Der Mobile Mast für terrestrische Anwendungen auf Basis von teleskopähnlich ineinandergeschobenen Rohren war eine Entwicklung von Dornier und eine Diversifikation/Spin-off aus der Raumfahrt. Die Satellitenbauer bei Dornier entwickelten eine patentierte Struktur und Ausfahrvorrichtung zum Entfalten der Solarmodule nachdem der Satellit seine Umlaufbahn im Weltraum erreicht hat. Dornier löste das durch eine Anzahl von teleskopartig ineinandergeschobenen Rohren aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, die durch eine Spindel auseinandergezogen wurden und fest einrasteten. Auch das Solarpanel des Europäischen Moduls Columbus der Internationalen Weltraum Station ISS wurde auf diese Weise entfaltet. Dornier nutzte das Prinzip, allerdings in Aluminiumbauweise dann auch für zivile und militärische Anwendungen für Zwecke auf der Erde und bot ab 1982 mobile und schnell zu errichtende Masten als Antennen- und/oder Sensorträger an. Angeboten wurden ein 40-Meter-Mast auf einem Lastwagen und eine 34-Meter-Ausführung auf einem Anhänger. Durch eine integrierte Abspannung konnte der Mast in jeder Zwischenhöhe genutzt und von nur zwei Personen in 20 Minuten errichtet oder eingefahren werden. Erd-Anker waren nicht mehr notwendig. Stellmotoren an der Mastspitze übernahmen die Ausrichtung der Antennen.

 
Prinzip des Teleskop­antriebes

Die ineinander geschobenen und gelagerten Rohre des Teleskops werden durch eine kurze Spindel in einer Abfolge kinematischer Vorgänge aus Hochschrauben des ersten Rohres, oben einrasten und dabei Anheben des nächsten Rohres zum Gewinde der Spindel nacheinander ausgefahren. Die ganze Mechanik reduziert sich auf wenige technisch unanfällige und verschleißarme Bauteile. Auch die Verriegelung der Rohre erfolgt mechanisch und zwangsläufig durch die Spindel. Das Wiedereinfahren beginnt mit dem Rohr an der Basis. Die Spindel wird hydraulisch angetrieben. Durch die Überlappung der Rohre ist sichergestellt, dass sie nicht verkanten und bis Windstärken von 85 km/h ein- und ausgefahren werden können. Die Abspannseile und die Antennen-/Sensorkabel wickeln sich automatisch mit ab. Ein nachträgliches Besteigen des Mastes ist nicht notwendig. Die 40-Meter-Mastanlage hat 11 Rohre im Teleskop, der 34-Meter-Mast hat 8 Rohre. Die Integration mit dem Fahrzeug hat die Fa. Doll Fahrzeugbau in Oppenau entwickelt und realisiert.

Anwendungen

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Mastkraftwagen im Einsatz beim THW

Die Bundeswehr beschaffte 35 dieser mobilen Masten für ihre Patriot- und Hawk-Systeme zum Aufbau des mobilen Richt- und Daten-/Befehlfunkes als sogenannte Antennenmastanlage (AMA)/Antenna Mast Group (AMG). Bei Patriot werden so bis zu vier Abschussrampen fernmelde- und befehlstechnisch miteinander verbunden. Nach Aussonderung des Hawk-Systems sind die Hawk-Masten heute im Rahmen des AutoFue-Systems der Luftwaffe als mobile Antennenmastanlage bei den Fernmeldesektoren der Luftwaffe im Einsatz. Die Telekom beschaffte 11 Masten hauptsächlich zum Erkunden und Erproben von Maststandorten für das Mobil-Funk-Netz, benutzt sie als provisorische Lückenfüller oder bei Reparaturen/Abschaltungen stationärer Masten. Fünf dieser Systeme sind zwischenzeitlich in den Besitz des THWs übergegangen und dienen dort als Notmasten im Katastrophenschutz. Weitere Stückzahlen sind von Dornier ins Ausland verkauft worden.

Quellen und Literatur

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  • Konzepte. Technologien. Systeme. Broschüre. Dornier GmbH, GO12 8906 5000 8, S. 23.
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