Dotternhausen
Dotternhausen ist eine Gemeinde im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg. Sie besteht allein aus dem gleichnamigen Dorf.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 14′ N, 8° 48′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Zollernalbkreis | |
Höhe: | 666 m ü. NHN | |
Fläche: | 10,01 km2 | |
Einwohner: | 1824 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 182 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 72359 | |
Vorwahl: | 07427 | |
Kfz-Kennzeichen: | BL, HCH | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 17 016 | |
LOCODE: | DE TNA | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstr. 21 72359 Dotternhausen | |
Website: | www.dotternhausen.de | |
Bürgermeister: | Marion Maier (Bürgermeisterin) | |
Lage der Gemeinde Dotternhausen im Zollernalbkreis | ||
Geografie
BearbeitenGeografische Lage
BearbeitenDotternhausen liegt am 1001,7 m ü. NHN hohen Plettenberg, dem am weitesten herausragenden Berg am Westrand der Schwäbischen Alb. Das Gemeindegebiet erstreckt sich über 10,02 km² mit einer Höhenlage von 577,7 bis 1001,7 m ü. NHN.
Gewässer
BearbeitenDie Gemeinde liegt am nördlichen Rande des Oberen Schlichemtals. Die Schlichem verläuft an der südlichen Grenze der Dotternhausener Markung.
Durch den Ort fließt der teilweise verdolte Katzenbach. Er verläuft jedoch in Richtung Nordosten und mündet in Balingen in die Eyach.
Nachbargemeinden
BearbeitenDie Nachbargemeinden Dotternhausens sind (beginnend im Norden):
- Balingen (Ortsteile Erzingen und Roßwangen)
- Hausen am Tann
- Ratshausen
- Schömberg (Zollernalbkreis)
- Dormettingen
Historische Geografie
BearbeitenIm Osten der Gemeinde Dotternhausen liegt die Wüstung Degenhard. Zu ihr gehören alemannische Gräber aus dem 7. Jahrhundert. 1409 wird ein Hof genannt, der als letzter Rest des Weilers betrachtet wird.
In der Flur Burgstall auf dem Plettenberg befand sich eine mittelalterliche Burg, die Burg Plettenberg. Im 16. und 17. Jahrhundert wird sie als Gut Plaikten genannt.[2]
Schutzgebiete
BearbeitenDotternhausen hat Anteil am Naturschutzgebiet Plettenkeller. Der Plettenberg gehört außerdem zum Landschaftsschutzgebiet Großer Heuberg, zum FFH-Gebiet Östlicher Großer Heuberg und zum Vogelschutzgebiet Südwestalb und Oberes Donautal. Nördlich der Ortslage befinden sich zudem zwei Teilgebiete des FFH-Gebiets Kleiner Heuberg und Albvorland bei Balingen.[3]
Geschichte
BearbeitenVorgeschichte
BearbeitenBei Bautätigkeiten wurde ein Keltengrab entdeckt, welches um das Jahr 600 v. Chr. entstanden sein könnte. Archäologische Befunde lassen auch den Schluss zu, dass bereits um 800 n. Chr. ein alemannisches Dorf vorhanden war.
Geschichte bis zum Ende des alten Reichs
BearbeitenDotternhausen wurde erstmals im Jahr 1064 urkundlich erwähnt (Doderenhusen), als mehrere Ortschaften an das Kloster Ottmarsheim im Elsass kamen. Neben dem Kloster lassen sich noch weitere Grundherren belegen. Die Besitzverhältnisse wechselten häufig. Am südlichen Ende des Plettenbergs befinden sich noch Grabenreste der Burg Plettenberg aus dem 12. Jahrhundert. Die Gemeinde war bis ins 19. Jahrhundert als Teil der Grafschaft Hohenberg unter der Herrschaft Vorderösterreichs. Am Ort bildete sich ein Rittergut heraus, welches zahlreiche Besitzwechsel verzeichnete. Sitz der Herrschaft war das Schloss Dotternhausen. Mit der Mediatisierung wurde Dotternhausen 1805 an Württemberg übergeben. Johann Friedrich von Cotta erwarb 1814 das Rittergut und gewährte den Leibeigenen 1817 die persönliche Freiheit.[4][5]
Geschichte seit dem 19. Jahrhundert
BearbeitenBei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg wurde Dotternhausen dem Oberamt Spaichingen zugeordnet, bei dem der Ort bis 1842 blieb. Von 1842 bis 1938 gehörte Dotternhausen zum Oberamt Rottweil, das seit 1934 Kreis Rottweil hieß.
Mit der Eröffnung der Stichbahn von Balingen nach Schömberg erhielt Dotternhausen 1911 Anschluss an das Streckennetz der Württembergischen Eisenbahn. Von 1928 bis 1971 lief die Bahnstrecke der Reichsbahn und späteren Bundesbahn durchgängig von Balingen bis Rottweil.
Durch die Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte die Gemeinde 1938 zum Landkreis Balingen. Im Jahre 1945 wurde Dotternhausen Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum Nachkriegsland Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging. Seit der Kreisreform von 1973 ist die Gemeinde Teil des Zollernalbkreises, der durch den Zusammenschluss des Landkreises Balingen mit dem Landkreis Hechingen entstand.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | 1789 | 1791 | 1805 | 1823 | 1871 | 1880 | 1890 | 1900 | 1910 | 1939 |
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Einwohner | 890 | 768 | 500 | 692 | 815 | 774 | 694 | 669 | 653 | 706 |
Jahr | 1950 | 1956 | 1964 | 1970 | 1979 | 1982 | 1983 | 1990 | 1995 | 2000 |
Einwohner | 950 | 1000 | 1110 | 1209 | 1202 | 1313 | 1401 | 1633 | 1735 | 1764 |
Jahr | 2005 | 2010 | 2015 | 2020 | ||||||
Einwohner | 1865 | 1862 | 1835 | 1844 |
Religion
BearbeitenDotternhausens Einwohner sind traditionell in der Mehrheit römisch-katholisch, da in den vorderösterreichischen Gebieten keine Reformation stattgefunden hat. Die Kirchengemeinde St. Martinus gehört zur Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemtal im Dekanat Balingen der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Zum Ende des Jahres 2020 zählte die Gemeinde 1088 Katholiken.[6]
Politik
BearbeitenBürgermeister
BearbeitenDer Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Amtsinhaberin war seit 1. Februar 2005 Frau Monique Adrian. Sie löste Hartmut Steinacher ab, der nach 16 Jahren nicht mehr zur Wahl angetreten war. Die Amtszeit von Monique Adrian, die seit Juni 2019 erkrankt war,[7] endete offiziell am 31. Januar 2021. Seit dem 1. Januar 2021 ist Marion Maier[8], die bisherige Hauptamtsleiterin, die im ersten Wahlgang bei vier Gegenkandidaten mit 57,1 Prozent der gültigen Stimmen gewählte Bürgermeisterin.
- 1909–1919: Zephir Effinger
- 1919–1933: Johann Hahn
- 1933–1945: Franz Rebstock
- 1945–1965: Josef Waller
- 1965–1973: Erwin Kästle
- 1973–1989: Norbert Majer
- 1989–2005: Hartmut Steinacher
- 2005–2019: Monique Adrian
- 2019–2020: Alfons Kühlwein (gewählter Amtsverweser)[9]
- 2021–[10] : Marion Maier
Städtepartnerschaften
BearbeitenFrankreich: Val d'Oison
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenMusik
Bearbeiten- Sitz der Jugendmusikschule Zollernalb (gegründet 1966)
- Musikverein Dotternhausen (gegründet 1879)
- Liederkranz Dotternhausen (gegründet 1844)
Kultur
Bearbeiten- Narrenzunft Dotternhausen e. V. (gegründet 1938), Narrenfigur: Mondstupfer
- Schwäbischer Albverein Ortsgruppe Dotternhausen e. V. (gegründet 1896)
Bauwerke
Bearbeiten- Schloss Dotternhausen der Familie der Freiherren von Cotta aus dem 18. Jahrhundert
- St. Martinus-Kirche von 1886
- St. Anna-Kapelle
- Zehn Skulpturen aus „Terrament“ in der „Skulpturenstraße Dotternhausen“
- Auf dem zu Dotternhausen gehörenden Plettenberg befindet sich seit 1980 ein 158 Meter hoher Fernmeldeturm der Deutsche Telekom AG in Stahlbetonbauweise (48° 13′ 4″ N, 8° 48′ 53″ O ).
Museen
BearbeitenDie ortsansässige Firma Holcim (früher Rohrbach Zement) betreibt seit 1990 ein Fossilienmuseum unter dem Namen Werkforum mit danebenliegenden Klopfplatz. Auf dem jedermann zugänglichen Platz, auf dem das Zementwerk einige Lastwagen voll Ölschiefer abgekippt hat, kann mit Hammer und Meißel nach Ammoniten gesucht werden. Das Fossilienmuseum beherbergt über 1.000 Exponate von Jurafossilien der Westalb mit dem Schwerpunkt auf Fischsauriern, Flugsauriern, Krokodilen, Fischen, Seelilien, Ammoniten und Kleinfossilien aus dem Ölschiefer des Lias Epsilon.[11] Seit Juli 2006 ist das Fossilienmuseum Infostelle des UNESCO Geoparks Schwäbische Alb.[12]
Naturdenkmäler
BearbeitenDas Naturschutzgebiet „Plettenkeller“ ist ein ehemaliger Steinbruch unterhalb des Plettenbergtraufes.
Sport
BearbeitenVereine:
- Sportverein Dotternhausen 1918 e. V.: zwei aktive Fußballmannschaften (Landesliga und Kreisliga B), Turn- und Leichtathletik-Abteilung mit Lauftreff
- Tennisclub Dotternhausen (gegründet 1986)
- Sportfischereiverein Dotternhausen (gegründet 1981)
- Schachgemeinschaft Dotternhausen (gegründet 1996)
Sporteinrichtungen:
- 2 Sportplätze (davon ein Kunstrasenplatz)
- Große Sporthalle mit Besucherrängen und Sportheim
- 3 Tennisplätze
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenWirtschaft
BearbeitenBei Dotternhausen gibt es zwei große Steinbrüche und ein großes Zementwerk der LafargeHolcim Ltd., wobei der Transport des gebrochenen Kalksteins mit Hilfe der Materialseilbahn Dotternhausen–Plettenberg geschieht. Sie gilt als ein Wahrzeichen der Gemeinde Dotternhausen. Sie überquert die B 27 und ist durch ihre unverwechselbaren Lorenwagen bekannt. Täglich werden hier 3.000 Tonnen Kalkstein vom nahen Plettenberg ins Werk befördert.
Die Errichtung des Zementwerks wurde während des Dritten Reichs aus Mitteln des Wirtschaftsdanks Württemberg des Gauleiters Wilhelm Murr finanziert. Als persönlich haftender Geschäftsführer wurde der damalige NSDAP-Gauamtsleiter Rudolf Rohrbach eingesetzt, dessen Familie das Zementwerk bis 2004 besaß.[13]
Verkehr
BearbeitenStraßen
BearbeitenAm westlichen Ortsrand verläuft die Bundesstraße 27, welche Dotternhausen nach Norden mit Balingen-Tübingen-Stuttgart und nach Süden mit Rottweil-Villingen-Schwenningen-Schweiz bzw. Bodensee verbindet. Die Bundesautobahn 81 (Anschlussstelle Rottweil) ist rund 17 Kilometer entfernt.
Bahn- und Busverkehr
BearbeitenDotternhausen liegt an der Bahnstrecke Balingen–Schömberg, welche werktags von Güterzügen und in den Sommermonaten sonntags von Personenzügen (Rad-Wander-Shuttles) im Zweistundentakt befahren wird.
1914 wurden baureife Pläne für eine Heubergbahn von Sulz ausgehend über Rosenfeld nach Dotternhausen nicht verwirklicht.[14]
Die nächsten größeren Bahnhöfe:
- Balingen (Regionalexpress-Züge, Zugverbindungen nach Tübingen, Stuttgart und Sigmaringen / Aulendorf), 8 km
- Rottweil (Intercity-Bahnhof, Zugverbindungen nach Stuttgart und Zürich), 15 km
Der öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 334.
Buslinien:
- Linie 7440: Balingen-Schömberg-Rottweil (täglich)
- Linie 15: Frommern-Roßwangen-Dotternhausen-Dormettingen-Dautmergen (an Schultagen)
Bildung
Bearbeiten- Grund- und Hauptschule: Schlossbergschule Dotternhausen
Ehrenbürger
Bearbeiten- Rudolf Rohrbach: Unternehmer, Gründer der Firma Rohrbach-Zement (heute Holcim)
Literatur
Bearbeiten- Dotternhausen. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Rottweil (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 56). H. Lindemann, Stuttgart 1875, S. 383–391 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4, S. 245–246
- ↑ Daten- und Kartendienst der LUBW
- ↑ Geschichte der Gemeinde Dotternhausen, Internetpräsenz der Gemeinde Dotternhausen
- ↑ Altgemeinde Dotternhausen, Geschichte, Internetpräsenz von Leo BW
- ↑ Internetauftritt der katholischen Kirchengemeinde St. Martinus Dotternhausen, aufgerufen am 1. August 2021
- ↑ Landrat Pauli versetzt Dotternhausens Bürgermeisterin Monique Adrian in den Ruhestand, ZollernAlbKurier vom 29. September 2020
- ↑ Dotternhausens Hauptamtsleiterin Marion Maier (47) tritt bei der Bürgermeisterwahl an, Zollern-Alb-Kurier vom 9. Oktober 2020
- ↑ Kühlwein
- ↑ Maier
- ↑ Bericht zur Exkursion am 13. Juni 2010 nach Dotternhausen zum Fossilienmuseum mit Klopfstunde. In: Blättle. Mitteilungsblatt der Gemeinde Krauchenwies mit den Ortsteilen Ablach, Bittelschieß, Ettisweiler, Göggingen und Hausen vom 18. Juni 2010
- ↑ siehe Webseite über die Infostelle in Dotternhausen ( des vom 17. Juli 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Frank Bajohr: Parvenüs und Profiteure – Korruption in der NS-Zeit. Frankfurt am Main 2004, S. 113
- ↑ Nils Horst: – Träume von der Heubergbahn In: Schwarzwälder Bote vom 19. September 2010