 1989.
  • Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. 2. Teil, Stettin 1912.
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Fußnoten

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  1. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 1: A–F, Halle 1821, S. 2, Ziffer 67.
  2. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 1.
  3. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (9. Kreis Schlawe). Berlin 1866, S. 2–9, Ziffer 1.
  4. a b Preußisches Statistisches Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staates und ihre Bevölkerung (VIII. Kreis Schlawe). Berlin 1873, S. 132–133, Ziffer 5.
  5. a b c d e Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Schlawe. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Abtshagen, Kreis Schlawe, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Abtshagen)
  7. Kreis Schlawe - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  8. Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin (Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde, Hrsg.), Band I, Heft III: Kreis Schlawe, Stettin 1892, S. 1–5.