Doppelmayr/Garaventa-Gruppe

Unternehmen mit Hauptsitz in Vorarlberg, Österreich
(Weitergeleitet von Doppelmayr Cable Car)

Die Doppelmayr/Garaventa-Gruppe mit Hauptsitz in Wolfurt (Vorarlberg, Österreich) ist Weltmarktführer im Seilbahnbau. Weitere Standorte befinden sich in Goldau (Schweiz), Salt Lake City (Utah, USA), Lana (Italien), Saint-Jérôme (Quebec, Kanada) sowie weiteren Niederlassungen weltweit.

Doppelmayr/Garaventa-Gruppe
(Doppelmayr Holding SE)
Rechtsform Europäische Gesellschaft
Gründung 1893
Sitz Wolfurt, Vorarlberg,
Osterreich Österreich
Leitung Thomas Pichler / Gerhard Gassner / Arno Inauen / Michael Köb (seit April 2023)
Mitarbeiterzahl 3.517 (2022/23)[1]
Umsatz 1.057 Mio. EUR (2023/24)[1]
Branche Seilbahn, Anlagenbau, Transport
Website www.doppelmayr.com
Stand: 12. September 2024
Doppelmayr in Wolfurt

Das Unternehmen plant und produziert neben Umlauf-, Pendel-, fixgeklemmten und kuppelbaren Seilbahnen auch Erlebnisbahnen, Materialbahnen, Treppenlifte, Hochregallagersysteme, Parkhaussysteme, Langstrecken-Stetigförderer und Cable Liner.

Geschichte

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Wurzeln von Doppelmayr

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Typenschild an einem Schlepplift von 1970
 
Ein vom Tochterunternehmen LTW in Bau befindliches Hochregallager für 55.000 Europaletten

Das österreichische Familienunternehmen Doppelmayr wurde 1893[2] von Konrad Doppelmayr (1855–1933) im Wolfurter Ortsteil Rickenbach gegründet. Neben Reparaturen für die Landwirtschaft und Textilfabriken (Hämmerle, Schindler etc.) wurden Futterschneidemaschinen, Beile, Äxte und Sappien angefertigt. Ab 1900 begann Konrad Doppelmayr mit der Erzeugung von Würgern, Most- und Weinpressen. Diese wurden größtenteils an Weinbauern im heutigen Südtirol geliefert.[3]

1928 übernahm Emil Doppelmayr (1889–1967), Sohn von Konrad Doppelmayr, die Geschäftsleitung. 1937 baute Emil auf Initiative des Vorarlberger Skipioniers Sepp Bildstein (1891–1970) in Zürs am Arlberg den ersten Schlepplift Österreichs.[3]

In der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich von 1938 bis 1945 war Doppelmayr ein Wehrwirtschaftsbetrieb. Als Unterlieferant der Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF) wurden dabei Teile für Panzer und Sturmboote produziert. Im Jänner 1945 arbeiteten 150 Personen im Unternehmen, 61 davon waren Fremdarbeiter oder Kriegsgefangene. Nach Kriegsende hatte der Betrieb 34 Mitarbeiter.[4] Bereits 1946 wurde der Bau von Skiliften wieder aufgenommen (Ebenberglift, Zell am See), 1953 erfolgte der erste Überseeauftrag (Skizentren Mount Gabriel und Mount Plante, Kanada).[5]

Als der Sohn von Emil Doppelmayr, Artur Doppelmayr (1922–2017), im Jahr 1955 in das Unternehmen einstieg, forcierte er die Weiterentwicklung der seilgezogenen Systeme. Im Jahr 1977 erhielt das Unternehmen die Staatliche Auszeichnung und darf seither das Bundeswappen Österreichs im Geschäftsverkehr verwenden. Im Jahr 1996 erwarb Doppelmayr den Seilbahnbereich der schweizerischen Von Roll in Thun, dem Standort der ihrerseits übernommenen Firma Habegger. Von Roll hatte 1945 die erste kuppelbare Sesselbahn der Welt in Flims gebaut.

Wurzeln von Garaventa und Fusion

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Das Schweizer Unternehmen Garaventa geht auf Karl Garaventa (1888–1965) zurück, der 1928 eine Materialseilbahn auf die Rigi baute. 1957 erfolgte die Gründung des Unternehmens Karl Garaventa’s Söhne für Seilbahn- und Maschinenbau, welches international, vor allem im Bereich des Baus großer Pendelbahnen, tätig war.[6]

Im Jahr 2002 fusionierten die beiden Unternehmen zur „Doppelmayr/Garaventa-Gruppe“. Garaventa brachte in die Unternehmensgruppe die Anfang der 1990er Jahre erworbenen Unternehmen WSO Städeli Lift, den Korneuburger Seilbahnhersteller Girak, CTEC USA und die Seilbahnsparte von Swoboda Seilbahnbau mit. Zur selben Zeit wurde von Doppelmayr auch der Schweizer Karosseriebauer CWA Constructions SA in Olten übernommen. Die Eigner von Garaventa hielten zunächst ein Drittel der neuen Holding, verkauften diese aber später an die Eigentümer von Doppelmayr.[7] Anfang 2008 begann Doppelmayr mit dem Bau einer „Mountain Glider“-Anlage auf dem eigenen Werksgelände in Wolfurt, um dort Fahrzeuge für Vergnügungsparks testen und weiterentwickeln zu können.[8]

Garaventa ist das Kompetenzzentrum der Gruppe für Standseil- und Pendelbahnen und weltweit verantwortlich für komplexe Seilzüge.

Im Oktober 2022 wurde der bisherige Kooperationspartner Carvatech, Hersteller von Seilbahnkabinen und Karosserien in Oberweis bei Gmunden, übernommen.[9][10]

Unternehmensstruktur

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Konzernmutter ist die Doppelmayr Holding SE (Sitz in Wolfurt, Österreich) mit den geschäftsführenden Direktoren Thomas Pichler und István Szalai.[11] Darunter sind weitere Aktiengesellschaften wie z. B. die Doppelmayr Urban Transport Systems AG (Wolfurt) oder auch die Ropetrans Holding AG mit Sitz in Rotkreuz, Schweiz. Über die Ropetrans Holding AG wurde im Jahr 2001/2002 die Fusion von Doppelmayr und Garaventa durchgeführt. Delegierte des Verwaltungsrates sind Hanno Ulmer (VRP), Michael Doppelmayr, Thomas Pichler, István Szalai und Peter Baumann. Die ehemalige Doppelmayr Holding AG wurde Anfang 2019 in eine SE umgewandelt.

Anteilseigner der Doppelmayr Holding SE sind zu 80 Prozent die AMD (Artur Michael Doppelmayr) Privatstiftung und jeweils zu 10 Prozent Michael und Artur Doppelmayr.[12]

Nicht zur Doppelmayr/Garaventa-Gruppe gehört die im schweizerischen Küssnacht am Rigi ansässige Garaventa Accessibility AG. Dieses Unternehmen ist Bestandteil der kanadischen SAVARIA Corporation mit Sitz in Brampton, Ontario. Dieser eigenständige Konzern ist weltweit im Bereich der Treppen-, Plattform- sowie Heimlifte tätig.[13]

Kennzahlen

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Auch die Doppelmayr/Garaventa-Gruppe hat unter der weltweiten Corona-Pandemie gelitten – zumal das Unternehmen teilweise direkt von einem prosperierenden Tourismus anhängig ist. So meldete die Gruppe in den Jahren 2019/2020 sowie 2020/2021 Umsatzeinbussen gegenüber dem Rekordjahr 2018/2019.

Geschäftsjahr Gesamtumsatz
in Millionen Euro
Mitarbeiter
weltweit
2001/02 407  n. a.
2002/03 418  n. a.
2003/04 464 2.102
2004/05 490 2.099
2005/06 581 2.223
2006/07 659 2.479
2007/08 680 2.605
2008/09 616 2.660
2009/10 603 2.608
2010/11 618 2.214
2011/12 628 2.297
2012/13 795 2.378
2013/14 858 2.452
2014/15 794 2.546
2015/16 834 2.673
2016/17 801 2.720
2017/18 846 2.933
2018/19 935 3.081
2019/20 872 3.403
(davon 1.665 in Österreich)
2020/21 763 3.192
(davon 1.617 in Österreich)
2021/22 886 3.154

(davon 1.481 in Österreich)

2022/23 946 3.335

(davon 1.569 in Österreich)

2023/24 1.057 3.517

(davon 1.697 in Österreich)

(Quelle: Pressemitteilungen der jeweiligen Jahre)[14]

n. a. 
nicht angegeben

Doppelmayr/Garaventa war 2012 mit einem Marktanteil von 60 Prozent Weltmarktführer im Seilbahnbereich.[7] Mit Tochtergesellschaften, Niederlassungen und Vertretungen in 50 Ländern realisierte das Unternehmen bis dato 15.600 Anlagen in 96 Ländern.[1]

Tochterunternehmen

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Doppelmayr Cable Car

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Das Unternehmen baut in erster Linie Produkte für den öffentlichen Personennahverkehr. Diese Systeme werden in städtische Infrastrukturen, Flughäfen und Kongresszentren sowie große Industrie- und Verwaltungskomplexe eingebunden.[15]

Doppelmayr Transport Technology

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Die Materialtransportsysteme der DTT finden Einsatz im Bereich Schütt- und Stückguttransport. Das Angebot reicht von Materialseilbahnen bis hin zu Langstreckenfördersystemen.[16]

LTW Intralogistics

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Kernkompetenz von LTW sind Regalbediengeräte für Hochregallager. Darüber hinaus liefert das Unternehmen die zugehörige Fördertechnik und Software für die Lagersteuerung und -verwaltung.[17] Von Doppelmayr 1981 zunächst als Ein-Mann-Betrieb im Logistikbereich gegründet, führte Peter Malin LTW mit eigenen Patenten[18] zum international operierenden Komplettanbieter.[19]

Frey Stans

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Seit 1966 baut Frey Stans Seilbahnsteuerungen für den Weltmarkt. Im Jahr 2017 wird die Frey Stans Teil der Doppelmayr/Graventa Gruppe.[20]

CWA Constructions

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CWA Constructions mit Sitz in Olten, Schweiz, gegründet 1939 von Anton Frech als Carosserie-Werke Aarburg, ist ein Hersteller von seil- und schienengebundenen Fahrzeugen. CWA-Kabinen und -Gondeln kommen bei diversen Seilbahnsystemen zum Einsatz.[21]

Input Projektentwicklungs GmbH

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Seit der Gründung im Jahr 1999 plant, entwickelt und realisiert die Input Projektentwicklungs GmbH weltweit touristische Erlebnis-Angebote für Tourismusregionen, zumeist in Verbindung mit Seilbahnen.[22]

Neue Projekte

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Es wird seit 2016 eine Wiederinbetriebnahme der 1985 eingestellten Bregenzerwaldbahn (Wälderbähnle) erwogen und diese Verbindung von Dornbirn in den Bregenzerwald im Wechsel von Schiene und Seil zu realisieren.[23]

Es laufen Planungen für eine Übernahme und Nutzung des 2017 erworbenen rund 110.000 m2 großen Geländes Holzhof Zeil im Landkreis Ravensburg in Baden-Württemberg.[24]

Projekte (Auswahl)

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Mittelstation der kuppelbaren 8er-Kabinenbahn auf dem Golm (bei Matschwitz)
 
Cable Liner in Las Vegas

Beispiele von Seilbahn-Typen:

Literatur

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  • Thomas Götze: Internationalisierungsstrategien industrieller Unternehmungen am Beispiel der Firma Konrad Doppelmayr & Sohn, Wolfurt. Diplomarbeit. Universität Innsbruck, Innsbruck 1986, OBV.
  • Peter Busarello: Die betriebswirtschaftlichen Prämissen für die Einführung von Service- und Wartungsverträgen bei der Firma Doppelmayr. Diplomarbeit. Universität Innsbruck, Innsbruck 2000, OBV.
  • Michael Doppelmayr (Geleitwort): 1892–2012. 120 Jahre Familienunternehmen Doppelmayr. Eine Erfolgsgeschichte im Überblick. (Broschüre). Doppelmayr (Hrsg.), Wolfurt 2012. – Volltext online (PDF; 2,3 MB)
  • Doppelmayr – Garaventa. International 2013. Doppelmayr, Wolfurt 2013, OBV. (Ausgabe 2003: OBV).
  • Wir. Werkszeitung für Mitarbeiter, deren Angehörige und Firmenpensionisten. Doppelmayr, Wolfurt 1975–, OBV.
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Commons: Doppelmayr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Geschäftsbericht der Doppelmayr/Garaventa-Gruppe
  2. Doppelmayr: 1892–2012. 120 Jahre Familienunternehmen Doppelmayr.
  3. a b Doppelmayr: 1892–2012. 120 Jahre Familienunternehmen Doppelmayr, S. 4 (unpaginiert).
  4. Burkhard Reis: Industrie im Jahr 1945, Firma Doppelmayr. In: Heimat Wolfurt. Zeitschrift des Heimatkundekreises, Heft 17, März 1996, S. 20 (Memento des Originals vom 5. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wolfurt.at. (PDF; 4,75 MB).
  5. Der Aufbau. In: Doppelmayr: 1892–2012. 120 Jahre Familienunternehmen Doppelmayr, S. 6 (unpaginiert).
  6. Rebekka Haefeli: Willy Garaventa. Biografie des Schweizer Seilbahnpioniers. 2. Auflage. Hier und Jetzt, Baden 2019, S. 56.
  7. a b Julia Kern: Anteile: Wenige Branchenhelden. Artikel auf DiePresse.com vom 31. Mai 2012; abgerufen am 2. Juni 2012.
  8. Doppelmayr baut Vergnügungsfahrzeug-Testanlage (vom 30. Januar 2008)
  9. Vorarlberger Seilbahnbauer übernimmt Carvatech orf.at, 10. Oktober 2022, abgerufen am 11. Oktober 2022.
  10. Doppelmayr Gruppe übernimmt den Karosserie- und Kabinenhersteller Carvatech
  11. Thomas Pichler und István Szalai übernehmen die Führung der Doppelmayr Holding (vom 7. Mai 2019)
  12. Eigentümerstruktur Doppelmayr Holding AG, auf trendtop500.at. Abgerufen am 14. April 2016
  13. Annual Information Form, Savaria Corp., veröffentlicht am 25. März 2020
  14. Pressemitteilungen. Doppelmayr Seilbahnen GmbH, abgerufen am 14. November 2021.
  15. Doppelmayr Cable Car
  16. Doppelmayr Transport Technology
  17. LTW Intralogistics
  18. Peter Malin, Hans A. Guttner (Autoren), Heinz Langer (Illustrator): Die zehn Streiche, Langer Malin 1999
  19. NEWSFLOW Ausgabe 4 2011 (Memento des Originals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ltw.at
  20. Frey Stand - Menschen durch Technik bewegen
  21. CWA Constructions
  22. Zwei Unternehmen - Ein Team. In: input-projekt.de. Abgerufen am 22. November 2017.
  23. „Wälderbahn“: Seilbahnprojekt in den Wald (30. August 2016)
  24. Doppelmayr gondelt ins Allgäu (23. Februar 2018)
  25. 3-S Pardatschgrat A2 in Ischgl. In: ischgl.com. Abgerufen am 12. Mai 2019.
  26. Doppelmayr-Seilbahn in Whistler Mountain eröffnet
  27. Doppelmayr baut zur Koblenzer Buga eine der größten Seilbahnen Europas über Rhein in: Rhein-Zeitung, 27. November 2008
  28. Bolivien: Doppelmayr verbindet Großstädte mit Seilbahn. DiePresse.com, 11. September 2012
  29. Bolivien: Urbanes Doppelmayr-Seilbahnnetz eröffnet DiePresse.com, 30. Mai 2014
  30. Khởi công cáp treo Hòn Thơm - Phú Quốc dài nhất thế giới (4. September 2015) (vietnamesisch), abgerufen am 7. September 2015
  31. Weltrekord: Doppelmayr baut die längste Seilbahn der Welt in Vietnam (7. September 2015), abgerufen am 7. September 2015

Koordinaten: 47° 27′ 25,2″ N, 9° 45′ 14,4″ O