Doris Böer-Puhonny
Doris Puhonny (verheiratete Doris Böer-Puhonny, Doris Böer; * 11. Juni 1912 in Baden-Baden; † 1995 in Hamburg) war eine deutsche Grafikerin, Illustratorin und Puppenspielerin.
Leben und Werk
BearbeitenDoris Puhonny war die Tochter des Werbegrafikers Ivo Puhonny und dessen Ehefrau Linda, geborene Stollreither[1] (* 16. Mai 1882; † 3. März 1961). Ivo heiratete seine Jugendliebe 1905, der Ehe entsprangen die Töchter Doris und Eva.
Der Vater hatte 1911 das Künstler-Marionettentheater Baden-Baden gegründet und als Familienbetrieb geführt. Er entwarf und schnitzte die Figuren selbst, Linda schneiderte die Kostüme, die Bühnenbilder wurden gemeinsam gestaltet.[2] Doris nahm regen Anteil und ließ sich wie ihr Vater als Graphikerin und Illustratorin ausbilden. Otto Flake, eigentlich ein Verfasser von Zeitromanen und Essays und seit 1926 in Baden-Baden wohnhaft und mit Ivo Puhonny bekannt, brachte 1933 im Herbert Stuffer Verlag Berlin das Märchenbuch Der Straßburger Zuckerbeck heraus, und beauftragte die junge Grafikerin mit den Illustrationen.[3] Das Buch, dem Anmut und leichtfüßiger Geist zugesprochen wurden, war sehr erfolgreich, und wurde 1948 neu aufgelegt.
Kurz danach, am 26. Oktober 1935, heiratete Doris Puhonny in Baden-Baden Friedrich Böer, ebenfalls Grafiker und Autor im Stuffer Verlag, und lebte mit ihm anschließend in Berlin. Als Mutter von zwei Söhnen und einer Tochter[1] war sie nur mehr sehr eingeschränkt künstlerisch tätig. Nachweisbar sind Illustrationen zu Der Hund von Edit Klatt (1937)[4] und ein Lindauer Bilderbogen mit historischer Frauenmode (1948).[5]
Um den Kriegsfolgen zu entgehen, zog Doris Böer-Puhonny 1943 mit den Kindern von Berlin in ihr Elternhaus nach Baden-Baden. Ihr Ehemann war von 1940 bis 1945 bei der Luftwaffe eingezogen, überstand den Krieg aber unversehrt. In Berlin ausgebombt, übersiedelte er danach ebenfalls nach Baden-Baden.[1]
Das Marionettentheater war – nach dem Tode Ivo Puhonnys 1940 und wohl auch kriegsbedingt – eingestellt worden. 1948 eröffnete das Theater wieder; Doris Böer-Puhonny erweiterte den Spielplan für Kinder, inszenierte Das hölzerne Bengele (Pinocchio), und gestaltete viele neue Marionetten, von denen sich einige in der Dresdner Puppentheatersammlung erhalten haben.[2][6] Als Friedrich Böer 1957 eine Anstellung als Redakteur beim NDR erhielt, zogen die Familie und das Marionettentheater nach Hamburg um. Der Spielbetrieb wurde reduziert und noch für einige Jahre weitergeführt.[2][6]
Auch in Hamburg unterstützte Doris Böer-Puhonny die literarische Arbeit ihres Ehemannes. Ab 1969 gaben beide gemeinsam das jährliche Ensslin-Schüler-Taschenbuch heraus.[7] Eine Marionette von Doris war Grundlage für Fotomontagen Friedrich Böers in seiner Reise in die Wirklichkeit (1973).[8] Doris wurde wie Friedrich 83 Jahre alt.
Werke (Auswahl)
BearbeitenBuchillustrationen
Bearbeiten- Otto Flake: Der Straßburger Zuckerbeck und andere Märchen. Herbert Stuffer, Berlin 1933.[3]
- Neuauflage unter dem Titel Der Mann im Mond. Herbert Stuffer, Baden-Baden 1948.[3]
- Edit Klatt: Der Hund. Eine Erzählung. [Die kleinen Tierbücher Nr. 2] Herbert Stuffer, Baden-Baden und Berlin 1937.[4]
- Eine Galerie der Moden. Frauenkostüme und häusliche Kultur von Pharao's Zeiten bis zum frühen Barock. In: Friedrich Böer (Hrsg.): Lindauer Bilderbogen, 3. Folge, Bogen Nr. 13. J. Thorbecke, Lindau 1948.[5]
- Friedrich Böer: Die Reise in die Wirklichkeit oder: Jeder weiß mehr, als er weiß. Herder, Freiburg, Basel, Wien, 1973. Für die Fotomontagen von Friedrich Böer wurde je eine Marionette von Ivo Puhonny von 1911 und von Doris Böer-Puhonny von 1972 verwendet.[8]
Herausgeberschaft
Bearbeiten- [mit Friedrich Böer]: Ensslin-Schüler-Taschenbuch: Der große Jugendkalender. Ensslin & Laiblin, Reutlingen, 1969 bis 1980.[7]
Marionetten
Bearbeiten- Dame mit Haarknoten, um 1950.[6]
- Strampolino, der Jongleur auf dem Einrad, um 1950.[2]
- Harlekin, aus Das hölzerne Bengele, um 1950.[9]
- Das hölzerne Bengele, 1. Bild: Die kleine Grille warnt Bengele vor den Gefahren und vor Dummheiten. Um 1950.[10]
Bühnenbild
Bearbeiten- Fatima, die Kugelläuferin aus dem Programm Varieté und Zirkus. Figur von Ivo Puhonny 1929, Bühnenbild von Doris, um 1950.[11]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Geisenheyner: Biographie Friedrich Böer
- ↑ a b c d Puppentheatersammlung Dresden, Objekt 1465575 (mit Abbildung)
- ↑ a b c Barbara Murken: Einer kämpft für das Jugendbuch. Der Baden-Badener Verleger Herbert Stuffer. Katalog zur Ausstellung des Verlagswerks in der Stadtbibliothek Baden-Baden. Ottobrunn 2014, ISBN 978-3-00-046109-5. Digitalisat Seite 41, Werksverzeichnis Punkt 28. Der Straßburger Zuckerbeck
- ↑ a b Barbara Murken: Einer kämpft für das Jugendbuch. Der Baden-Badener Verleger Herbert Stuffer. Katalog zur Ausstellung des Verlagswerks in der Stadtbibliothek Baden-Baden. Ottobrunn 2014, ISBN 978-3-00-046109-5. Digitalisat Seite 42, Werksverzeichnis Punkt 36. Der Hund
- ↑ a b Geisenheyner: Bibliographie Friedrich Böer Punkt 12.3. Dritte Folge, 3 Bogen, Serie unvollendet
- ↑ a b c Puppentheatersammlung Dresden, Objekt 677825 (mit Abbildung)
- ↑ a b Geisenheyner: Bibliographie Friedrich Böer Punkt 14. Ensslin-Jugendkalender
- ↑ a b Geisenheyner: Bibliographie Friedrich Böer Punkt 9. Die Reise in die Wirklichkeit
- ↑ Puppentheatersammlung Dresden, Objekt 1465572 (mit Abbildung)
- ↑ Puppentheatersammlung Dresden, Objekt 1465570 (mit Abbildung)
- ↑ Puppentheatersammlung Dresden, Objekt 1465574 (mit Abbildung)
Personendaten | |
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NAME | Böer-Puhonny, Doris |
ALTERNATIVNAMEN | Puhonny, Doris (Geburtsname); Böer, Doris (Ehename) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Grafikerin, Illustratorin und Puppenspielerin |
GEBURTSDATUM | 11. Juni 1912 |
GEBURTSORT | Baden-Baden |
STERBEDATUM | 1995 |
STERBEORT | Hamburg |