Doxorubicin

chemische Verbindung
(Weitergeleitet von Doxorubicinhydrochlorid)

Doxorubicin ist das Hydroxyderivat des Daunorubicin und gehört zur Stoffgruppe der Anthracycline. Die Verbindung ist ein Stereoisomer von Epirubicin und wird als stereochemisch reiner Arzneistoff in der Chemotherapie (Zytostatikum) eingesetzt. Doxorubicin gehört zur Wirkstoffgruppe der Interkalantien. Die Wirkung beruht auf der Interkalation in die DNA.

Strukturformel
Struktur von Doxorubicin
Allgemeines
Freiname Doxorubicin
Andere Namen
  • Hydroxyldaunorubicin
  • Adriamycin
  • (7S,9S)-7-[(2R,4S,5S,6S)-4-Amino-5-hydroxy-6-methyloxan-2-yl]oxy-6,9,11-trihydroxy-9-(2-hydroxyacetyl)-4-methoxy-8,10-dihydro-7H-tetracen-5,12-dion (IUPAC)
Summenformel
  • C27H29NO11 (Doxorubicin)
  • C27H29NO11·HCl (Doxorubicin·Hydrochlorid)
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 245-495-6
ECHA-InfoCard 100.041.344
PubChem 31703
ChemSpider 29400
DrugBank DB00997
Wikidata Q18936
Arzneistoffangaben
ATC-Code

L01DB01

Wirkstoffklasse

Zytostatikum

Wirkmechanismus

Interkalation

Eigenschaften
Molare Masse
  • 543,52 g·mol−1 (Doxorubicin)
  • 579,98 g·mol−1 (Doxorubicin·Hydrochlorid)
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

205 °C (Zersetzung) (Doxorubicin·Hydrochlorid)[1]

pKS-Wert

8,2[2]

Löslichkeit

leichtlöslich in Wasser, Methanol, Acetonitril und Tetrahydrofuran(Doxorubicin·Hydrochlorid)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]

Hydrochlorid

Gefahr

H- und P-Sätze H: 302​‐​340​‐​350​‐​360FD
P: 201​‐​202​‐​264​‐​270​‐​301+312​‐​308+313[3]
Toxikologische Daten

570 mg·kg−1 (LD50Mausoral)[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Eigenschaften

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Doxorubicin wirkt als Interkalans auf planare Verbindungen in DNA und RNA. Die DNA-Synthese wird gestört, Topoisomerase II gehemmt und es erfolgt eine Radikalbildung.

Doxorubicin besitzt Fluoreszenzeigenschaften, die dazu genutzt werden können, das Ausschleusen von Doxorubicin aus der Zelle zu untersuchen. Ein in solche Prozesse involviertes Protein ist das erstmals aus einer Doxorubicin-resistenten Lungenkrebs-Zelllinie klonierte MRP1 aus der Familie der ABC-Transporter. Ferner kann Doxorubicin auch eingesetzt werden, um die Lokalisation der an der Multiple Drug Resistance beteiligten Proteine und die Rolle der Organellen wie des Golgi-Apparats und der Lysosome zu klären.[3]

Anwendungen

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Doxorubicin findet als Zytostatikum Anwendung bei der Behandlung von Tumoren wie z. B. Mammakarzinomen, Bronchialkarzinomen und Lymphomen. Das Medikament wird in diesen Indikationen intravenös verabreicht. Zur Behandlung insbesondere des hepatozellulären Karzinoms (HCC) wird es im Rahmen der transarteriellen Chemoembolisation (TACE) intraarteriell angewendet. Dazu wird es entweder in einer Emulsion mit einem öligen Kontrastmittel (Lipiodol) oder gebunden an medikamentenfreisetzende Partikel appliziert.

Nebenwirkungen

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Die bedeutendsten Nebenwirkungen umfassen Knochenmarksdepression, Nephrotoxizität,[5] Kardiotoxizität (kumulativ dosisabhängige dilatative Kardiomyopathie), Ulcerationen und dermatotoxische Effekte. Es kann eine Anreicherung in tumorunabhängigem Gewebe wie etwa dem Herzen stattfinden, dem wird mittels einer PEGylierung entgegengewirkt, um die Spiegel im Plasma und Tumorgewebe zu konzentrieren.

Die effektivste Methode zur Verhinderung einer Doxorubicin-induzierten dilatativen Kardiomyopathie („Adriamycin-Kardiopathie“[6]), die auch noch Monate nach Verabreichung auftreten kann, ist die Gabe von Dexrazoxan.

Handelsnamen

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  • Adriblastin (D, A, CH), Adrimedac (D), Ribodoxo (D), diverse Generika (D, A, CH)
  • Liposomal verkapseltes Doxorubicin: Myocet (EU[7])
  • Pegyliertes liposomal verkapseltes Doxorubicin: Caelyx (EU,[8] CH)

Literatur

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  • M. Ghione, J. Fetzer, H. Maier (Hrsg.): Ergebnisse der Adriamycin-Therapie. Adriamycin-Symposium, Frankfurt am Main 1974. Springer, Berlin / Heidelberg / New York 1975.
  • J. Fetzer, D. Füllenbach, H. Gabel (Hrsg.): Adriamycin. Solide Tumoren, Hämoblastosen; neue Möglichkeiten der Chemotherapie. Band 1–3. Kehrer, Freiburg i. Br. 1977–1980.
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Einzelnachweise

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  1. a b The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals. 14. Auflage. Merck & Co., Whitehouse Station, NJ, USA, 2006, ISBN 0-911910-00-X, S. 582.
  2. Eintrag zu Doxorubicin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 25. Juni 2019.
  3. a b c Datenblatt Doxorubicin hydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 29. Mai 2022 (PDF).
  4. Eintrag zu Doxorubicin in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  5. S. Ayla, I. Seckin u. a.: Doxorubicin induced nephrotoxicity: protective effect of nicotinamide. In: International journal of cell biology. Band 2011, S. 390238. doi:10.1155/2011/390238. PMID 21789041. PMC 3140777 (freier Volltext).
  6. B. Kunkel, M. Kaltenbach, Paul Schölmerich: Erkrankungen des Endokards, Myokards und Perikards, Herztumoren und Herztraumen. In: Rudolf Gross, Paul Schölmerich, Wolfgang Gerok (Hrsg.): 1000 Merksätze Innere Medizin. Schattauer, Stuttgart/New York 1971; 4., völlig neu bearbeitete Auflage ebenda 1989 (= UTB für Wissenschaft / Uni-Taschenbücher. Band 522), ISBN 3-7945-1282-0, S. 90–96, hier: S. 93.
  7. Myocet liposomal (previously Myocet), EMA, abgerufen am 1. April 2022.
  8. Caelyx pegylated liposomal, EMA, abgerufen am 1. April 2022.