Domenico Ciampoli (zur Hervorhebung der Betonung auch Ciàmpoli; * 23. August 1852 in Atessa, Königreich beider Sizilien; † 21. März 1929 in Rom, Königreich Italien) war ein italienischer Schriftsteller des Verismus und Übersetzer aus den Abruzzen.

Domenico Ciampoli

Ciampoli wurde in den Abruzzen, die damals noch zum Königreich beider Sizilien gehörten, geboren und verbrachte seine Kindheit in Atessa bei Chieti. Er besuchte die humanistischen Gymnasien von Vasto, Sulmona und L’Aquila und begab sich dann nach Neapel, wo er mit der veristischen Literatur Süditaliens (Matilde Serao, Luigi Capuana, Giovanni Verga) in Kontakt kam und sie fortan in eigenen Werken nachahmte. 1877 debütierte er mit der historischen Erzählung Bianca di Sangro, im darauffolgenden Jahr veröffentlichte er den Erzählband Fiori di monte („Bergblumen“), in dem er wie auch in den folgenden fünf Bänden seine abruzzesische Heimat in einer von Dialekt geprägten Sprache porträtierte. Gleichzeitig betätigte er sich als Übersetzer, so gab er 1880 eine zweisprachige Sammlung mit Gedichten und Balladen russischer Autoren (u. a. Alexander Puschkin, Michail Lermontow und Nikolai Nekrassow) heraus und veröffentlichte in der Folge Erzählungen von Bret Harte, Leopold von Sacher-Masoch, Iwan Turgenjew, Nikolai Gogol, Lew Tolstoi und vielen weiteren. 1889 erschien aus seiner Feder die erste slawische Literaturgeschichte in Italien.[1] In seinen Romanen ab 1889 wandte er sich vom veristischen Modell zugunsten eines aristokratischen Milieus und einer Gabriele D’Annunzio nachempfundenen Hochsprache ab.

Ciampoli war Professor an der Universität Sassari auf Sardinien und der Universität Catania auf Sizilien. Er starb 1929 mit 76 Jahren in Rom.[2]

Rezeption

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Ciampoli gilt heute in der Literaturwissenschaft als typischer Poeta minor im Gefolge des Verismus. Seine Werke werden auch in Italien kaum mehr gelesen. Sein Hauptverdienst besteht in der Bekanntmachung der russischen Literatur in Italien, wobei die Qualität seiner Übersetzung schon zu seinen Lebzeiten umstritten war.

Woldemar Kaden übersetzte Ciampolis Erzählungen Sünde (Peccato), Das Fest der Schlangen (La festa delle serpi) und Die Station (La vaporiera) ins Deutsche und veröffentlichte sie 1887 im Band Sonnenbrut.[3] Maria Janitschek bezeichnete Ciampoli daraufhin in einer Besprechung als „Romantiker, [...] dessen Novelle ‚Sünde‘ Gedanken und Gestalten von Michel Angelesker Großheit enthält.“[4]

Erzählbände

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  • Fiori di monte, 1878
  • Racconti abruzzesi, 1880
  • Fiabe abruzzesi, 1880
  • Trecce nere, 1882
  • Cicuta, 1884
  • Fra le selve, 1890
  • Diana, 1884
  • Roccamarina, 1889
  • Il Pinturicchio, 1894
  • L’invisibile, 1896
  • Il barone di San Giorgio, 1897

Übersetzungen und Philologisches

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Literatur

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Commons: Domenico Ciampoli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Domenico Ciampoli – Quellen und Volltexte (italienisch)

Einzelnachweise

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  1. Hermann Grauert: Historisches Jahrbuch. Band 10. München 1889, S. 698 (google.ch).
  2. Giorgio Patrizi: CIAMPOLI, Domenico. In: Dizionario Biografico degli Italiani. 1981, abgerufen am 23. Februar 2025.
  3. Sonnenbrut. Kopien realistischer Bilder aus der neuesten italienischen Novellistik von Woldemar Kaden. Pierson, Dresden 1887, S. 135–168 (Google Books).
  4. Marius Stein: Neue Erzählungsliteratur. In: Blätter für literarische Unterhaltung. Band 2. Brockhaus, Leipzig 1887, S. 775 (google.ch).